Aktienkurse brechen ein
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Die Aktienkurse sind in der zurückliegenden Woche eingebrochen. Der Dow Jones schnitt mit minus 1,7 Prozent noch am besten ab. Härter traf es Europa und Japan, wo es um 3,2 Prozent bergab ging. Ein Cocktail bestehend aus hohen Rohstoffpreisen, Zins- und Inflationsängsten, stärkerem Euro und dem Unterschreiten wichtiger Marken stieß den Börsianer übel auf. Sie gingen daraufhin zu Gewinnmitnahmen über.
USA: Geldpolitik hat Aktien wieder im Griff
Zins und Inflationssorgen gaben zuletzt die Richtung an den amerikanischen Aktienmärkten vor. Nachdem die Notenbank zur Wochenmitte ihren Leitzins auf 5,0 Prozent erhöht hatte und in ihrer anschließenden Erklärung kein klares Signal zur Pause oder gar dem Ende des Erhöhungszyklus erkennen ließ, drehte die Kursentwicklung. Denn genau darauf hatten die Investoren nach mittlerweile sechzehn Zinsschritten gewartet. Die Hoffnung auf ein Ende hatte den Dow Jones kurz zuvor auf den höchsten Stand seit über sechs Jahren steigen lassen. Mitverantwortlich für den anschließenden Rückgang waren aber auch die Importpreise, die im April stark angestiegen waren und folglich Inflationsdruck erkennen lassen. Das wiederum deutet auf weiter steigende Zinsen hin. Zumal auch der US-Dollar gegenüber Euro und Yen erneut nachgab und damit Waren aus diesen Regionen noch teurer macht, den Trend also verstärkt. Schwächer als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze waren ebenfalls nicht dazu angetan, die Abwärtsbewegung zu stoppen oder gar umzukehren. Und auch die Unternehmen lösten mit ihren Berichten eher Verkaufsorder aus. So schnitt der Versicherer American International Group (AIG) im ersten Quartal unter den Markterwartungen ab. Dell wiederum verlängerte seine Liste der Anlegerenttäuschungen mit einer weiteren Gewinnwarnung. Daraufhin gaben auch bei anderen Computerherstellern die Kurse spürbar nach.
Europa: Gewinne werden sichergestellt
Der Kursrückgang in Europa von im Schnitt 3,2 Prozent war der größte Wochenverlust seit fast zwei Jahren. Dieses Mal war der Verkaufsdruck neben den Vorgaben aus Übersee auch das Resultat der Euroaufwertung. Dessen April-Rally gegenüber dem US-Dollar hat sich im Mai unvermindert fortgesetzt. Um fast zwei US-Cent befestigte sich der Euro allein in der vergangenen Woche. Mit rund 1,29 US-Dollar notierte die Gemeinschaftswährung zuletzt auf dem höchsten Stand seit über einem Jahr. Die Aktieninvestoren sehen das mit einiger Sorge, denn der Export ist trotz der zuletzt an Dynamik gewinnenden Binnennachfrage immer noch die Stütze für Eurolands Konjunktur. Ein festerer Euro macht diese allerdings brüchig. Rasant abwärts ging es mit den Aktienkursen aber auch deshalb, weil die Marktteilnehmer insgeheim eine Korrektur erwartet hatten, jedoch möglichst lange dabei bleiben wollten. Angesichts des geballten Auftretens von hohen Rohstoffpreisen, Inflationsgefahren, Zinsanstieg und Dollarabwertung sowie dem Unterschreiten wichtiger Marken (wie z.B. 6.000 Punkte im DAX) suchten dann viele erstmal den Börsenausgang, um ihre bis dato aufgelaufenen Gewinne sicherzustellen. Auf Indexebene brachten europäische Aktien in den vergangenen viereinhalb Monaten rund 10 Prozent ein. Im DAX wiesen selbst nach dem Freitagseinbruch immer noch 13 Aktien zweistellige Wertentwicklungen auf, allen voran ThyssenKrupp mit plus 65 Prozent. Davon entfielen zwei Prozentpunkte auf die jüngste Woche. Ebenso wie die Konkurrenten Salzgitter, Arcelor und Mittal Steel äußerte sich der Stahlkocher sehr optimistisch zum künftigen Geschäftsverlauf. Einen anderen Eindruck hinterließen indes die Zwischenberichte der Telekomgesellschaften. Zwar wächst der Mobilfunk kräftig, das Festnetzgeschäft jedoch erodiert. Die Deutsche Telekom zum Beispiel verlor allein im ersten Quartal 2006 rund 500.000 Festnetzanschlüsse, woraufhin die Prognose für deise Sparte gekappt wurde. Zudem steigt auch im Mobilfunk der Druck. Nach Billiganbietern piesackt nun die EU-Kommision die Konzerne mit niedrigeren Preisen für Auslandsgespräche. Vodafone und O2 haben bereits entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Die verspätete Neuemission von Air Berlin war unterdessen kein Erfolg. Mit 12 Euro im unteren Bereich der ohnehin schon gesenkten Preisspanne platziert, betrug der erste Kurs zwar 12,65 Euro. Von da an ging es aber im Sinkflug weiter bis auf 11,69 Euro zum Wochenschluss.
Japan: Yen-Stärke trübt die Perspektive
Japans Aktien sahen sich den gleichen Belastungen gegenüber, die auch andernorts die Kurse drückten. Auch hier verunsicherte die Aufwertung der heimischen Währung. In nur einem Monat hat der Yen gegenüber dem US-Dollar um sieben Prozent auf 110 Yen zugelegt. Für die äußerst exportorientierten Unternehmen ist damit in etwa das Niveau erreicht, das den Planungen für das Fiskaljahr 2006/2007 zu Grunde liegt. Eine fortgesetzte Aufwertung würde folglich die Gewinndynamik dämpfen. Angesichts dieser Perspektiven verpuffen die zurzeit vorgelegten und unter dem Strich recht überzeugenden Jahresabschlüsse geradezu.
Ausblick: Klarheit zur Preisentwicklung in USA
Die Impulse sowohl von Seiten der Konjunktur als auch der Unternehmen werden immer weniger. Makroökonomisch sind am Dienstag und Mittwoch die Angaben zur Entwicklung der US-Verbraucher- und US-Erzeugerpreise im April bedeutsam. Anhand dessen können die Marktteilnehmer überprüfen, ob ernsthafte Zins- und Inflationssorgen gerechtfertigt sind. Außerdem kommt am Dienstag die US-Industrieproduktion für April. Stimmungsindikatoren wie New-York-Fed- und Philly-Fed-Index am Montag bzw. Donnerstag sowie der ZEW-Index am Dienstag vervollständigen das Konjunkturtableau. Bei den Unternehmen ebbt die Berichtssaison so langsam ab. Auch die Zahl der bedeutenden Hauptversammlungen wird kleiner.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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