Kommentar
16:01 Uhr, 24.07.2009

Aktien: Immer häufigere Verschnaufpausen

Nachdem sie über einen Zeitraum von drei Monaten um nahezu 40 % zugelegt hatten, mussten die Aktienmärkte in den letzten Wochen immer häufigere Verschnaufpausen einlegen. Aufgrund wachsender Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs nahmen viele Anleger noch kurz vor der Sommerpause Gewinne mit. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Korrektur. So hoben die von Goldman Sachs, JP Morgan Chase und Intel Mitte Juli veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal, die unerwartet positiv ausgefallen waren, sowohl Marktstimmung als auch Preise.

Dennoch geben die Fundamentaldaten weiterhin Anlass zur Sorge: So stehen die Unternehmenserträge auch künftig - vor allem 2010 - unter Druck. Die Marktprognosen sind hier viel zu optimistisch. Die Ertragsentwicklung wird spätestens gegen Ende dieses Jahres oder Anfang 2010 die Talsohle erreichen. Nach unserer Einschätzung ist ein Ertragswachstum von maximal 10 % in 2010 wahrscheinlicher als die aktuellen Marktprognosen von mindestens 25 %. Positives wird in der zweiten Jahreshälfte kaum zu vermelden sein. Es ist vielmehr mit enttäuschenden Unternehmenserträgen, sinkender Nachfrage, Dividendenkürzungen und unverbindlicher Ergebnis-Guidance zu rechnen.

Moderat defensive Positionierung

Die getrübten Aussichten erfordern eine (moderat) defensive Positionierung. Wir bleiben daher bei unserer Präferenz für Festverzinsliche (vor allem Investment-Grade-Anleihen) gegenüber Aktien. Unsere Sektorengewichtung ist unverändert moderat defensiv mit Fokus auf Branchen mit hohen Dividendenrenditen wie Telekommunikation, Health Care, Versorger und Energie. Die Bereiche Energie und Versorger sollten vom kräftigen Anstieg der Ölpreise profitieren. Andererseits haben Erdölaktien trotz höherer Preise kaum besser abgeschnitten als der breite Markt. Versorger sind dem breiten Markt seit Beginn des Jahres sogar hinterhergehinkt. Ab nächstem Jahr wird sich der höhere Ölpreis allerdings in höheren Energiepreisen niederschlagen. Für die künftige Ertragsentwicklung der Versorger ist dies eindeutig positiv.

Vorsichtigere Einschätzung der Emerging Markets

Wir haben im Juni unsere regionale Gewichtung angepasst und Emerging Markets auf neutral zurückgesetzt. Unsere leicht negative Prognose für europäische Aktien haben wir zu moderat positiv geändert.

Nach den enormen Kursanstiegen der letzten Monate sind wir jetzt vorsichtiger, was die Emerging Markets betrifft. Bei sinkender Risikobereitschaft ist das Risiko einer Korrektur in den risikoreicheren Segmenten deutlich höher. Überdies zeigen Recherchen, dass die Aktienportfolios fast aller institutionellen Kunden einen überdurchschnittlichen Anteil an Schwellenländeraktien aufweisen. Wir betrachten dies als aussagekräftigen Gegenindikator. Auch das immense Interesse an Emerging-Markets-Aktien der vergangenen Monate verebbt bereits. Ferner sind die Rohstoffpreise in den letzten Wochen gefallen. Historisch besteht eine starke Korrelation zwischen Rohstoffpreisen und der Wertentwicklung an den Aktienmärkten der Schwellenländer. Auf längere Sicht halten wir an unserer positiven Einschätzung der Emerging Markets fest. Hauptgrund ist das strukturell höhere Wirtschaftswachstum in diesen Ländern im Vergleich zu den Industrieländern.

Präferenz für europäische ggü. US-Aktien

Bislang hatten wir US-Aktien europäischen Titeln gegenüber den Vorzug gegeben. Das hat sich jetzt, u. a. wegen der relativen Bewertung, verkehrt. Der Bewertungsaufschlag für US-Aktien liegt derzeit über dem 30-Jahresdurchschnitt. Wir halten den US-Markt für überbewertet. Die Risikoprämien für europäische Aktien liegen dagegen etwas über dem langfristigen Durchschnitt, während sie bei US-Aktien leicht darunter liegen. Wenn auch die konjunkturellen Aussichten für Europa trüber sind als für die USA, wurde dies an den europäischen Aktienmärkten bereits eingepreist.

Quelle: ING Investment Management

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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