Kommentar
11:40 Uhr, 13.10.2009

Aktienmärkte: Berichtssaison sorgt für gute Stimmung

Die internationalen Aktienmärkte starteten verhalten in die vergangene Handelswoche. Anfänglich wirkten die schwachen US-Arbeitsmarktdaten noch nach und sorgten für Kursverluste. Ab Wochenmitte führten eine unerwartete Zinserhöhung in Australien und der positive Auftakt der Quartalsberichtssaison in den USA jedoch wieder zu deutlich höheren Kursen.

USA: Positiver Auftakt der Berichtssaison
Zu Wochenbeginn war die Stimmungslage an den US-Märkten merklich eingetrübt. Die schwachen Arbeitsmarktdaten der Vorwoche wirkten noch nach und ließen viele Marktteilnehmer an ihrem Konjunkturbild einer schnellen Erholung zweifeln. Namhafte Wirtschaftswissenschaftler zeigten sich besorgt über die hohe Arbeitslosigkeit und warnten vor geringen Konsumausgaben und einer erneuten Krise am US-Häusermarkt. Doch nur einen Tag später waren die Sorgen jedoch schon wieder verflogen. Auslöser war eine unerwartete Zinserhöhung der australischen Notenbank. Für gewöhnlich reagieren Aktienmärkte auf solche Nachrichten verhalten, weil die Attraktivität von festverzinslichen Papieren im Vergleich zu Dividendentiteln wieder zunimmt. In diesem Fall überwog jedoch der mit der Entscheidung verbundene Konjunkturoptimismus.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgte darüber hinaus am Mittwoch der Start in die neue Quartalsberichtsaison. Im Vorfeld waren die Erwartungen hoch angesetzt und bargen daher ein gewisses Enttäuschungspotenzial. Der Aluminiumkonzerns Alcoa berichtete traditionell als erstes Unternehmen. In den letzten drei Quartalen musste jeweils ein höherer Verlust als erwartet vermeldet werden. Diesmal wurde jedoch überraschenderweise ein Gewinn eingefahren, der die Kurse auf breiter Front erneut in die Höhe trieb. Auf Wochensicht führte die Aktie mit einem Kursaufschlag von über elf Prozent dementsprechend die Gewinnerliste des Dow Jones Industrial Average an. Auch der Ölkonzern Chevron unterstützte mit seinem optimistischen Ausblick zur Geschäftstätigkeit die positive Stimmung an den US-Börsen. Letztlich gewannen US-Aktien durchschnittlich vier Prozent an Wert.
Deutschland: Siemens auf der Sonnenseite

Auch der deutsche Aktienmarkt zeigte sich von guten US-Quartalszahlen und der Zinsentscheidung in Australien beflügelt. Größter Wochengewinner war die Aktie des Konsumgüterherstellers Henkel. Kurstreibend wirkte sich hier in den letzten Handelstagen der Führungswechsel an der Spitze des Aufsichtsrates aus. Dort überwacht seit kurzem Simone Bagel-Trah, die Ur-Ur-Enkelin des Firmengründers Fritz Henkel, die Geschäfte. Mit ihr wird die Hoffnung auf einen strategischen Wandel verbunden, der die Aktie deutlich beflügeln konnte. Auf Wochensicht gewann Henkel daher über neun Prozent an Wert. Ähnlich hohe Kursaufschläge waren auch bei der Siemens-Aktie auszumachen. Der Münchener Konzern will sich zukünftig stärker in der Solarbranche engagieren. Aufgewärmte Gerüchte über den Kauf von Q-Cells konnten den weltweit größten Solarzellenherstellers nach oben treiben. Da Siemens Ende der Woche jedoch bekannt gab in konkreten Verhandlungen mit einem israelischen Konzern zu sein, scheint der Kauf von Q-Cells vom Tisch zu sein. Marktteilnehmer werteten diese Neuausrichtung insgesamt positiv, sodass sich die Aktie auf Wochensicht um sieben Prozent verteuerte.

Die Metro-Aktie musste zwischenzeitlich starke Verluste hinnehmen, als bekannt wurde, dass sich die Beisheim-Gruppe von einem Viertel ihrer Beteiligung getrennt habe und auch eine weitere Reduzierung nicht ausschließen wolle. Dass in der aktuellen wirtschaftlichen Lage gerade der Firmengründer seinen Einfluss reduziert, gab Anlegern ein Rätsel auf.

Aus den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und der FDP war zu hören, dass möglicherweise eine Reform der Unternehmenssteuerregelung anstehe. Analysten werteten dies positiv und verwiesen darauf, dass der Aktienmarkt dann auch politisch gut unterstützt sei.
Lateinamerika: Rio mit Goldenen Zeiten

Die Jagd nach Gold beflügelte die Börse in Rio gleich auf zweierlei Wegen. Zum einen war das Land aufgrund seines Rohstoffreichtums bei Anlegern gefragt, nachdem der von der Zentralbank in Australien ausgelöste Konjunkturoptimismus die Rohstoffpreise im Allgemeinen nach oben trieb. So kletterte z.B. der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch und übersprang die Marke von 1.050 US-Dollar je Feinunze. 2016 dürfen nun auch Athleten auf die Jagd nach Gold gehen. Die Entscheidung für Rio de Janeiro als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele hat die Kurse ebenfalls gestützt. Damit die größte Sportveranstaltung der Welt über die Bühne gehen kann, ist zuvor noch eine Reihe von Infrastrukturprojekten zu bewerkstelligen. Stahlwerke, Fluglinien und Baukonzerne konnten daher die stärksten Kurszuwächse verzeichnen. Insgesamt gewann der Bovespa Index fast fünf Prozent an Wert.

Die stärksten Zuwächse innerhalb der großen Schwellenländer wurden hingegen in Russland verzeichnet. Dort stieg der RTS-Index um mehr als zwölf Prozent. Neben steigenden Rohstoffpreisen war auch eine positive Studie zum Bankensektor ausschlaggebend.

Ausblick

Am Dienstag wird der ZEW-Index veröffentlicht. Der positive Beginn der Quartalsberichtssaison und zuletzt aber leicht schwächere Konjunkturdaten sollten sich die Waage halten und zu einem Umfragewert in der Nähe des Vormonatsniveaus führen.

In den USA stehen weitere Unternehmenszahlen an. Im Fokus stehen dabei vor allem Banktitel. Auf konjunktureller Seite werden die Inflationszahlen von Interesse sein. Bleiben diese niedrig, dürften niedrige Zinsen auch weiterhin die Entwicklung der Aktienmärkte unterstützen.

Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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