Kommentar
16:29 Uhr, 12.02.2010

Aktienübergewichtung erst, wenn die Kurse nachgeben

Das Drama auf den Rentenmärkten europäischer Peripherieländer beherrschte die Stimmung der Anleger. Die Aktienindizes der Industrieländer fielen auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2009. Wir haben Aktien weiterhin neutral gewichtet. In Anbetracht der verhaltenen Wachstumsaussichten und der Tatsache, dass ein Großteil der positiven Nachrichten unserer Ansicht nach bereits eingepreist wurde und sich die vorgeschlagenen Bankensteuern und eine verschärfte Regulierung eher negativ auf den Markt auswirken werden, halten wir diese Einstellung für gerechtfertigt. Erst ein Kursrückgang von ca. 5 % würde uns dazu bewegen, Aktien überzugewichten.

Die Märkte haben die größtenteils positiven Nachrichten über Unternehmensgewinne nicht berücksichtigt. Gewinne, die durch Kostensenkungen erzielt wurden, lassen sich langfristig nicht aufrechterhalten. Nachhaltiger sind hingegen Gewinne aufgrund von Umsatzsteigerungen. Wir sehen die Gewinnaussichten daher weiterhin positiv. Unserer Ansicht nach ist die Marktstimmung in den negativen Bereich umgeschlagen. Aus der Sicht unseres Contrarian-Ansatzes ist dies ebenso positiv für Aktien, wie das derzeit überverkaufte Kursniveau. Dennoch sind wir noch nicht bereit, Aktien überzugewichten. Die Probleme auf dem europäischen Rentenmarkt sind noch nicht gelöst und Pläne für eine verschärfte Regulierung der Banken könnten negative Auswirkungen haben. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das politische Gerangel um eine Rettungsaktion für das überschuldete Griechenland. Die Pläne der US-Regierung, eine Bankensteuer zu erheben und den Eigenhandel der Banken zu beschneiden könnten sich zwar langfristig positiv auswirken, hätten aber möglicherweise auch eine Verlangsamung der Kreditvergabe und eine Verringerung der Marktliquidität zur Folge.

Enttäuschend war in den USA der Abbau von 20.000 Arbeitsplätzen. Dennoch waren Zeichen für eine Verbesserung des Arbeitsmarktes zu erkennen. Frühindikatoren wie Zeitarbeit und die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit stiegen wieder. Ab dem Frühjahr wird sich die Arbeitsmarktlage vorübergehend verbessern, da die Regierung Mitarbeiter für die Volkszählung benötigt. Gleichzeitig wies der „Household Survey“ einen Rückgang der Arbeitslosigkeit aus. Aufgrund des aggressiven Stellenabbaus, stieg die Produktivität im vierten Quartal scharf an. Gleichzeitig waren die Lohnstückkosten rückläufig. Deswegen kann man hoffen, dass sich sowohl Neueinstellungen als auch Investitionen positiv entwickeln werden. Die Arbeitsmarktlage verbessert sich jedoch deutlich langsamer als die Wirtschaftslage im allgemeinen. Die hohe Arbeitslosigkeit belastet weiterhin die Gehaltsentwicklung. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Arbeitslosmeldungen seit Jahresbeginn zunimmt.

Das Geschäftsklima für kleine Unternehmen in den USA verbesserte sich, ist aber weiterhin recht pessimistisch. Kleinere Firmen bauten weiterhin Stellen ab, wenn auch in geringem Ausmaß. Sie empfanden die Kreditsituation als schlecht und nur wenige unter ihnen waren zu Gehaltserhöhungen bereit. Diese Umfrageergebnisse bilden einen Gegensatz zur Entwicklung des amerikanischen Einkaufsmanagerindex ISM, der in den letzten Monaten deutlich anstieg, und zu Statistiken aus denen hervorgeht, dass die Banken die Standards für die Kreditvergabe so gut wie nicht mehr verschärfen. Die beiden letzteren Erhebungen berücksichtigen jedoch in erster Linie größere Unternehmen und Banken, die Zugang zu den Finanzmärkten haben. Für große Teile der US-Wirtschaft scheint die Krise noch nicht überwunden zu sein.

Japans Economy Watchers’ Survey, ein wichtiger Frühindikator, verbesserte sich weiter. Nach deutlichen Rückgängen im Oktober und November letzten Jahres, hatte dieses Konjunkturbarometer Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung aufkommen lassen. Obwohl dieser Rückgang noch nicht ganz wieder aufgeholt werden konnte, weist der Indikator jedoch inzwischen auf ein stärkeres BIP-Wachstum hin. Auftragseingänge für alle Arten von Maschinen stiegen im Dezember um 21,2%. Damit kehrte dieser Indikator auf das Jahr bezogen in den Bereich der schwarzen Zahlen zurück. Auch die Binnennachfrage scheint sich zu verbessern. Gleichzeitig ging die Arbeitslosenquote zurück. In Deutschland, dessen wirtschaftliche Erholung ebenfalls von der Entwicklung des Exportgeschäfts abhängt, war die Industrieproduktion rückläufig. Der Rückgang der Auftragseingänge war im Exportgeschäft wesentlich deutlicher zu spüren. Trotzdem sind wir nicht der Ansicht, dass die wirtschaftliche Erholung Deutschlands zum Stillstand gekommen ist. Vielleicht handelt es sich eher um negative Auswirkungen der kalten Wetterlage. Konjunkturbarometer wie der Ifo-Index und der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe weisen auf eine weitere Verbesserung der Wirtschaftslage hin.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe, die zur BNP Paribas Group gehört. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 163,5 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2009).

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