Aktienmärkte: Abgrenzung zwischen defensiven Sektoren
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Erträge können noch weiter fallen
Wir bleiben bei unserer Prognose für die Aktienmärkte, die 2009 überwiegend innerhalb einer breiten Trading-Range notieren werden, mit Kursausschlägen in beide Richtungen.
Eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte wird erst ein paar Monate vor Erreichen der Talsohle bei den Unternehmenserträgen einsetzen. Dieser Punkt wird frühestens Ende 2009 erreicht sein, u. U. aber auch erst Anfang 2010. Die Erträge von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors liegen derzeit nur 6 Prozent unter dem Langzeitdurchschnitt. Finanzdienstleister verzeichnen dagegen Ertragsrückgänge von durchschnittlich 55 Prozent. Aber auch die Gewinne von Nichtfinanzunternehmen dürften noch um mindestens 25 bis 30 Prozent sinken. Das entspricht in etwa dem Verlauf der letzten Rezession von 2000 bis 2002. Es kann also noch weiter abwärts gehen.
Präferenz für Flexibilität
Wir fokussieren auf diejenigen Länder und Regionen, die die höchste wirtschaftspolitische Flexibilität aufweisen. Ferner ziehen wir Länder vor, die Unternehmen bei ihrer Entfaltung möglichst viel Freiraum lassen, wie die USA. Das bestärkt unsere Präferenz für US-Werte gegenüber europäischen Aktien. Bei den Schwellenländern setzen wir auf Asien und bleiben bei Mittel- und Osteuropa eher vorsichtig.
Defensive Branchen-Allokation
Bei den Sektoren halten wir zwar an unserer defensiven Positionierung fest, verfolgen aber nun auch eine zyklischere Ausrichtung. Im Hinblick auf defensive Sektoren unterscheiden wir zwischen preisgünstigen und teuren Branchen. Versorger und Basiskonsumgüter gewichten wir jetzt negativ. Trotz ihrer defensiven Ausrichtung sind beiden Sektoren inzwischen überteuert. Im vergangenen Jahr schnitten sie besser als der Markt ab. Mittlerweile stehen allerdings auch sie unter wachsendem Rentabilitätsdruck. So beeinträchtigen die niedrigeren Energiepreise zunehmend die Gewinne von Versorgern. Diese Effekte müssen an die Kunden weitergegeben werden. Die relative Konjunkturunabhängigkeit der Hersteller von Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs wird allmählich durch mangelnde Markentreue unterlaufen. Die ersten enttäuschenden Gewinnmeldungen liegen bereits vor (Unilever, Kraft).
Health Care unser Favorit
Health Care ist einer der defensiven Sektoren, bei dem wir unsere Gewichtung ausgebaut haben. Gerade US-amerikanische Pharmakonzerne mussten im Februar deutliche Kurseinbußen hinnehmen, nachdem Präsident Obama Pläne zur Reformierung des US-Gesundheitssystems angekündigt hatte. Diese Reaktion des Marktes ist unserer Ansicht nach allerdings übertrieben, denn die Reformpläne der Demokraten waren bereits seit vielen Jahren bekannt. Zudem wird es noch Jahre dauern, bis die geplanten Reformen umgesetzt werden.
Die jüngsten Kursrückgänge bedeuten auch, dass dieser Sektor jetzt sehr attraktiv bewertet ist. Ferner zeichnet er sich durch solide Bilanzen und geringe Verschuldung aus. Und schließlich spricht auch ihre Dividendenpolitik für die Unternehmen im Gesundheitssektor: Hier werden in der Regel hohe Dividenden ausgeschüttet. Während insbesondere Finanzunternehmen sowie zyklisch ausgerichtete Sektoren ihre Dividenden senken oder sogar gänzlich ausfallen lassen, dürften die Dividenden im Health Care-Sektor gesichert sein.
Positivere Einschätzung des Finanzsektors
Wir haben unsere negative Prognose für den Finanzsektor zu neutral geändert. 2008 und zu Jahresbeginn blieb dieser Sektor weit hinter dem Markt zurück. Mittlerweile haben die Bewertungen ein Niveau erreicht, das der miserablen Lage entspricht. Wir erwarten den G20- Gipfel am 2. April 2009 mit Spannung, da sich hier sicherlich zahlreiche Gelegenheiten für konzertierte Aktionen ergeben werden. Für den Finanzsektor wäre dies positiv. Innerhalb dieses Sektors sind wir jetzt – vor allem wegen der relativen Bewertungen – etwas optimistischer im Hinblick auf Immobilienaktien. Was Versicherer angeht, bleiben wir indes äußerst vorsichtig, da hier weiterhin mit Abschreibungen zu rechnen ist.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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