Kommentar
11:09 Uhr, 26.01.2010

Aktienmarkt kann von guten Quartalszahlen nicht profitieren

Der noch zu Jahresbeginn vorherrschende Optimismus an den Kapitalmärkten ist vorerst verflogen. Nahezu alle großen Leitindizes mussten Verluste von vier Prozent hinnehmen. Die Quartalsberichtssaison, die eigentlich das Wochengeschehen hätte bestimmen müssen, war letztlich in den Hintergrund geraten. Obwohl fast 80 Prozent der 92 bisher berichteten Unternehmen des S&P 500 die Analystenschätzungen übertrafen, konnten die Kurse kaum davon profitieren. Von den 30 Werten des Dow Jones Industrial Average stieg lediglich die Notierung von Mc Donalds, deren Quartalszahlen begeisterten. Ansonsten fiel schon zu Beginn der Woche auf, dass gute Daten nicht mit Kurszuwächsen honoriert werden. Anleger verabschiedeten sich mehr und mehr aus Aktien, weil vor allem die allgemeine Risikoaversion wieder anstieg. Grund dafür waren drei Faktoren:
1. Obama mit Plänen zur Bankenregulierung

Zu Wochenbeginn standen noch die Milliardengewinne einiger US-Banken im Fokus. Nicht selten fiel der Jahresüberschuss höher als anfänglich erwartet aus. Die Tatsache, dass die Rückstellungen für Kreditrisiken nochmals angehoben wurden, sorgte indes nur für ein verhaltenes Interesse an Banktiteln. Einzig Wells Fargo, deren Erträge mehrheitlich aus dem Kerngeschäft mit Firmen- und Privatkunden stammen, konnte hier punkten. Morgan Stanley, Bank of America und allen voran Goldman Sachs verdienten den Großteil ihres Gewinns jedoch mit dem als volatil geltenden Investmentbanking-Geschäft. Wenn es nach US-Präsident Obama geht, soll damit demnächst Schluss sein. In einer Rede mit ungewohnt deutlichen Worten kündigte er an, Banken stärker regulieren zu wollen. Wichtig sei es dabei, Kreditinstitute derart zu beschränken, dass zukünftig nicht mehr die Gefahr bestehe, dass ein Haus zu groß sei, um es nicht in die geordnete Insolvenz zu schicken. Ferner forderte Obama, dass Banken ihr risikoreiches Profitstreben aufgeben sollten. Das könnte auch beinhalten, dass Eigenhandelsgeschäfte zukünftig radikal reglementiert werden. Angeführt vom Bankensektor wurden im Anschluss die Börsen auf Talfahrt geschickt. Auch in Europa kamen die Notierungen unter Druck. Die im Frühjahr anstehenden Wahlen in Großbritannien lassen befürchten, dass auch hier hart durchgegriffen werden könnte, um Wählerstimmen zu gewinnen. Auch die französische Regierung begrüßte die Pläne Obamas. Somit gehörten europäische Banken ebenfalls zu den größten Wochenverlierern. Die Aktien von Credit Suisse verloren 6,4 Prozent an Wert und für die Société Générale ging es 5,2 Prozent abwärts. Aus dem DAX gab die Deutsche Bank über vier Prozent nach.

2. Lage in Griechenland spitzt sich weiter zu
Zum allgemeinen Anstieg der Risikoaversion trug besonders die erneute Zuspitzung der Lage in Griechenland bei. Das überbordende Haushaltsdefizit von annähernd 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und die jüngsten Ratingherabstufungen mündeten in einer Diskussion um die Stabilität der Eurozone. Ein Auseinanderbrechen ist bislang nicht zu befürchten und auch ein freiwilliger Austritt Griechenlands schafft mehr Nach- als Vorteile. Ausländische Marktteilnehmer sind dennoch verunsichert und bevorzugen wieder verstärkt den Greenback. Mussten vor zwei Monaten noch 1,50 US-Dollar für einen Euro bezahlt werden, so sind es jetzt nur noch etwa 1,41 US-Dollar. Die Regierungen der Euro-Mitgliedsländer und besonders die EZB sind jedoch an einer schnellen und vor allem nachhaltigen Lösung der Probleme Griechenlands interessiert.

3. China tritt auf die Bremse
Letztlich konnte Anleger auch der Blick nach vorn nicht ermutigen. Eine Reihe von Konjunkturzahlen fiel erneut leicht schwächer aus. Hierzu zählten etwa die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone, der deutsche ZEW-Index oder auch der viel beachtete US-Philly-Fed-Index. Zu allem Überfluss lasteten auch noch negative Nachrichten aus China auf den Notierungen. Zwar wächst die Wirtschaft dort weiterhin stark, es droht aber nunmehr sogar eine Überhitzung. Die Regierung im Reich der Mitte erhöhte daher erneut die Zinsen für 3-Monatsgelder. Darüber hinaus wies sie Banken an, in diesem Monat nach Möglichkeit keine Investitionskredite mehr zu vergeben. Was volkswirtschaftlich Sinn macht, um eine mögliche Überhitzung und die damit verbundene Inflationsgefahr einzudämmen, stieß bei Investoren nicht auf Zuspruch. Diese befürchten ihrerseits nun wieder ein Abkühlen der Konjunktur und sehen darin auch eine Gefahr für die Erholung der Weltwirtschaft. Denn in den letzten Monaten galt China als das Zugpferd der beginnenden Stabilisierung.

In den kommenden Tagen bleibt also abzuwarten, in wie weit diese Themen aufgearbeitet werden können und ob die zweifelsohne auch positiv vorhandenen Daten wieder stärker an Gewicht gewinnen.
Ausblick

Auf der Unternehmensseite bleiben die Quartalsberichte das marktbeherrschende Thema. In dieser Woche werden auch erste Zahlen von DAX-Konzernen veröffentlicht.

Am Freitag geht der Blick in die USA. Dort wird die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal bekanntgegeben.

Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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