Kommentar
10:07 Uhr, 02.11.2020

Aktienmarkt-Rally nach US-Wahl?

Morgen wird in den USA gewählt. Der Aktienmarkt war im Vorfeld schwach. Folgt der Wahl die übliche Nachwahlrally?

Seit zwei Wochen konsolidiert der Aktienmarkt, aus guten Gründen. Anleger glaubten nicht, dass Regierungen noch einmal zu Lockdowns greifen würden. Die meisten Länder versuchen harte Lockdowns zu vermeiden, doch das gelingt nicht überall. Damit droht eine Wiederholung vom Frühjahr. Eine bereits geschwächte Wirtschaft wird durch einen zweiten Lockdown großen Schaden nehmen. Die Nervosität der Anleger ist also durchaus gerechtfertigt. Die Schwäche trifft auch noch auf die US-Wahlen. Diese sind ein großer Unsicherheitsfaktor. Dabei geht es weniger darum, wer die Wahl gewinnt. Tendenziell ist die US-Börse in den Wochen vor der Wahl schwach. Im durchschnittlichen Verlauf geht es über Wochen langsam nach unten. Kurz vor der Wahl, wenn der Sieger schon mehr oder minder feststeht, geht es aufwärts. Dieser Trend hält sich meist bis Jahresende. Der Grund für die positive Performance nach der Wahl ist nicht der Wahlgewinner. Es geht allein darum, dass die Unsicherheit wegfällt. Daher ist es bisher eine gute Wette gewesen kurz vor den Wahlen in den Markt einzusteigen. In diesem Jahr könnte das anders sein. Der aktuelle Verlauf weicht erheblich vom Durchschnitt ab.


Das Problem bei dieser Wahl ist, dass das Ergebnis wochenlang auf sich warten lassen könnte. Ist das Ergebnis nicht absolut eindeutig, wird die Wahl vor Gericht entschieden. Nachzählungen und Verfahren können dazu führen, dass das Ergebnis erst mehrere Wochen nach der Wahl feststeht.

Das ist eine lange Zeit der Unsicherheit und keiner weiß, ob es in der Zwischenzeit zu Protesten oder gar regelrechter Aufruhe kommt. Daher fällt es schwer auf den normalen Verlauf der Dinge zu setzen, also eine Rallye sobald die Wahl vorüber ist.

Ganz ohne Beispiel ist der Verlauf in diesem Jahr nicht. 1956 und 1960 waren sehr ähnlich (Grafik 2). 1960 war das Ergebnis sehr knapp. Am Ende setzte sich die übliche Rallye durch. Da das politische Klima in diesem Jahr besonders aufgeheizt ist, kann man darauf nicht zählen.


Der Aktienmarkt hat auch nicht nur die Wahl, um die er sich Sorgen machen muss. Früher oder später endet die Unsicherheit in Bezug auf Wahlen zwangsweise. Wie auch immer die Börse auf die Unsicherheit reagiert, mittelfristig wird die Unsicherheit wieder ausgeglichen. Ein Wahlergebnis kommt ja, wenn manchmal auch einfach etwas später.

Die Wahl beeinflusst den Aktienmarkt, aber die Sorgen über die Wirtschaft dürften größer sein. Der Wahltermin oder der erwartete Ausgang sollte die Anlageentscheidung nicht beeinflussen. Andere Faktoren spielen eine größere Rolle. Derzeit konsolidiert der Markt wegen der zweiten Coronawelle. Daran kann auch die Wahl nichts ändern.

Heißt das nun kaufen oder verkaufen? Das kommt auf den Zeithorizont an. Wer mit der Motivation kauft, dass sich die Unsicherheit nach der Wahl schlagartig legt und man schnell Gewinne einfahren kann, geht eine Wette ein. Die Chancen sind etwa die eines Münzwurfs. Das ist keine Strategie, das ist Casino. Wer hingegen einen längeren Zeithorizont als ein paar Tage hat und den Blick auf 2021 richtet, kann kaufen, wenn man Volatilität aushalten kann.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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