Aktienmärkte legen kräftig zu
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Mit dem Rückenwind des insgesamt als gemäßigt interpretierten FOMC-Statements haben die Aktienmärkte kräftig zugelegt. Um bis zu 3 Prozent schossen die Kurse im Wochenverlauf in die Höhe. Es wird sich allerdings noch zeigen, ob der Zinserhöhungszyklus in den USA mit 5,25 Prozent nun auch tatsächlich am Ende angelangt ist. Die FED hat sich mit Verweis auf einige bestehende Inflationsrisiken nur soweit festgelegt, als das mögliche weitere Schritte von den künftigen Daten zu Inflation und Wirtschaftswachstum abhängen.
USA: Statement der FED beflügelt Aktien
Die Presseerklärung, mit der das Federal Open Market Committee (FOMC) die jüngste Zinsanhebung um 25 Basispunkte auf 5,25 Prozent begründete, war ganz nach dem Geschmack der Aktionäre. Am Donnerstag, dem Tag ihrer Veröffentlichung, schoss allein der Dow Jones Industrial Average um 2 Prozent, der sehr breite Technologieindex Nasdaq Composite sogar um 3 Prozent in die Höhe. Die Märkte feierten damit die Kurzeinschätzung der FED, die zwar Inflationsrisiken sieht, gleichzeitig aber auch von gebändigten Inflationserwartungen spricht. Künftige Aktionen würden die hereinkommenden Daten reflektieren, so die Währungshüter. Die Konjunktur lasse moderat nach, was Folge des sich abkühlenden Häusermarktes, der zeitversetzt wirkenden früheren Zinsschritte sowie der erhöhten Energiepreise sei. So groß die kurzfristige Erleichterung der Marktteilnehmer über die jüngste Lagebeurteilung auch war, bei nüchterner Betrachtung hat sich jedoch nichts geändert. Denn die FED hat sich weitere Erhöhungen vorbehalten. Die Börsianer werden also alle Neuigkeiten daraufhin analysieren, ob sie einen weiteren Zinsschritt begünstigen oder nicht. Positive Neuigkeiten können somit die kurzzeitig verstummte Zinserhöhungsangst ganz schnell wieder aufleben lassen und die Kurse unter Druck bringen. Die erste große Gelegenheit dazu ist an diesem Freitag, wenn der Arbeitsmarktbericht (non-farm-payrolls) für Juni veröffentlicht werden. Die Volatilität wird folglich hoch bleiben. Auf Seiten der US-Unternehmen beherrschte M&A die Schlagzeilen. Johnson & Johnson (J&J) kauft für 16,6 Mrd. US-Dollar in bar das Konsumentengeschäft mit Gesundheitsprodukten von Pfizer und kommt damit GlaxoSmithKline zuvor, die lange Zeit als der wahrscheinlichste Käufer galten. Pfizer will übrigens einen Großteil des Mittelzuflusses zum Aktienrückkauf einsetzen. Im Rohstoffsektor hat derweil der Kupferproduzent Phelps Dodge als Weißer Ritter ein Übernahmeangebot von 40 Mrd. US-Dollar für die beiden Nickelhersteller Inco und Falconbridge vorgelegt. Das Angebot ist etwa zweieinhalb mal so hoch wie die Marktkapitalisierung von Phelps Dodge und würde einen globalen Kupfer- und Nickel-Champion entstehen lassen.
Europa: Dem Ifo-Anstieg wird nicht geglaubt
In Europa war die vergangene Woche ein schlagkräftiger Beweis dafür, wie sehr die Aktienmärkte unter dem Einfluss der US-Geldpolitik standen (und vermutlich wohl auch noch in den kommenden Wochen stehen werden). Erst die Lagebeurteilung der FED schob die Kurse an. Zuvor zeigte die Tendenz leicht abwärts, was auch der überraschende Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex auf 106,8 Punkte von zuletzt 105,7 nicht verhindern konnte. Dabei war sogar ein Rückgang auf 105,0 erwartet worden. Allein mir fehlt der Glaube, könnte man die Reaktion der Marktteilnehmer auf den Ifo beschreiben, der immerhin die Einschätzung von rund 7.000 Betrieben des verarbeitenden Gewerbes widerspiegelt. Das Ifo-Institut sieht überdies den oberen Wendepunkt des Index noch nicht unbedingt erreicht. Auch erklärten die Wirtschaftsforscher, dass die momentane Konjunkturstärke Deutschlands auf mehr Gründe zurückzuführen sei, als bloß auf die Sondereinflüsse Vorzieheffekte wegen Mehrwertsteuererhöhung und Fußball-WM. Andere zuletzt veröffentlichte Indikatoren stützten diese Meinung zwar noch nicht zu 100 Prozent, zeigen gleichwohl aber auch enorme Verbesserungen. So setzte der GfK-Konsumklimaindex seine Ende 2005 begonnene Kletterpartie unlängst fort und auch der deutsche Arbeitsmarkt hellte sich im Juni kräftig auf. Die Zahl der Arbeitslosen ging zurück, bei gleichzeitiger Zunahme der offenen Stellen. Die konjunkturelle Verbesserung der vergangenen Monate macht sicht mittlerweile also auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Aber wie schon gesagt, für die Marktteilnehmer hatten diese Neuigkeiten nur eine untergeordnete Bedeutung. Die ganze Aufmerksamkeit gehörte der US-Notenbank. Bei den Unternehmen blieb Siemens im Mittelpunkt. Diesmal kaufte der Technologiekonzern jedoch hinzu, und zwar den Diagnostics-Bereich von Bayer (Hardware und IT für Klinik- und Privatlabore). Damit verstärkt Siemens den Geschäftsbereich Medizintechnik, so wie übrigens auch der niederländische Konkurrent Philips, der in den vergangenen Monaten mehrere Akquisitionen bekannt gab. Bayer fließt mit dem Verkauf viel Geld zu, das die Refinanzierung des Schering-Deals erleichtert. Die Übernahme von Arcelor durch Mittal Steel befindet sich auf der Zielgeraden. Die Aktionäre des Luxemburger Stahlkochers lehnten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung ein Zusammengehen mit der russischen Severstal ab. Bis zum 13. Juli will Mittal Steel nun mindestens 50 Prozent der Arcelor-Aktien einsammeln.
Japan: Arbeitslosigkeit auf Stand von 1998 gesunken
Der japanische Aktienmarkt hat wieder Fahrt aufgenommen. Die zurückliegende Woche verlief mit einem Plus von 2,5 Prozent sehr erfreulich, wofür ebenfalls die Begründung der Zinsentscheidung in den USA hauptverantwortlich war. Hinzu kam ein positiver Arbeitsmarktbericht mit einer weiter rückläufigen Erwerbslosenzahl. Mit rund 2,8 Mio. Menschen ohne Arbeit weist Japan nun den niedrigsten Stand seit 1998 auf. Am heutigen Montag hat sich die positive Tendenz mit einem erfreulichen Tankan-Bericht fortgesetzt. Der Zentralbankumfrage zufolge blicken die Industrieunternehmen optimistischer in die Zukunft. Die Kehrseite dessen ist freilich, dass damit eine Zinserhöhung der Bank of Japan immer wahrscheinlicher wird. Spätestens im Herbst sollten dann auch in Japan die Zinsen steigen.
Ausblick: Drosselt die US-Jobmaschine weiter?
Die laufende Woche verspricht Ruhe pur. Aufgrund des Independence Day bleiben die taktgebenden US-Börsen morgen geschlossen. Zudem sind die Unternehmen rund um den Globus gerade damit beschäftigt, die Zwischenberichte für das gerade zu Ende gegangene Quartal aufzustellen. Erste Resultate wird es aus den USA ab nächsten Montag geben, wenn Alcoa den traditionellen Startschuss in die Berichtssaison gibt. Diese Woche wird es dafür kaum Impulse von Unternehmensseite geben. Und auch der Konjunkturkalender ist relativ dünn. Die Höhepunkte einer insgesamt recht terminarmen Woche sind mehrere Einkaufsmanagerindizes, der US-Auftragseingang für Mai am Mittwoch und die non-farm-payrolls für Juni am Freitag. In den vergangenen drei Monaten ist die Zahl der außerhalb der Landwirtschaft neu geschaffenen Stellen kontinuierlich auf zuletzt 75.000 zurückgegangen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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