Kommentar
15:52 Uhr, 13.12.2021

Aktienmarkt: Was, wenn sich die Notenbank irrt?

Für Anleger ist eine geldpolitische Fehlentscheidung der Notenbank die größte Gefahr. Nicht alle Sektoren leiden unter einer Fehlentscheidung gleichermaßen. Manche profitieren sogar.

Erwähnte Instrumente

  • SPDR MSCI USA Small Cap Value Weighted UCITS ETF - WKN: A12HU5 - ISIN: IE00BSPLC413 - Kurs: 49,325 € (L&S)

Für viele Aktien spielt es eine große Rolle, ob die Zinsen angehoben werden oder nicht. Zuallererst denkt man an Banken. Bankaktien sagt man nach, dass sie von höheren Leitzinsen profitieren. Das greift etwas zu kurz. Bankaktien bewegen sich z.B. in den USA seit Monaten seitwärts. Diese Seitwärtsbewegung fällt mit einer Abflachung der Zinskurve zusammen. Generell kann man sagen, dass sich Bankaktien schwertun, wenn die Zinskurve (Differenz 10-jährige zu 2-jährigen Anleihen) abflacht. Eine abflachende Zinskurve ist grundsätzlich das schlechteste, was man sich für Bankaktien vorstellen kann. Banken refinanzieren sich kurzfristig, vereinfacht refinanzieren sie sich zu den Leitzinsen. Geld verdienen sie, indem sie langfristige Kredite vergeben, z.B. für den Immobilienkauf. Steigt der Leitzins und sinkt der langfristige Zins (=abflachende Zinskurve), sinkt die Marge, die Banken verdienen können.


Das erklärt unter andere, weshalb Bankaktien 2013 und 2014 kaum vom Fleck kamen und 2016 überdurchschnittlich stark fielen, während andere Sektoren, etwa Versorger, profitierten. Unternehmen, die kontinuierlich, aber gemächlich wachsen und hohe Dividenden ausschütten, sind immer dann interessant, wenn die langfristigen Zinsen sinken.

Aus diesem Grund können Versorgeraktien bei fallenden Langfristzinsen outperformen. Die gleiche Logik gilt für viele andere Sektoren. Fallende Langfristzinsen unterstützen auch Immobilienfonds, Telekom, Nahrungsmittel, Pharma und Haushaltsgüter. Diese Sektoren machen einen Großteil dessen aus, was unter Value zusammengefasst wird.

Value sollte also outperformen, wenn die Zinskurve abflacht. In der Breite ist das noch nicht zu beobachten. Relativ zu Wachstumsaktien hinkt der S&P 500 Value Index immer noch hinterher (Grafik 2). Im Gegensatz dazu zeigt sich bei Small Caps bereits die Outperformance von Value gegenüber Wachstum.


Die abflachende Zinskurve impliziert, dass Anleger von einem geldpolitischen Fehler ausgeben. Die kurzfristigen Zinsen steigen. Diese folgen grundsätzlich dem Leitzins bzw. dem erwarteten Leitzins. Langfristige Zinsen folgen den Erwartungen der Anleger und Langfristzinsen tendieren eher nach unten als nach oben. Zukünftig wird eine Wachstumsverlangsamung erwartet.

Eine Erwartung muss sich nicht erfüllen. Bisher erwarten Anleger lediglich einen geldpolitischen Fehler. Passiert ist er noch nicht. Wenn er aber passiert, der Gesamtmarkt korrigiert und viele Sektoren unter langsamen Wirtschaftswachstum leiden, gibt es auch einige Gewinner. Das ist vor allem Small Cap Value.

Unabhängig von einem möglichen geldpolitischen Fehler halte ich ohnehin den SPDR MSCI Small Cap Value ETF (ISIN IE00BSPLC413). Wenn am Mittwoch ein geldpolitischer Fehler offensichtlich wird, ist die Position kein Schaden. Der ETF sollte den Markt in diesem Fall outperformen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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