Kommentar
11:21 Uhr, 15.03.2005

Aktien Japan - Gut geschlagen

Folgt man streng der Definition, ist Japan im vierten Quartal 2004 in die Rezession zurückgefallen. Dafür bedarf es nämlich dreier Quartale mit rückläufiger Wirtschaftsleistung in Folge. Und diese Voraussetzung liegt vor: Nach den Rückgängen im zweiten (0,2 Prozent) und dritten Quartal (0,3 Prozent) ist das Bruttoinlandsprodukt auch von Oktober bis Dezember geschrumpft, wenn auch nur um 0,1 Prozent. Erwartet worden war ein leichter Anstieg um 0,1 Prozent.

Die "offizielle" Definition ist eine Sache, die Aufschlüsselung der Zahlen und vor allem die Perspektiven eine andere. Positiv zu bewerten ist, dass viele andere Makrodaten wie Industrieproduktion und Auftragseingänge stabil bzw. positiv waren. Auch hat sich die Binnennachfrage zum Jahresende nicht weiter abgeschwächt. Sorgen bereitet dagegen, dass der private Verbrauch um 0,3 Prozent zurückgegangen ist. Wir sehen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht in eine "echte" Rezession abgleiten, sondern interpretieren die Entwicklung als vorübergehende Schwächephase.

In dem eingetrübten Klima hat sich der Aktienmarkt im Februar gut geschlagen und nach der eher schwachen Januar-Wertentwicklung ein stattliches Plus hingelegt. Stark präsentierten sich im Februar insbesondere Maschinenbauaktien (plus 3,2 Prozent, seit Jahresanfang plus 9 Prozent), Transporttitel (insbesondere Seeschifffahrt) und - auf Grund von Preissteigerungen - Stahlwerte. Schwächste Branche waren Immobilien; auch Finanzwerte, insbesondere Bankaktien, schlossen im Minus. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich die Unsicherheit im Banksektor verflüchtigen wird.

Nach mehreren Monaten äußerlicher Ruhe ist es bei der Megafusion im Banksektor zu Bewegung bzw. einer (Vor-)Entscheidung gekommen: Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) hat ihre Übernahmepläne für UFJ Holdings aufgegeben. Damit ist erwartungsgemäß der Weg frei geworden für Mitsubishi Tokyo Financial Group (MTFG). MTFG war ohnehin Favorit und bevorzugter Partner von UFJ. Die 29 Milliarden Dollar schwere Übernahme ist für Oktober 2005 angepeilt. Stimmen die Aktionäre zu und werden letzte Probleme beseitigt, entsteht bei Einlagen in Höhe von rund 1,8 Billionen Dollar die größte Bank der Welt - vor dem bisherigen Branchenprimus Citigroup.

Verstärkte Konsolidierungsaktivitäten auch in der Pharmaindustrie: Die japanischen Konzerne stehen auf Grund steigender Entwicklungskosten und der zunehmenden Präsenz ausländischer Konkurrenten auf dem heimischen Markt unter Druck. Sankyo, Nummer Zwei der Branche, hat angekündigt, im Oktober dieses Jahres Daiichi, Nummer Sechs, für 5,8 Milliarden Euro übernehmen zu wollen.

Unserer Einschätzung könnte der Markt im März noch etwas zulegen und 12.000 Punkte im Nikkei 225-Index ins Visier nehmen. Dafür spricht, dass die meisten Unternehmenszahlen und Makrodaten "stimmen". Zudem ist das letzte Quartal eines Fiskaljahres (Anfang Januar bis Ende März) traditionell stark.

Quelle: DWS

Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 120 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,5 %. Europaweit zählt die DWS über 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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