Kommentar
18:21 Uhr, 30.04.2018

Aktienmärkte: Es herrscht die große Orientierungslosigkeit

Wer als Privatanleger derzeit etwas ratlos ist, was mit dem Markt geschieht, steht nicht alleine da. Alle sind derzeit etwas ratlos.

So orientierungslos wie jetzt waren Marktteilnehmer schon lange nicht. Damit muss man erst einmal umgehen, ob als Anleger mit langfristigem oder kurzfristigem Zeithorizont. Keiner weiß, wohin der Markt geht, sei es auf Sicht eines Tages oder auf Sicht von 6 Monaten.

In den letzten Wochen haben wir fast täglich neue Zuversicht unter Anlegern gesehen, was sich anhand von großen Kurssprüngen zeigte. Diese Zuversicht wurde ebenso häufig vom Gegenteil abgelöst und durch einen Kursrutsch am nächsten Tag zerschlagen.

Die Lage ist auch tatsächlich nicht einfach. Einerseits verdienen Unternehmen gutes Geld, andererseits drohen Handelsstreit und ein Ende des Konjunkturzyklus mit Ungemach. Es ist nicht absehbar, ob die Wirtschaft noch einmal richtig Tritt fasst und weitere drei Jahre wachsen kann.

Solange hier keine Klarheit besteht, wird es für den Markt schwierig, eine eindeutige Richtung zu finden. Es heißt zwar, dass der Markt gerne entlang einer „Wall of Worry“ (entlang von Sorgen) steigt, doch momentan ist die Lage etwas anders.

Sorgen sind Befürchtungen, also etwas nicht Greifbares und etwas, das man nicht gut untermauern kann. Aktuell ist die Situation zwar nicht genau bestimmbar, aber es gibt ziemlich viel Greifbares. Man muss sich nur die Konjunkturdaten ansehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: alle warten ab, um mehr Klarheit zu bekommen. Das zeigt sich auch anhand sonst sehr gut funktionierender Indikatoren. Dazu gehört die Advance-Decline-Line. Dabei wird die Anzahl fallender Aktien von der Anzahl steigender Aktien abgezogen und das Ergebnis über die Zeit aufsummiert.

Langfristig ist das ein Indikator, der sehr gute Anhaltspunkte gibt. Seit Jahrzehnten sinkt diese Linie, bevor der Markt kippt. Seit 1965 sieht das wie in Grafik 1 aus. Bereits lange vor Ende der letzten Bullenmärkte fiel die AD Linie. Auch die Korrektur 2015 kündigte sich so an.

Im Detail sieht das wie in Grafik 2 aus. Die AD-Linie begann ab April 2015 zu sinken. Der Markt kippte erst im August weg. Und heute? Heute hat die A- Linie überhaupt keinen Wert. Es gab vor Beginn der Korrektur keine Divergenz zum Markt, der die Korrektur angedeutet hätte.

Auch in der Bodenfindungsphase gibt es keine validen Anhaltspunkte. Die AD Linie hält sich besser als der Markt. Das ist vorsichtig optimistisch zu interpretieren. Es hängt aber vom Markt ab. Beim S&P 500 kann man leicht optimistisch sein. Geht es um den Nasdaq, herrscht vollkommene Orientierungslosigkeit (Grafik 3).

Als Anleger kann man da wenig tun. Man kann natürlich eine Münze werfen und danach entscheiden, ob man nun wieder investieren soll oder nicht oder man wartet ab – wie es derzeit alle tun. Wer abwartet, verpasst möglicherweise einen dynamischen Ausbruch nach oben, vermeidet aber ebenso einen Durchbruch nach unten.

Persönlich tue ich es Mehrzahl an Marktteilnehmern gleich und warte ab. Ich favorisiere immer noch ein neues Allzeithoch vor dem nächsten Bärenmarkt. Am Ende zählt aber nicht, was ich favorisiere, sondern was der Markt macht. Abwarten halte ich für vernünftiger als sich zu früh mit seinem Depot zu positionieren.

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    guter Artikel....mit der Quintessenz allen Handelns: Geduld!

    22:05 Uhr, 30.04.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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