Kommentar
12:07 Uhr, 05.03.2007

Aktienmarktverluste stützen Yen

Yen profitiert von fallenden Aktienkursen

Während in der letzten Woche die Aktienmärkte weltweit kräftige Verluste in Kauf nehmen mussten, konnte neben dem Schweizer Franken auch der Yen von der gestiegenen Volatilität profitieren und deutlich gegenüber anderen Währungen aufwerten. Dabei ist nicht auszuschließen, dass einige Marktteilnehmer Positionen in so genannten „carry trades“ aufgelöst haben. Allerdings ist es nicht zu einer breiten Auflösung dieser Positionen gekommen, denn dafür waren die Wechselkursbewegungen nicht ausgeprägt genug. Es gibt mindestens einen historischen Vergleichsmaßstab: Im Oktober 1998 kam es im Zuge der Auflösung von carry trades in wenigen Tagen zu einer Yen-Aufwertung um rund 20 Yen gegenüber dem US-Dollar.

Konjunktur/Inflation: Inflation weiter niedrig

Für das Schlussquartal 2006 wurde ein unerwartet starkes BIP-Wachstum von 4,4 % qoq (annualisiert) veröffentlicht, was wir als Rückprall auf das eher schwache Vorquartal interpretieren. Als Haupttreiber entpuppte sich der private Verbrauch, der zuvor noch die größte Wachstumsbremse darstellte. Die jüngsten Konjunkturdaten zeichnen jedoch ein gemischtes Bild: Während Zahlen zu Produktion und Einzelhandel eher enttäuschten, zeigten Arbeitsmarktdaten und Stimmungsindikatoren keinen solchen negativen Trend. Die Inflation wies im Januar eine absolute Stagnation auf (siehe Schaubild auf der nächsten Seite), bedingt vor allem durch die sich weiter moderierende Entwicklung bei den Energiepreisen. Zwar ist deren Inflationsbeitrag weiterhin positiv, hat aber über die letzten Monate sukzessive abgenommen.

BoJ: Nach der Zinserhöhung vorerst „on hold“

Nachdem sich die Bank of Japan im Januar politischem Druck gebeugt hatte und von einer Leitzinsanhebung absah, erhöhte sie im Februar nun ihren Leitzins auf 0,5 %. Die jüngsten Inflationsdaten dürften für die BoJ keine Überraschung darstellen und sie nicht von ihrem grundsätzlichen Kurs höherer Zinsen abbringen. Im Statement zu ihrer Zinserhöhung hat die BoJ ihren mittelfristigen Inflationsausblick beibehalten. Sie geht unverändert von steigenden Inflationsraten aus. Wir erwarten für die nächsten Monate keine Leitzinserhöhungen, bleiben aber bei unserer Einschätzung, dass die BoJ eine weitere Normalisierung anstrebt und daher den Leitzins ab der Jahresmitte weiter anheben wird.

Externe Position: Von Finanzströmen überlagert

Ein Blick auf die rudimentäre Zahlungsbilanz und den Verlauf des effektiven Wechselkurses zeigt, dass für den Yen derzeit nicht ökonomische Fundamentaldaten der Haupttreiber der Kursentwicklung sind. Während sich die Zahlungsbilanz sukzessive erholte, gab der Yen sogar noch weiter nach. Die Aktivitäten von Finanzinvestoren überlagern u.E. nach derzeit die Yen-stützenden Kräfte, die von den fundamentalen Faktoren ausgehen.

Finanzmärkte: Verringerte Shortpositionen

Gleichwohl hat sich die pessimistische Grundeinstellung der spekulativen Anleger an der Chicago Mercantile Exchange (CME) in den vergangenen Wochen ein wenig aufgehellt. Zwar verringerten die Anleger ihre Netto-Shortpositionen um gut ein Drittel, allerdings sind die Positionierungen immer noch weit davon entfernt, ausgeglichen zu sein. Ein Grund für die jüngste Entwicklung könnte die Leitzinsanhebung der BoJ gewesen sein: Spekulanten dürften einen Teil der Gewinne aus ihren Positionen mitgenommen und damit hohe Leerpositionen verringert haben. Solange sich die BoJ jedoch nicht zu einem klaren Leitzinserhöhungszyklus entschließt, dürften die Yen-Shortpositionen bestehen bleiben.

Prognose

Zwar spricht die Aussicht auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung für eine Aufwertung des Yen. Dennoch belasten weiterhin die Mittelabflüsse in ausländische Vermögenswerte. Mittelfristig sollte die Fundamentalsituation wieder die Oberhand gewinnen und so zu einer Befestigung des Yen beitragen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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