Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt
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Nach einem freundlichen Wochenauftakt gingen die internationalen Aktienmärkte wieder auf Talfahrt. Die amerikanische Börse gab dabei den Ton an. Hier hatten deutlich unter den Erwartungen liegende Konjunkturdaten, weitere Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor sowie negative Äußerungen von FED-Chef Ben Bernanke die Stimmung der Marktteilnehmer kräftig eingetrübt. Der Ölpreis tendierte über 100 USD pro Barrel, Gold erreichte neue Rekordmarken oberhalb von 970 USD pro Feinunze und der Euro notierte bei mehr als 1,50 USD.
USA: Zuletzt mit kräftigen Kursverlusten
Mit einem Plus von gut 300 Punkten an nur zwei Handelstagen startete der Dow Jones Industrial Average (DJIA) recht ambitioniert in die neue Handelswoche. Für Erleichterung sorgte vor allem, dass Standard & Poor's dem großen Anleiheversicherer MBIA nicht das Toprating "AAA" entzog. Auch Hoffnungen auf eine Rettung des Konkurrenten Ambac trieben die Kurse nach oben. Darüber hinaus hatte IBM ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 15 Mrd. USD angekündigt, was ebenfalls zur allgemeinen Stimmungsbesserung beitrug.
Der positive Grundton hielt jedoch nicht lange vor. Rezessionsängste und erneut negative Meldungen aus dem Finanzsektor verdarben den Anlegern die Stimmung und schickten die US-Märkte auf Talfahrt. Der DJIA verlor in den letzten beiden Handelstagen 428 Punkte, wodurch die negative Wochenbilanz besiegelt war. Auf konjunktureller Seite trübte sich das Bild weiter ein. So fiel der Chicago-Einkaufsmanagerindex (PMI) im Februar deutlich stärker als erwartet und das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan sank auf ein 16-Jahres-Tief. Inflation blieb ebenfalls ein Thema. Dies zeigte sich unter anderem an der Flucht ins Gold, das sich langsam der magischen 1.000-Dollar-Marke näherte. FED-Chef Ben Bernanke ließ in seiner Rede vor dem Kongress die Tür zu erneuten Zinssenkungen weit offen, was davon zeugt, dass die amerikanische Notenbank die Lage durchaus mit Besorgnis betrachtet. Zuvor hatte bereits Vizepräsident Donald Kohn auf die Konjunkturgefahren hingewiesen. Mit der Möglichkeit erneuter Leitzinssenkungen geriet der US-Dollar unter Druck, der gegenüber dem Euro auf ein Rekordtief von über 1,50 USD fiel.
Ben Bernanke hatte in seiner Rede aber nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung im Auge. Auch die Finanzmarktkrise war ihm ein Anliegen. Mit Äußerungen, dass einige kleinere Banken die Hypothekenkrise nicht überleben dürften, rüttelte er die Märkte auf und trug wesentlich zu den Kursrückschlägen bei. Belastend kam hinzu, dass American International Group (AIG) infolge der Kreditmarktkrise von tiefroten Zahlen im vierten Quartal berichtete. Das weltweit größte Versicherungsinstitut musste vor allem Abschreibungen im Derivate-Geschäft vornehmen. Marktteilnehmer hatten jetzt wohl wieder die Warnungen von Goldman Sachs vor Augen, dass weitere, milliardenschwere Abschreibungen im Finanzsektor noch ausstehen könnten.
Euroland: US-Vorgaben bestimmen die Tendenz
Die europäischen Aktienmärkte ließen sich von der trüben Stimmung in den USA anstecken und gingen nach anfänglich noch kräftigen Aufwärtsbewegungen ebenfalls auf Talfahrt. Zunächst hatten aber auch hier eher beruhigende Nachrichten aus dem US-Finanzsektor für Kauflaune gesorgt. Positiv wirkte sich zudem aus, dass das Emirat Katar in den kommenden zwei Jahren europäische Banktitel für zehn bis 15 Mrd. US-Dollar kaufen will. Der Staatsfonds des Landes hat sich bereits an Crédit Suisse beteiligt. Auch Übernahmespekulationen machten wieder die Runde und sorgten für Impulse. So wurde Lloyds TSB ein Interesse an den britischen Banken Alliance & Leicester oder Bradford & Bingley nachgesagt, die beide in den vergangenen Monaten unter heftigem Abgabedruck gestanden hatten.
Mit den Kursrückschlägen an Wall Street wendete sich jedoch auch an den hiesigen Märkten das Blatt, zumal wieder negative Nachrichten aus dem Finanzsektor verschreckten. So musste HBOS, die größte britische Hypothekenbank, im Zusammenhang mit der Finanzkrise höhere Abschreibungen vornehmen als erwartet. Auch UBS rückte wieder in die negativen Schlagzeilen, als erneut Sorgen aufkamen, dass möglicherweise noch weitere Abschreibungen anstehen werden.
Alles in allem wenig erfreuliche Meldungen. Hinzu kam ein auf Rekordständen von über 1,50 USD notierender Euro, der in einem Umfeld einer allgemeinen Wachstumsverlangsamung besonders negativ zu Buche schlägt. Die Rallye im Ölpreis tat ein Übriges, um die Stimmung am Markt zu trüben.
Japan: Zeitverschiebung rettet das Wochenplus
Die Zeitverschiebung hat den japanischen Aktienmarkt in der Berichtswoche vor einem Verlustausweis bewahrt. Erst am heutigen Montag wurde die US-Entwicklung vom Wochenende nachvollzogen. Mit einem Tagesminus von 4,5 Prozent bzw. 611 Punkten ist der Nikkei Index auf Talfahrt gegangen. Neben wachsenden Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft in die Rezession abgleitet, hat der Markt auch mit Konjunktursorgen im eigenen Land zu kämpfen. Ein gegenüber dem Yen sehr schwacher US-Dollar belastet in diesem Zusammenhang noch zusätzlich, da er der Exportindustrie zu schaffen macht, einem der wesentlichen Treiber des Aufschwungs.
Ausblick
Konjunkturdaten werden in der laufenden Woche das Geschehen an den Aktienmärkten bestimmen. Diesseits des Atlantiks sind es vor allem die Einkaufsmanagerindizes, die das Interesse der Anleger auf sich ziehen werden. In den USA wird der zum Wochenschluss anstehende Arbeitsmarktbericht die ungeteilte Aufmerksamkeit der Investoren finden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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