Kommentar
12:44 Uhr, 24.11.2009

Aktienmärkte: Entwicklung zweigeteilt

Die Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten war in der vergangenen Woche zweigeteilt. Bis zur Wochenmitte setzte sich die freundliche Tendenz noch fort. Sorgen um den US-Immobilienmarkt führten in der zweiten Wochenhälfte jedoch zu Kursverlusten.

USA: Einzelhandelsumsätze legen zu
Die US-Aktienmärkte starteten freundlich in die Aktienwoche und knüpften an die Gewinne der Vortage an. Der breit gefasste S&P 500 Index notierte am Dienstag sogar auf einem 13-Monats-Hoch bei 1.110 Punkten. Verantwortlich dafür waren die Einzelhandelsumsätze im Oktober. Statt des erwarteten Zuwachses von 0,9 Prozent fiel das Plus mit 1,4 Prozent überraschend hoch aus. Der dritte Anstieg in Folge und die Tatsache, dass auch die Absatzzahlen höherwertiger Güter zunahmen, stärkten das Vertrauen in die Konsumfreude der US-Verbraucher. Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Aktienmarkt durch eine Rede von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke. Dieser sprach sich trotz zunehmender Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung auch weiterhin für niedrige Zinsen aus. Eine Anhebung der Leitzinsen sei vorerst nicht in Sicht.

Am Mittwoch erfuhr der Aktienmarkt bei Bekanntgabe der US-Baubeginne jedoch einen Dämpfer. Gegenüber dem Vormonat sank die Anzahl der Bauwilligen um 10 Prozent, obwohl Analysten einen leichten Zuwachs prognostizierten. Ferner wurde bekannt, dass die Zahl der notleidenden Wohnungsbaukredite nunmehr auf ein Rekordniveau gestiegen ist. Inzwischen ist jede siebte Finanzierung von einer Zwangsversteigerung oder einem Ratenausfall betroffen. Angesicht dieser Tatsache kamen erneut Zweifel auf, ob der Konsum, der wesentlich zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beiträgt, wieder nachhaltig steigen wird.

Zu den größten Verlierern zählte die Aktie von Dell. Auf Wochensicht verlor der Notebook-Hersteller fast sieben Prozent an Wert, nachdem der Konzern mitgeteilt hatte, dass sein Gewinn im dritten Quartal um 54 Prozent zurückgegangen war. Auf der Gewinnerliste stand die Aktie von Merck & Co. ganz weit oben. Eine positive Analystenstudie gab der Notierung Aufwind, sodass der Wert über zehn Prozent zulegte. Im Vergleich zu vielen anderen weltweiten Indizes schloss der Dow Jones Industrial Average leicht im Plus und legte 0,5 Prozent zu.

Deutschland: Abu Dhabi erhöht Anteil an Daimler
Mangels eigener Wirtschaftsdaten zeichnete der deutsche Aktienmarkt die Wertentwicklung der US-Börsen weitest gehend nach. Auch in Deutschland tendierten Aktien bis zur Wochenmitte noch freundlich, drehten dann jedoch ins Minus. Die stärksten Kurseinbußen musste einmal mehr die Aktie von Infineon hinnehmen. Obwohl der Halbleiterkonzern im letzten Quartal zum ersten Mal seit gut drei Jahren schwarze Zahlen schrieb, wird das Jahresergebnis dennoch negativ ausfallen. Zwar wurde die Kurzarbeit inzwischen zurückgefahren, Marktteilnehmer schenkten den optimistischen Aussichten von Vorstandschef Bauer aber wenig Glauben. Auf Wochensicht verlor der Wert daher über acht Prozent.

Gegen den Trend verzeichnete Daimler hingegen einen Zuwachs von zwei Prozent. Die Aktie profitierte von der Ankündigung Abu Dhabis, seinen Anteil zu erhöhen. Derzeit ist der Staatsfonds mit gut neun Prozent am Automobilbauer beteiligt. Demnächst wird jedoch eine Quote von etwa 15 Prozent angestrebt.
Japan: Kapitalerhöhungen belasten

In den vergangenen Wochen blieb die Kursentwicklung japanischer Aktien deutlich hinter denen vieler anderer Märkte zurück. Ein großer Unsicherheitsfaktor ist nach wie vor die ungewisse Wirtschaftspolitik der neuen Regierung. Wie ausgeprägt diese Skepsis ist, wurde gleich am Montag deutlich. Selbst den überraschenden Anstieg des BIP um 1,2 Prozent statt prognostizierten 0,8 Prozent konnten die Aktienkurse nicht für einen Kurssprung nutzen. Im weiteren Verlauf der Woche drückten zusätzlich auch noch mehrere Kapitalerhöhungen auf die Notierungen. Unter anderem kündigte Mitsubishi UFJ die Ausgabe von neuen Aktien im Wert von einer Billion Yen an. Mit umgerechnet 7,5 Mrd. Euro ist es die größte jemals durchgeführte Kapitalmaßnahme in Japan. Hintergrund ist die geringe Eigenkapitalausstattung der heimischen Institute im Vergleich zu ihren weltweiten Wettbewerbern. Die damit verbundene Verwässerung der Anteile kam bei Investoren jedoch nicht gut an. Zu allem Überfluss musste die Regierung in Tokio am Freitag dann auch noch den Beginn einer neuen Deflationsphase eingestehen. Dank steigender Exporte konnte die schwerste Rezession der Nachkriegszeit zwar überwunden werden, die inländische Nachfrage ist aber nach wie vor schwach. Vor allem die für japanische Verhältnisse hohe Arbeitslosigkeit führte zu einer deutlichen Konsumzurückhaltung. Mit dem Wissen, dass die Preise für viele Güter nun tendenziell wieder sinken, ist vorerst kein selbsttragender Aufschwung in Sicht. Die letzte Rezessionsphase dauerte von 2001 bis 2006. Auch die OECD sieht kein schnelles Ende. Die Volkswirte prognostizieren noch bis 2011 fallende Preise. So verwunderte es nicht, dass japanische Titel auch in der vergangenen Woche Verluste hinnehmen mussten. Auf Wochensicht verlor der Nikkei Index fast drei Prozent.
Ausblick
In dieser Woche stehen erneut viele Konjunkturdaten auf der Agenda. Am Dienstag wird der Ifo-Index veröffentlicht. Analysten gehen hier von einer weiteren Verbesserung aus. Donnerstag werden die Verbraucherpreise darüber Aufschluss geben, ob die Notenbanken an ihrer expansiven Politik festhalten können.

In den USA werden die Auftragseingänge für langlebige Güter erwartet. Können auch hier, ähnlich wie bei den Einzelhandelsumsätzen, Zuwächse erzielt werden? Zum Ende der Woche wird es keine Impulse aus den USA geben, da am Donnerstag das Erntedankfest gefeiert wird und die Börsen geschlossen sind.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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