Kommentar
10:55 Uhr, 25.05.2022

Aktien kaufen und liegen lassen: Ist "buy and hold" jetzt eine gute Idee?

Aktien haben korrigiert und wer nur lang genug Aktien hält, kann eine ordentliche Rendite erwirtschaften. Ist buy and hold jetzt also die richtige Strategie?

Jetzt zum buy and hold Anleger zu werden ist besser als vor fünf Monaten. Vor fünf Monaten erreichten Aktien Allzeithochs. Jetzt haben Indizes signifikant korrigiert. In den USA stand der S&P 500 zeitweise 20,9 % unter seinem Allzeithoch. Der Dax erreichte das bisherige Tief bereits zu Beginn des Ukrainekriegs. Das Minus lag damals bei knapp 24 %. Aktuell sind es nur noch 14 %.

In beiden Fällen stehen die Kurse jedoch tiefer als zu Jahresbeginn. Man soll ja nach Korrekturen kaufen. Zumindest diese Bedingung ist erfüllt. Märkte haben korrigiert. Eine Garantie dafür, dass es nicht noch tiefer geht, gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit spricht sogar dafür.

Am Ende macht der Markt jedoch das, was er will. Da kann man noch so viel analysieren. Irgendwann muss man eine Entscheidung treffen. Wer Geld auf der Seite hat, steht vor einer solchen Entscheidung. Im Kern lautet die Frage: Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um eine buy and hold Strategie zu beginnen? Wie viel Rendite kann man über die nächsten 10 Jahre erwarten?

Die zu erwartende Rendite hängt von der Bewertung des Aktienmarktes ab. Diese hat mit den Kursen und Gewinnwachstum der Unternehmen stark korrigiert. Das inflationsbereinigte KGV der letzten 10 Jahre (Shiller-KGV) liegt derzeit bei 30. Das ist deutlich tiefer als der Spitzenwert von 39 vor wenigen Monaten, aber im historischen Vergleich immer noch hoch (Grafik 1).


Die heutige Bewertung bestimmt die Rendite von morgen. Verschiebt man das KGV 10 Jahre in die Zukunft und vergleicht es mit der Rendite des S&P 500, sind die Parallelen nicht zu übersehen (Grafik 2). Dem KGV nach hätte der S&P 500 in den vergangenen 10 Jahren pro Jahr im Durchschnitt um 5 % steigen sollen. Tatsächlich war es mehr (11,5 %).

Eine solche Divergenz von erwarteter und tatsächlicher Rendite zeigt Überbewertung an. Anleger haben die Kurse in ihrer Euphorie zu sehr in die Höhe getrieben. Das rächt sich früher oder später, indem der Markt in den Folgejahren gar nicht performt. Den Beginn der Korrektur der Überbewertung sehen wir gerade. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

In den kommenden 10 Jahren ist sogar von einer Nullrendite auszugehen. Im besten Fall dürfen Anleger inklusive Dividenden eine jährliche Rendite von 4 % erwarten. Das ist nur ein Drittel dessen, was in den vergangenen 10 Jahren erzielt wurde. Der S&P 500 sollte in 10 Jahren im schlechtesten Fall ungefähr dort stehen, wo er jetzt steht und im besten Fall bei 5.800 Punkten. Das ist eine große Bandbreite und die Aussicht über 10 Jahre und vielen Kursschwankungen gar keine Rendite zu erzielen, ist nicht gerade aufmunternd.

Wer dennoch Angst hat, eine mögliche Trendwende nach oben zu verpassen, muss nicht gleich alles investieren, sondern z.B. zunächst ein Drittel. Man kann den US-Markt auch einfach ignorieren und Indizes mit besserer Renditeerwartung wählen. Dazu, welcher Index das sein könnte, mehr in einem Folgeartikel.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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