Kommentar
06:16 Uhr, 19.12.2016

Aktienmärkte: So sieht es für 2017 aus!

Politische Börsen haben kurze Beine. Die vergangenen Ereignisse und die, die nächstes Jahr kommen werden (Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland), sollte man nicht überbewerten.

Der Markt wird zweifelsohne auf die politischen Ereignisse reagieren. Die Reaktion auf Wahlergebnisse ist jedoch meist nicht nachhaltig und schnell wieder ausgebügelt. Unter gewissen Abweichungen wird der Markt also das tun, was er immer tut. Aber was ist das genau?

Nachdem der US-Markt das globale Klima vorgibt, lohnt ein Blick auf den S&P 500. Grafik 1 zeigt die saisonale Entwicklung des Index. Es ist dabei schon bemerkenswert wie ähnlich die Jahresverläufe sind. Der Markt verläuft seit Jahrzehnten jedes Jahr sehr ähnlich.

Im Durchschnitt der letzten 65 Jahre ergab sich zu Jahresbeginn eine eher müde Performance. Die Monate März und April sind gute Börsenmonate, während es dann von Mai bis September seitwärts geht. Ab Ende September oder Anfang Oktober startet die Jahresendrallye.

Bemerkenswert ist, dass sich diese Systematik in den vergangenen Jahrzehnten kaum geändert hat. Der Durchschnitt der letzten 15 Jahre ist kaum anders als der Durchschnitt aller Jahre oder der Zeit von 1950 bis 1965. Auch 2016 reiht sich gut ein, wenn auch unter größeren Schwankungen.

Die Schwächephase zu Jahresbeginn war ausgeprägter als sonst. In der Tendenz blieb jedoch alles wie es zu erwarten war. Die Erholung fand von Februar bis April statt. Im Juli gab es einen Aufwärtsimpuls wie üblich. Den restlichen Sommer tat sich unterm Strich nichts. Die Jahresendrallye startete wegen der Präsidentschaftswahlen etwas später als üblich.

Übergeordnet war 2016 kein Ausnahmejahr. Noch sind ein paar Tage abzuwarten, doch Luftsprünge sind nicht mehr zu erwarten. Es gibt weiterhin saisonalen Rückenwind. 2017 werden die Karten natürlich neu gemischt. Wie das aussehen kann, zeigt Grafik 2.

Dargestellt sind die Wahrscheinlichkeiten einer positiven oder negativen Jahresperformance. Die ersten vier Werte zeigen die Wahrscheinlichkeit nach Amtsjahr eines Präsidenten. Die Wahrscheinlichkeit, dass das erste Amtsjahr negativ ist, liegt bei 35 %. Die Chance, dass der Markt auch nächstes Jahr steigt liegt also bei 65 %.

Diese Wahrscheinlichkeit ist relativ stabil, wobei sich in den folgenden Amtsjahren eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit für eine positive Performance zeigt (gut 70 %). Wechselt die Partei, die den Präsidenten stellt (wie jetzt der Fall), bleibt die Wahrscheinlichkeit eines negativen Jahres ziemlich konstant bei 36 % gegenüber den 35 % des durchschnittlichen ersten Amtsjahres.

Im Durchschnitt aller Jahre kann man sagen: die Wahrscheinlichkeit eines negativen Jahres liegt bei 29 %. Wenn das laufende Jahr negativ abgeschlossen wird, ist das Folgejahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 % ebenfalls negativ. War das Jahr hingegen positiv, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer negativen Performance im Folgejahr auf 37 %.

Je nach Ausgangslage liegen die Chancen für ein negatives Jahr zwischen 26 % und 37 %. Das ist keine extrem große Schwankungsbreite. Man kann sogar fast sagen, dass die Performance des laufenden Jahres nichts über das Folgejahr aussagt. Nur, weil der Markt in einem bestimmten Jahr gefallen ist, erhöht das die Wahrscheinlichkeit eines Rebounds im Folgejahr kaum.

Die Geschehnisse 2016 geben so gut wie keinen Aufschluss über 2017. Als Anleger tut man also zunächst gut daran, sich an den Durchschnitt zu halten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 2/3 wird 2017 ebenfalls positiv abgeschlossen werden.

Eine Garantie gibt es dafür freilich nicht. Das Makroumfeld ändert sich gerade und zwar nicht zum Besseren für Aktien. Viele Unternehmen werden Schwierigkeiten haben bei steigender Inflation ihre Margen zu retten, zumal sich das Wirtschaftswachstum auch unter Trump nicht plötzlich verdoppeln wird. Die derzeitige Euphorie wird im kommenden Jahr zum Belastungsfaktor.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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