Kommentar
08:51 Uhr, 27.11.2018

Aktienmarkt: War es das oder geht die Korrektur erst richtig los?

Die neue Woche beginnt mit dicken Pluszeichen. Kaufpanik im Abwärtstrend ist nichts Ungewöhnliches und sollte nicht überbewertet werden. Ein sehr zuverlässiger Indikator schaltet nämlich erst jetzt auf Rot.

Der Aktienmarkt ist immer wieder für Überraschungen gut. Es heißt, die Kurse bewegen sich so, dass für die größtmögliche Anzahl an Anlegern der größtmögliche Schmerz entsteht. Etwas Wahres ist da schon dran. Das Kursgeschehen führt selbst erfahrene Anleger immer wieder hinters Licht. Als Anleger hat man unzählige Indikatoren zur Verfügung, um zu erraten, wohin es den Markt treiben wird. Ein solcher Indikator sind etwa die Renditen von Ramschanleihen. Die Renditen steigen zuverlässig vor einer Korrektur oder einem Bärenmarkt an.

Unternehmen, deren Bonitätsrating nicht mehr im Investment-Bereich notiert, reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen in der Realwirtschaft. Sie sind hoch verschuldet und haben eine geringe Ertragskraft. Gibt es auch nur die Andeutung eines Abschwungs, wird es kritisch. Investoren verlieren schnell das Vertrauen und verkaufen Ramschanleihen. Die Renditen steigen.

Es muss nicht immer die gesamte Wirtschaft betreffen. 2014 stieg die Rendite rasch an. Das war vor allem auf Rohstoffunternehmen zurückzuführen, die mit niedrigen Preisen kämpften. Bis dieses Dilemma den Gesamtmarkt erreichte, verging ein ganzes Jahr.

Ramschanleihen zeigen früh an, ob es irgendwo Probleme in der Realwirtschaft gibt. Probleme in der Realwirtschaft kommen auch auf dem Aktienmarkt irgendwann an. Nun hatten wir allerdings in diesem Jahr eine außergewöhnliche Konstellation.

Zunächst gab es die Korrektur zu Jahresbeginn. Die Renditen hat das nicht beeindruckt. Als Anleger konnte man sich recht sicher sein, dass es keine unbemerkte Schieflage in der Wirtschaft gibt. Es war einfach nur eine gesunde Korrektur nach einer ziemlich euphorischen Phase.

Die Renditen stiegen im Vorfeld der jetzt andauernden Korrektur nicht an. Das war ein Grund, weshalb ich relativ lange optimistisch blieb. Nun haben wir aber das Signal. Die Renditen von Ramschanleihen springen an. Normalerweise tun sie das vor der Korrektur und nicht nachdem Aktien bereits gefallen sind. Das ist ziemlich ungewöhnlich.

Es ist auch nicht ganz klar, wie das nun zu interpretieren ist. Die für Anleger ungünstigste Konstellation: die Korrektur hat aus diffusen Gründen begonnen und war nicht durch Ängste vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage getrieben. Nun kommen diese Ängste hinzu und die eigentliche Korrektur beginnt gerade erst.

Die positive Variante gibt es auch. Anleger haben dieses Mal auf dem Anleihemarkt ausnahmsweise die Eintrübung der Wirtschaftslage verschlafen. Der Aktienmarkt war einfach schneller und hat inzwischen einen Großteil der Korrektur hinter sich während der Anleihemarkt Aufholbedarf hat.

So oder so, Rendite und Aktienmarktperformance gehen Hand in Hand (Grafik 2). Im Vergleich zur Aktienmarktentwicklung haben Renditen einiges aufzuholen und nicht umgekehrt. Das ist zumindest meine Interpretation. Ich bleibe also Optimist und gehe nach wie vor nicht von einer katastrophalen Entwicklung aus. Weltuntergangsszenarien wie sie teils zu lesen sind, halte ich für maßlos übertrieben.

Autor: Clemens Schmale

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