Aktienmarkt: Panik wegen steigender Zinsen!
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Chart 1 sagt eigentlich schon alles. Dargestellt sind die Langfristzinsen jener Länder, die vom „massiven“ Zinsanstieg betroffen sind. Der Anstieg ist zwar wahrnehmbar, aber in Anbetracht der Historie ziemlich unspektakulär. Der Zinsanstieg, der sich Ende 2016 ereignete, war da schon deutlich beeindruckender.
Nun kann man natürlich dagegenhalten: die Bewegung steht noch ganz am Anfang. Geht es so weiter, wird es allemal ungemütlich und auch schädlich für den Aktienmarkt.
Darauf würde ich nicht unbedingt wetten. Das Zinsniveau ist historisch gesehen immer noch niedrig und so schnell ändert sich das auch nicht. Das letzte markante Zinshoch gab es während des Taper Tantrums 2013. Anleger befürchteten, dass die Fed nicht nur einfach QE beenden würde, sondern danach auch gleich die Zinsen kräftig anhebt. Weder das eine noch das andere ist so eingetreten.
Damals gab es aber zweifellos eine kleine Zinsanstiegspanik. Heute kann man davon (noch) nicht reden. Bis das Niveau aus 2013 wieder erreicht ist, dauert es auch noch eine Weile. Grafik 2 gibt darüber Aufschluss. Sie zeigt, um wie viel tiefer die Zinsen derzeit noch in den einzelnen Ländern stehen.
In Großbritannien müsste die Rendite der 10-jährigen Anleihen noch um 1,5 Prozentpunkte ansteigen, damit das Niveau aus 2013 wieder erreicht wird. In Deutschland sind es noch 1,2 %, in der Schweiz fast 1 % und in Kanada noch 0,5 %. Am nächsten kommen US-Anleihen an das Niveau aus 2013 heran.
Damals zuckte der Aktienmarkt nicht einmal mit den Schultern. Wieso Aktien nun zusammenbrechen sollen, obwohl die Zinsen noch Meilen unterhalb des Panikhochs aus 2013 stehen, ist mir unbegreiflich.
Der Markt befindet sich ja nun zweifellos in einer korrektiven Bewegung. Die Bewegung bei den Zinsen ist bisher zu klein, um wirklich Auslöser sein zu können. Hier scheint eine Crashfantasie herbeigedichtet zu werden.
Für mich sieht die Sache nach wie vor nach einer ganz gewöhnlichen Korrektur aus, die einsetzt, weil Anleger in den letzten Monaten einfach zu euphorisch waren. Meine Vermutung bleibt, dass der Markt noch einmal nach oben dreht, bevor wir die große Trendwende (Bärenmarkt) sehen werden.
Mag sein, dass ich die Sache hoffnungslos unterschätze und einfach nur blind bin. Bei einem Blick auf die Renditeentwicklung in den letzten Jahren wie in Grafik 1 erscheint die herbeigeredete Zinspanik jedoch geradezu unseriös.
Clemens Schmale
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