Aktienmärkte bleiben in volatiler Verfassung
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Die Aktienmärkte in den USA und Europa präsentierten sich in diesem Jahr in sehr volatiler Verfassung. Das Augenmerk der Anleger war vor allem auf die konjunkturelle Entwicklung in den USA mit ihrer Führungsrolle für die Weltwirtschaft gerichtet, die letztendlich das Marktgeschehen beiderseits des Atlantiks bestimmte. Während zu Jahresanfang noch der Konjunkturoptimismus überwog und die Märkte unter Schwankungen aufwärts tendierten, führten im März Zweifel an einer Fortsetzung der Wirtschaftsdynamik zu heftigen Kurskorrekturen, die durch die Terroranschläge von Madrid noch verstärkt wurden. Der DJIA sank im Monatsverlauf bis auf nahezu 10.000 Punkte, während der DAX Rückschläge bis auf fast 3.700 Zähler hinnehmen musste. Danach kam es zwar zu deutlichen Erholungsbewegungen, doch sorgten sie nur kurzzeitig für Entlastungen, da nunmehr robuste, auch vom Arbeitsmarkt in den USA getragene Konjunkturdaten auf eine baldige Leitzinserhöhung seitens der amerikanischen Notenbank deuteten. Erneut kam es zu heftigen Kursrückschlägen, welche den DJIA unter die 10.000er Marke drückten und im DAX dazu führten, dass der deutsche Blue Chip Index die psychologisch wichtige Marke von 3.800 Punkten unterschritt. Die Jahresbilanz hat sich damit sowohl an den US- als auch europäischen Börsen ins Negative gekehrt. In diesem Umfeld konnten die anfangs für das vierte Quartal 2003 und zuletzt für die ersten drei Monate 2004 veröffentlichten Unternehmensergebnisse, die oftmals über den Erwartungen lagen, nicht die erhofften Impulse liefern.
Angesichts der bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Zins- und Konjunkturentwicklung und damit der Gewinnperspektiven auf Unternehmensseite erwarten wir in den kommenden Monaten eine Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten, welche von hohen Kursschwankungen gekennzeichnet sein dürfte. In den USA befindet sich die Konjunktur mittlerweile zwar deutlich im Aufschwung, doch könnten sich im weiteren Verlauf unter anderem steigende Zinsen verbunden mit einem Nachlassen des Steuersenkungseffekts als Belastung für den privaten Konsum, die wichtigste Wachstumsstütze, erweisen. Insgesamt erwarten wir im zweiten Halbjahr ein Nachlassen der Konjunkturdynamik in den USA. In Europa wird das Wirtschaftswachstum deutlich hinter den USA zurückbleiben, allerdings ist diesseits des Atlantiks bei konjunktureller Wachstumsdynamik auch das Gewinnmomentum auf Unternehmensseite vorhanden. Trotz dieser Unterschiede erscheint vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Unsicherheiten - insbesondere hinsichtlich der weiteren Zinsentwicklung - eine insgesamt neutrale Positionierung angebracht. Sie wird die Möglichkeiten bieten, bei strenger Titelselektion Anlagechancen gezielt wahrzunehmen.
Der japanische Aktienmarkt hat sich in diesem Jahr trotz zuletzt gesehener heftiger Kurskorrekturen per saldo deutlich besser behauptet als seine Pendants in den USA und Europa (jeweils in Landeswährung). Ausschlaggebend für die positive Entwicklung waren vor allem die sich zunehmend verfestigenden konjunkturellen Besserungstendenzen, welche dem Markt Auftrieb verliehen. Während die Wirtschaftsbelebung zunächst exportgetrieben war, kamen im weiteren Verlauf erste Anzeichen hinzu, dass auch die Binnennachfrage anspringt und damit die notwendigen Voraussetzungen für ein solides Wachstum geschaffen werden. Neben den makroökonomischen Impulsen konnte der Aktienmarkt auch von positiven Unternehmensmeldungen mit oftmals über den Erwartungen liegenden Ergebnissen profitieren. In diesem erfreulichen Umfeld sorgten zwischenzeitlich aufkeimende Konjunkturbefürchtungen in den USA oder die Terroranschläge von Madrid nur kurzfristig für Belastungen. Anfang April beendete der Nikkei Index erstmals wieder seit August 2001 die Börsensitzung oberhalb der 12.000er Marke. Mit den jüngsten Befürchtungen einer bevorstehenden Leitzinsanhebung in den USA geriet dann auch der japanische Aktienmarkt in den Sog der nachgebenden Weltbörsen. Zusätzlich belastend wirkten sich die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Drosselung der boomenden Konjunktur aus. Die hierdurch entstehenden Ängste, dass sich die Rolle Chinas als Wachstumsmotor für die fernöstliche Region abschwächt, verstärkten den Verkaufsdruck. Der Nikkei Index durchbrach nicht nur die 12.000er, sondern auch die 11.000er Linie, wobei er zwischenzeitlich sogar einen heftigen Tagesverlust von knapp fünf Prozent hinnehmen musste. Die zuletzt für den Maschinenbau veröffentlichten enttäuschenden Ordereingänge sorgten für zusätzliche Verunsicherungen. Erst die deutlich über den Erwartungen liegenden BIP-Zahlen für das erste Quartal 2004 (es ist das vierte Fiskalquartal 2003/2004, 31.03.), welche statt der prognostizierten Wachstumsrate von 3,6 Prozent einen Anstieg von annualisiert 5,6 Prozent zeigten, konnten die Kurstalfahrt beenden. Mit der Erholungsbewegung gelang es dem Nikkei Index zudem, für das laufende Jahr noch ein leichtes Plus auszuweisen.
Nach den letzten Ereignissen ist es unseres Erachtens wahrscheinlich, dass der japanische Aktienmarkt zunächst einmal eine schwankungsreiche Seitwärtsbewegung einschlagen wird. Für die hohen Volatilitäten sprechen unter anderem die noch ausstehenden Quartalsergebnisse der Unternehmen, die zu kräftigen Ausschlägen in die eine oder andere Richtung führen können. Darüber hinaus stellt die konjunkturelle Entwicklung auch weiterhin einen bedeutenden Einflussfaktor für die Marktentwicklung dar. Zwar deuten alle Daten auf einen Erholungsprozess hin, doch bedarf dieser noch weiterer Bestätigung. Bleiben noch die Spekulationen hinsichtlich einer Leitzinserhöhung in den USA sowie die Vorgänge in China, welche zeitweise für Verunsicherungen sorgen können. Alles in allem ein derzeit gemischtes Bild, dass jedoch bei weiterhin positiven Konjunkturmeldungen an Klarheit gewinnen dürfte. Die Seitwärtsbewegung des Marktes kann sich dann als Bodenbildung für einen erneuten Kursaufschwung herausstellen, der uns noch attraktives Potenzial bescheren sollte. Auch von Unternehmensseite sind durchaus positive Ergebnisüberraschungen denkbar. Bei den Gewinnprognosen für das laufende Fiskaljahr lagen die Annahmen japanischer Firmen bezüglich der Währungs- und mittelfristigen Konjunkturentwicklung im sehr konservativen Bereich, was durchaus noch Raum für eine Anhebung der Ertragserwartungen schafft.
An den Emerging Markets in Fernost und Osteuropa haben wir in diesem Jahr über weite Strecken kräftige Kurssteigerungen gesehen. In Osteuropa war es insbesondere der russische Aktienmarkt, welcher mit einer zunächst rasanten Aufwärtsbewegung aufwartete. Solide ökonomische Entwicklungen, stabile politische Verhältnisse, Reformprogramme und nicht zuletzt der feste Ölpreis gaben dieser Börse Auftrieb. Erst in den letzten Wochen zehrten hier heftige Kurseinbrüche den größten Teil der zuvor gesehenen Gewinne wieder auf. Neben der Kurstalfahrt an den Weltbörsen, in deren Sog auch die osteuropäischen Märkte gerieten, wurde der russische Aktienmarkt zusätzlich noch durch Steuernachforderungen in Milliardenhöhe an Yukos, Gerüchte um die Verhaftung eines weiteren Oligarchen sowie fallende Rohstoffpreise im Zusammenhang mit den Vorgängen in China belastet. Die Vorkommnisse in China sowie die Zinsängste in den USA waren auch Auslöser für die jüngsten, äußerst heftigen Kurseinbrüche an den fernöstlichen Börsen. Nach zuvor kräftigen Kurssteigerungen drehten Märkte wie China oder Thailand aufs Jahr gesehen deutlich ins Minus.
Obwohl wir davon ausgehen, dass auch in nächster Zeit hohe Volatilitäten an den asiatischen Aktienmärkten vorherrschen werden, sind wir für die weitere Entwicklung per saldo positiv gestimmt. Insbesondere ein vergleichsweise erfreuliches makroökonomisches Umfeld und befriedigende Bewertungsrelationen schaffen unseres Erachtens Rahmenbedingungen, die eine Anlage an den fernöstlichen Börsen weiterhin attraktiv machen. Auch in Osteuropa sehen wir weitere Kurschancen. Trotz der jüngsten Korrekturen bleibt Russland neben Ungarn unser Anlagefavorit. Das makroökonomische Umfeld ist weiterhin intakt und die Ölpreise dürften - wenn auch unter Schwankungen - auf hohem Niveau verharren.
Quelle: Union Investment
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