Aktienmärkte im Bann des Ölpreises
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Die weltweiten Aktienmärkte standen in der vergangenen Woche im Bann des Ölpreises. Der Anstieg der Rohölbewertungen versetzte den Börsen einen kräftigen Dämpfer, sodass mehrere Aktienindizes unter psychologisch wichtige Marken rutschten. Die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag fielen zudem sehr enttäuschend aus.
Das Geschehen an den US-Börsen wurde in den vergangenen Tagen vor allem durch den Ölpreisanstieg belastet. Die Äußerung des OPEC-Präsidenten Yusgiantoro, wonach kurzfristig keine weiteren Kapazitätserhöhungen möglich seien, hatte am Dienstag die Märkte beunruhigt und die Preise klettern lassen. Kurz danach korrigierte sich Yusgiantoro allerdings und nannte nun verfügbare Förderreserven von 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Dies führte aber nur kurzfristig zu einer Beruhigung, denn die russische Justiz hat mit der Widerrufung einer Anordnung zur Freigabe von Konten des angeschlagenen Ölkonzerns Yukos den Ölpreis weiter nach oben getrieben. An der New Yorker Warenterminbörse erreichte der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) zur Lieferung im September zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch bei 44,77 Dollar. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent kletterte in London auf 41,39 Dollar. Auf die weitere Wirtschaftsentwicklung dürfte sich dies spürbar negativ auswirken. Die höheren Aufwendungen für Benzin und Treibstoff verringern die Ausgaben für andere Produkte und dämpfen somit die weiteren Geschäftsaussichten. Eine Eintrübung der Konjunktur ist bei einem fortdauernden Ölpreisanstieg nicht auszuschließen. Im Übrigen sorgten die jüngsten Arbeitsmarktdaten für tiefe Enttäuschung. Der am Freitag veröffentlichte Beschäftigungszuwachs von 32.000 im Juli war drastisch niedriger als die zuvor erhoffte Zahl von 228.000. Vor diesem Hintergrund beendeten die Indizes in New Yorker die Handelswoche auf einem Jahrestief.
Von Unternehmensseite kamen uneinheitliche Impulse. Gute Quartalszahlen legten beispielsweise Tyco International und der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble vor. Einzelhandelswerte litten hingegen unter der schwachen Entwicklung der Konsumausgaben im Juni. Ferner zeigten sich die Technologiewerte an der NASDAQ in besonders schwacher Verfassung. Einen kräftigen Einbruch erlebte die Aktie des Telekomausrüsters CIENA. Da die Umsatzentwicklung deutlich hinter den Erwartungen zurück blieb, rutschte der Kurs um rund 25 Prozent ab. Auch der Graphikkartenhersteller NVidia konnte die vorherigen Analystenschätzungen nicht erfüllen. Zu den wenigen erfreulichen Signalen gehörten die Geschäftszahlen von Adobe Systems. Der Softwarehersteller hat seine Gewinn- und Umsatzprognosen für das laufende Quartal wegen der starken Nachfrage in allen Schlüsselmärkten angehoben.
Die Aktienkurse an der TokioterBörse gaben in Folge der negativen Vorgaben von der Wall Street und wegen des hohen Ölpreises ebenfalls deutlich nach. Der Nikkei 225 Index fiel erstmals seit zweieinhalb Monaten wieder unter die Marke von 11.000 Punkten, wobei sich die Minuszeichen quer durch alle Sektoren zogen. Die überwiegend guten Quartalszahlen der Unternehmen rückten dagegen in den Hintergrund.
Europas Aktienmärkte folgten den Vorgaben aus Übersee und beendeten die Handelswoche mit kräftigen Einbußen. Gute Nachrichten kamen zwar von Unternehmensseite, doch reichte dies insgesamt nicht aus. Unter anderem übertrafen der niederländische Finanzdienstleister ING Groep und die britische Großbank HSBC mit ihren Quartalsergebnissen die Markterwartungen. In Deutschland legten ebenfalls ein Großteil der DAX-Unternehmen Quartalszahlen vor. Den positivsten Widerhall fand dabei adidas-Salomon, dessen Aktienkurs zwischenzeitlich den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren erreichte. Der Sportartikelhersteller hatte im zweiten Quartal 2004 Umsatz und Gewinn unerwartet stark gesteigert. Gleichzeitig hob das Unternehmen seine Prognosen für das Gesamtjahr erneut an. Weitere überzeugende Geschäftszahlen kamen unter anderem von BASF, Continental, TUI und Münchener Rück. Die Rückversicherung hatte mit der Bilanz zum zweiten Quartal die Markterwartungen übertroffen und den Aktionären für das Gesamtjahr unverändert zwei Milliarden Euro Gewinn versprochen. Die TUI-Aktie gehörte aufgrund von Übernahmespekulationen zu den volatilsten Werten. Mit deutlichen Einbußen hatten die Aktien der Deutschen Börse und von Infineon zu kämpfen. Die Technologiewerte zählten aufgrund der schwachen Vorgaben von der NASDAQ ohnehin zu den größten Verlierern, was sich beim TecDAX mit einem Minus von über 8 Prozent niederschlug.
In dieser Woche sind vor allem in der zweiten Hälfte Konjunkturindikatoren zu erwarten. Unter anderem stehen aus den USA die Einzelhandelsumsätze, die Lagerbestände sowie der Verbraucherstimmungsindex der Universität Michigan auf dem Programm. Hinzu kommen die Fed-Sitzung und die neuesten Zahlen zur amerikanischen Handelbilanz. In Europa werden die Daten zum EU-Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht. Außerdem ist hier mit zahlreichen Quartalsberichtspräsentationen der Unternehmen zu rechnen. Das Börsengeschehen dürfte allerdings noch deutlich von den Nachwirkungen der US-Arbeitsmarktdaten und der Entwicklung des Ölpreises bestimmt werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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