Kommentar
12:03 Uhr, 22.12.2004

Aktien Japan - Temporäre Eintrübung

Geht die Sonne in Japan (schon) wieder unter? In den vergangenen beiden Quartalen hat die Wirtschaftsleistung nur noch stagniert; hinzu kam eine Abwärtsrevision der BIP-Zahlen für die vergangenen Jahre. Anhaltend hohe Ölpreise, eine in den Sommermonaten nachlassende Dynamik der Exporte nach China und die Aufwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar haben Befürchtungen eines Endes der Erholung aufkommen lassen.

Wir teilen den Pessimismus nicht und werten die schwächere Entwicklung als vorübergehende Eintrübung, als Anpassungsphase innerhalb des Aufwärtstrends. Zwar reichte der Rückgang bei Investitionen und Nettoexporten aus, um das BIP-Wachstum zum Stillstand zu bringen, hinter den Zahlen verbergen sich aber einige positiv stimmende Details: Der private Konsum expandierte im Durchschnitt der vergangenen vier Quartale mit einer Rate von 0,75 Prozent gegenüber Vorjahr, seit Mitte 2003 hat sich die Arbeitslosigkeit deutlich verringert, und bei den privaten Bauinvestitionen (Neubaubeginne) wurde der stärkste Zuwachs seit 1996 verzeichnet. Mittelfristig rechnen wir mit einer Fortsetzung der Erholung, kurzfristig, d.h. für das Winterhalbjahr 2004/2005, gehen wir vor allem wegen des hohen Ölpreises und des starken Yen von einer Wachstumspause aus. Grundsätzlich besteht unserer Einschätzung nach erstmals seit Beginn der Krise in Japan (1990/1991) die Chance, dass sich ein nachhaltiger und zunehmend auch von der Binnennachfrage getragener Aufschwung etablieren kann.

Der Aktienmarkt spiegelt dieses Konjunkturszenario unserer Einschätzung nach im Wesentlichen wider: Die weniger guten Nachrichten könnten weitgehend in den Kursen "eingepreist" sein, so dass Abwärtsrisiken begrenzt erscheinen. Die hohen Ölnotierungen, die von den Unternehmen zukünftig kaum noch überwälzt werden können, und die teilweise verhaltenen Gewinnprognosen für das zweite Fiskalhalbjahr (1. Oktober 2004 bis 30. März 2005) werden die Kaufneigung unserer Meinung nach vorerst in Grenzen halten, bei einer Erholung der Binnennachfrage könnten sich die Perspektiven an Kabuto-cho aber leicht verbessern. Für Kursphantasie könnten auch die Restrukturierungen im Bankbereich sorgen, der die drückende Last fauler Kredite weiter abgebaut hat.

* Insofern könnte die aktuelle Konsolidierungsphase eine günstige Gelegenheit zum Einstieg bzw. Nachlegen sein. Wir bevorzugen weiterhin Aktien von Unternehmen, die von der anspringenden Binnenkonjunktur und dem – trotz nachlassender Dynamik – starken Export nach Asien profitieren.

* Favoritenbranchen sind derzeit nicht eindeutig auszumachen, umso mehr bzw. erst recht ist Stock Picking angesagt. Dennoch erscheinen uns bei einem Blick auf die Branchen Bankaktien interessant zu sein, zumal die Institute beachtliche Restrukturierungserfolge erzielt haben und nunmehr wieder in der Lage sind, nach Risiko differenzierte Kreditzinsen zu verlangen. Zurückhaltend sind wir hinsichtlich Automobilaktien; der starke Yen und höhere Zinsen in den USA könnten das Geschäft von Toyota, Nissan & Co. dämpfen.

Quelle: DWS

Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 120 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,5 %. Europaweit zählt die DWS über 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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