Aktiv oder passiv
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Passive Anlagen in Form von Indexfonds, -zertifikaten oder börsengehandelten Fonds (ETFs) werden zunehmend als kostengünstige Alternative zu aktiv gemanagten Investmentprodukten gewählt.
Dem aktiven Fondsmanager geht es darum, durch die gezielte Auswahl von Wertpapieren, die er für besonders attraktiv hält, und/oder in Orientierung an charttechnischen Handelssystemen eine bessere Rendite als der breite Markt zu erwirtschaften. Ziel ist es, durch die Analyse von Einzeltiteln, Branchen und volkswirtschaftlichen Trends Ineffizienzen am Markt (Unter- und Überbewertungen) aufzuspüren und die passenden Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen.
Passive Manager streben eine Wertentwicklung im Einklang mit dem Index an. Sie treffen keine eigenständigen Anlageentscheidungen, sondern richten sich bei der Zusammenstellung des Portfolios nach einem Index (Benchmark), der den breiten Markt oder einen bestimmten Anlagebereich repräsentiert. Aus Kostengründen geht es dabei normalerweise nicht um eine vollständige Nachbildung, sondern eine möglichst gute Annäherung an das Indexprofil.
Zwischen diesen beiden Polen gibt es aber auch Mischformen wie das sog. Enhanced Indexing, das kleine Abweichungsspielräume von der Benchmark einräumt, oder das eher ungewollte Closet Indexing (d.h. vermeintlich aktive Manager, die sich kaum von der Benchmark wegbewegen).
Kostenvorteil
Vorteilhaft an der indexorientierten Anlage ist die geringere Kostenbelastung. Dies betrifft die Gebühren für die Verwaltung, den Ausgabeaufschlag, aber auch die Transaktionskosten, die durch den Kauf und Verkauf von Wertpapieren entstehen. Für die aktive Verwaltung fällt (unabhängig von der Leistung) eine jährliche Managementgebühr an. Der hohe Research- und Personalaufwand ist ebenso zu finanzieren wie der Vertrieb, der meist einen Teil vom Kuchen abbekommt. Die Managementvergütung lässt sich zwar auch bei vielen passiven Investments nicht umgehen, ist bei diesen aber um einiges geringer. Börsengehandelte Fonds auf den Euro Stoxx 50 sind bei Anbietern wie Indexchange oder Barclays Global Investors mittlerweile für eine Verwaltungsgebühr von jährlich 0,15% zu haben. Dagegen sind es bei aktiv gemanagten Eurolandfonds im Durchschnitt 1,2% p.a.
Ganz so günstig sind Indexfonds im Gegensatz zu ETFs nicht, zumal in der Regel ein Ausgabeaufschlag anfällt. Dies ist zwar bei ETFs nicht der Fall (im Börsenhandel), doch müssen stattdessen Spesen für die Bank oder den Broker sowie die Geld-Brief-Spannen, d.h. die Differenz zwischen An- und Verkaufskursen, berücksichtigt werden.
Um die Indexperformance überhaupt zu erreichen, müssen die Kosten erst einmal wieder eingefahren werden. Daher liegen auch passive Fonds meist leicht unter der Benchmark. Für aktive Verwalter gilt das erst recht. Die Kostenbelastung lässt viele an der Benchmark scheitern, selbst wenn sie sonst richtig Entscheidungen treffen. Umso ärgerlicher für den Anleger, wenn sie dann auch noch daneben liegen. Hauptsächlich daran entzündet sich die Kritik an der aktiven Strategie.
Wenig Mehrwert durch aktives Management in Standardbereichen
In vielen Marktbereichen gelingt es Fondsmanagern kaum mehr, Informationsvorteile zu erzielen und diese in eine Überrendite gegenüber der Benchmark umzumünzen. Globale Blue Chips stehen unter so starker Beobachtung, dass diese Märkte als sehr effizient gelten. Mehr ist für den Fondsmanager herauszuholen, wenn er sich in weniger bekannten Bereichen tummelt: Nebenwerte oder Schwellenländer bieten hier noch eine interessante Spielwiese. Zumal in manchen dieser Anlageklassen keine oder eher einseitig ausgerichtete Indizes zur Verfügung stehen, mit denen sich gesetzliche Anlagerichtlinien nicht umsetzen lassen.
Indexstrategien im Abwärtstrend dem Markt ausgeliefert
Während Anleger mit passiven Investments das Risiko vermeiden, deutlich hinter dem Markt herzuhinken, kehrt sich dieser Vorteil in Abwärtstrends zum Nachteil um. Eine Erhöhung der Kassequote ist in passiven Fonds nicht vorgesehen. Dagegen kann der aktive Manager den Investitionsgrad senken, um Kursverluste zumindest teilweise abzumildern.
Ähnliches gilt für die Auswahl der Einzeltitel. Für die Aufnahme in einen Index muss ein Unternehmen nicht als „attraktive“ Anlage (nach welchen Kriterien auch immer) gelten. Andere Faktoren wie die Marktkapitalisierung spielen hier die entscheidende Rolle. So kann es passieren, dass Skandalunternehmen wie Enron oder Worldcom in Indizes und damit auch passiven Portfolios vertreten waren. Ein aktiver Manager hätte solche Unternehmen nicht erwerben müssen. Das bedeutet leider nicht, dass sie nicht trotzdem in vielen aktiv gesteuerten Produkten auftauchten.
Unternehmen mit einer guten Kursentwicklung steigern ihr Gewicht im Index, während Kursverlierer auch gewichtungsmäßig zurückfallen. Daher fällt es schwer, mit einem Indexprodukt antizyklisch zu investieren, was die Auswahl der Einzeltitel angeht. Der Manager ist vielmehr gezwungen, Aktien weiter zu kaufen, selbst wenn sie als überbewertet gelten, solange der positive Kurstrend anhält.
Während das Anlagespektrum von aktiven Fonds sehr breit ist, liegt der Schwerpunkt bei Indexinvestments auf den Large Caps der etablierten Aktienmärkte, auch wenn die Indexierung zunehmend in andere Bereiche (z.B. Rohstoffe) vordringt und es auch eine Auswahl an Nebenwerte- und Branchenvehikeln gibt. Andererseits sind Modeprodukte kein Privileg der traditionellen Fondsindustrie mehr, wie sich beispielsweise an ETFs zum Thema Dividende ablesen lässt.
Core-Satellite
Welche Schlussfolgerung kann der Anleger daraus ziehen? Beispielsweise diejenige, Standardbereiche über passive Produkte abzudecken und es in weniger effizienten Märkten mit aktiven Fonds zu versuchen. Diese als Core-Satellite-Ansatz bezeichnete Strategie wird von vielen institutionellen Anlegern verfolgt. Für das Kernportfolio bietet sich eine Mischung verschiedener Regionenprodukte an, mit denen sich bekannte europäische, amerikanische oder japanische Indizes abbilden lassen. Innerhalb einer Region, z.B. Europa, muss man sich zunächst für ein bestimmtes Marktbarometer entscheiden. Unterschiede gibt es beispielsweise in der Anzahl der Indexmitglieder und deren Gewichtung. Dadurch kann es zu Abweichungen in der Branchen- und Länderaufteilung kommen.
Der Dow Jones STOXX 50 (SM)(EX) orientiert sich am gleichnamigen Dow Jones Index und deckt damit 50 europäische Blue Chips ab. Größte Werte sind BP, HSBC und Total, größte Branchen Banken, Energie und Gesundheitswesen. Die jährliche Managementvergütung liegt bei 0,5%, die letzte Gesamtkostenquote bei 0,52%. Der Ausgabeaufschlag beträgt (nur bei außerbörslichem Handel) 2%.
Einen Indexfonds auf einen anderen bekannten Vergleichsmaßstab für europäische Aktien, den MSCI Europa, bietet die zur Union Investment gehörende Unico mit dem UNICO i-tracker MSCI Europe. Das Portfolio umfasst derzeit über 550 europäische Unternehmen, wiederum angeführt von BP, HSBC und GlaxoSmithKline, aber in relativ kleineren Gewichtungen. Größte Branchen sind Finanzwerte, gefolgt von Konsumgütern und Energie. Der Ausgabeaufschlag beträgt 2%, soweit das Produkt nicht über die Börse erworben wird. Die Verwaltungsgebühr liegt derzeit bei jährlich 0,5%, die Gesamtkostenquote allerdings schon bei 1,11%.
Blickt man auf den amerikanischen Markt, so bietet iShares (Barclays) für den Standardindex S&P 500 den iShares S&P 500. Zu den größten Positionen zählen Exxon Mobil, General Electric und Microsoft, zu den wichtigsten Branchen Finanzwerte, Technologie und Gesundheitswesen. Für das Management werden 0,35% p.a. berechnet, die Gesamtkostenquote beträgt 0,4%. Indexprodukte sind außerdem für US-Benchmarks wie den Dow Jones Industrials oder Nasdaq 100 erhältlich.
In Japan sind u.a. Fonds auf den Nikkei oder den MSCI Japan erhältlich. Der UBS-ETF DJ Japan Titans 100 ermöglicht die Anlage in 100 großkapitalisierte japanische Unternehmen, darunter Toyota, Mitsubishi und Mizuho. Am stärksten vertreten sind Konsumgüterhersteller, gefolgt von Finanztiteln. Als Verwaltungsvergütung werden 0,50% p.a. fällig.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.