Kommentar
17:30 Uhr, 01.04.2020

Aktienmarkt: Sind die Erholungen seit den Tiefs nur Bärenmarkt-Rallys?

Von den Tiefs haben wir uns schon deutlich erholt, obwohl die Nachrichtenlage weiter eher schlecht ist.

Der Aktienmarkt verlangt Anlegern viel ab. Erst erleben viele den Crash ihres Lebens. Der Aktienmarkt fiel so schnell und so weit wie zuletzt 1929. Dann kommt eine Rally, die Indizes regelrecht nach oben schleudert. Der Dax gewann fast 25 % hinzu, der S&P 500 ein Fünftel. Auch das erlebt man nicht häufig. Anleger, die schon lange auf interessante Einstiegskurse gewartet haben, fragen sich nun an manchen Tagen (heute wohl eher nicht), ob ihnen die Kurse davoneilen. Da hilft es auch nicht, dass die Meinungen von Investmentbanken weit auseinandergehen. Die einen haben schon das Tief verkündet, die anderen warnen vor einem neuerlichen Rücksetzer.

Da der Markt so rasant gestiegen ist kann man fast gar nicht glauben, dass nach so einer Rally noch einmal ein größerer Rücksetzer kommen soll. Irgendwie wirkt das unwahrscheinlich. In diesem Fall liegen die Nerven von Anlegern wieder blank. Es geht Angst um. Diesmal nicht wegen möglicher Kursverluste, sondern die Angst ,den nächsten Bullenmarkt zu verpassen.

So ungewöhnlich das Kursverhalten vielleicht wirken mag und so sehr man versucht ist, der Rally hinterherzulaufen, man sollte erst einmal durchatmen. Aktuell ist am Kursverlauf nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil sogar, das Muster gleicht früheren Crashs mit anschließender Bärenmarktrallye (Grafik 1).


Es ist nicht nur der Kursverlauf an sich, der sich ähnelt. Die Marktbreite verhält sich heute fast deckungsgleich zur Markbreite im Jahr 2008 (Grafik 2). Die Marktbreite kann man auf viele Arten messen. In diesem Fall ist es der Anteil an allen S&P 500 Aktien, die oberhalb ihrer 200-Taglinie notieren. Das sind derzeit weniger als 10 %.

2008 kam die Bärenmarktrallye mit einem leicht ansteigender Marktbreite etwas später als heute. Die Parallelen sind dennoch frappierend. Auch bei der Volatilität ist das Muster ähnlich (Grafik 3). Es ist ganz normal, dass ein Abverkauf von ruhigeren Phasen unterbrochen wird.

Es ist schwer, einer Bärenmarktrally zu widerstehen. Man kann sich schließlich nie sicher sein, ob der Markt nicht doch gerade wieder nachhaltig nach oben gedreht hat. Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht, dass der Markt nicht doch wieder nach oben durchzieht. Es ist nur sehr unwahrscheinlich.

Das unterscheidet Korrekturen von Bärenmärkten. Die Lage ist trotz aller Bemühungen von Notenbanken und Regierungen schlecht. Eine Bärenmarktrally vermittelt einen anderen Eindruck. Davon sollte man sich nicht irritieren lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Rücksetzer kommt, ist hoch. Vielleicht hat die nächste Verkaufswelle sogar gerade schon begonen.

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1 Kommentar

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  • Soul Food
    Soul Food

    Ich würde mal sagen, wenn man ganz realistisch auf die Situation blickt, es wird die größte Krise die wir je erlebt haben, sofern wir nicht weit vor 1929 geboren waren und noch leben sollten. Mal den aktuellen Artikel von dem Kollegen von Herrn Schmale , Herrn Baron lesen, er beschreibt das Problem sehr gut und ist m. E. noch sehr dezent in seinen Hinweisen, was der Wirtschaft den Börsen und uns noch blüht.

    Es bleibt nur, das beste daraus zu machen und vor allem, gesund bleiben, das wünsche ich uns allen.

    18:19 Uhr, 01.04. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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