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16:45 Uhr, 24.09.2023

Aktien der Woche: Diese 3 IPOs sorgen für Aufsehen

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In den vergangenen zwei Wochen haben einige Unternehmen den Sprung an die Börse gewagt, begleitet von hoher Erwartungshaltung seitens Analysten und Investoren. Doch welche Geschäftsmodelle verbergen sich dahinter? Und welche Prognosen stellen die Analysten für die Aktien auf? Im IPO-Special von “Aktien der Woche” stellen wir euch drei spannende Börsenneulinge vor.

ARM Holdings: Das größte IPO des Jahres

Das Wichtigste zur ARM Holdings: ARM Holdings ist ein britisches Technologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung von Prozessorarchitekturen und Halbleitertechnologien spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1990 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Cambridge/Großbritannien. ARM entwickelt unter anderem Mikroprozessoren für Smartphones und spielt eine Schlüsselrolle im Bereich der CPU-Technologie, wobei das Unternehmen eine Reihe von CPU-Produkten anbietet, die verschiedene Anforderungen in Bezug auf Leistung, Energie und Kosten erfüllen. Dabei ist das Unternehmen nicht nur für die Entwicklung und Herstellung von energieeffizienten CPU-Produkten bekannt, sondern lizenziert ihre Technologien auch an zahlreiche Halbleiterfirmen und Originalgerätehersteller (OEMs) weltweit.

Ergänzende Produkte wie GPUs und Computer-Plattformen sind ebenfalls verfügbar und dienen der effizienten Entwicklung auf Systemebene. Durch die Kombination dieser Produkte und eines umfangreichen Software-Ökosystems hat sich Arm als weltweit führende Prozessorarchitektur etabliert. Dieses Ökosystem wird durch wichtige Partnerschaften mit Unternehmen wie Google, Microsoft, Electronic Arts und Epic Games gestärkt. Zu den Kunden von ARM gehören namhafte Konzerne wie Apple, Qualcomm, Samsung, Microsoft, Intel und Nvidia.

Ein Beleg für die bedeutende Rolle von ARM in der Branche ist, dass im Jahr 2022 über 99 % der globalen Smartphones von ARM-Technologien betrieben und laut eigenen Angaben bislang mehr als 250 Milliarden Chips auf Basis der Technologie von ARM gebaut wurden. Schätzungsweise verwenden 70 % der Weltbevölkerung Produkte, die auf ARM-Technologie basieren – wobei das Unternehmen alleine im Geschäftsjahr 2023, das für ARM am 31. März 2023 endete, über 30 Milliarden ARM-basierte Chips auslieferte.

Stand 31. März 2023 beschäftigte ARM 5.963 Mitarbeiter weltweit, wobei 80 % von ihnen in technischen Bereichen wie Forschung und Design tätig sind. Dabei verfügt man über Forschungs- und Entwicklungsstandorte, die sich über den gesamten Globus verteilen.

Ein bemerkenswerter Trend ist der wachsende Fokus auf KI- und ML-Anwendungen. Nach eigenen Angaben von ARM sind ihre CPUs bereits das Herzstück von Milliarden Geräten weltweit, die KI- und ML-Aufgaben bewältigen. Für die Evolution künftiger KI- und ML-Anwendungen wird die Technologie kontinuierlich optimiert. In diesem Bestreben kooperiert ARM eng mit Branchenpionieren wie Alphabet und Nvidia.

Fakten zum IPO

Im Jahr 2016 wurde ARM von der japanischen Softbank Group für 32 Milliarden USD gekauft. Nachdem ein Verkauf an Nvidia im Jahr 2020 scheiterte, ging ARM am 14. September an die Börse Nasdaq. Die Preisspanne wurde im Vorfeld zwischen 47 bis 51 USD festgelegt, wobei ARM 102,5 Millionen American Depositary Shares (ADSs) ausgegeben hat, die die Stammaktien repräsentieren. Darüber hinaus haben die Zeichner von den 102,5 Millionen ADSs ihre Option vollständig ausgeübt, um bis zu zusätzliche sieben Millionen ADSs zu erwerben. Der Börsengang war erfolgreich und brachte Softbank Einnahmen von knapp 5 Milliarden USD ein, wobei Softbank weiterhin rund 90 % von ARM halten wird. Der Streubesitz beläuft sich auf 4,70 %.

Finanzielle Daten

Kennzahl Geschäftsjahr 2023 Geschäftsjahr 2022 Geschäftsjahr 2021
Umsatz 2,68 Mrd. USD 2,70 Mrd. USD 2,03 Mrd. USD
Bruttomarge 96 % 95 % 93 %
Operative Marge 25 % 23 % 21 %
Nettogewinn aus fortführenden Geschäften 657 Mio. USD 663 Mio. USD 207 Mio. USD
Barmittel, Barmitteläquivalente und kurzfristige Investitionen 2,22 Mrd. USD 1,64 Mrd. USD keine Angabe
Alle Kennzahlen sind Non-GAAP (bereinigt).

Für das Geschäftsjahr 2024 und 2025 rechnen Analysten mit einem Umsatz in Höhe von 2,9 Milliarden USD bzw. 3,37 Milliarden USD. Zudem wird mit einem Nettogewinn in Höhe von 885 Millionen USD bzw. 1,11 Milliarden USD kalkuliert.

Was sagen die Analysten?

Bernstein: Die Bernstein-Analystin Sara Russo bewertet die Aktie mit einem “underperform”-Rating und einem Kursziel von 46 USD, was einem Rückgang von knapp 11 % gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag entspricht. Sie merkte an, dass zwei der größten Risiken für die Wachstumsstory von ARM in den nächsten zwei bis drei Jahren die Konkurrenz durch RISC-V und die fehlende Kontrolle über das China-Geschäft seien.

Needham & New Street: Analysten von Needham bewerteten den Börsenneuling vergangene Woche mit „hold“. Auf der anderen Seite geben Analysten von New Street die Aktie ein „buy“-Rating und ein Kursziel von 59 USD, was ein Aufwärtspotenzial von etwa 15 % bedeutet. Aktuell wird auf Basis der Schätzungen dieser Analysten ARM mit einem KGV für das FY24 von 84 und einem KUV von 18 bewertet.

Susquehanna: Die Susquehanna-Analysten Mehdi Hosseini und Chris Rolland haben für die ARM-Aktie ein Kursziel von 48 USD festgelegt und die Aktie mit einem “neutral”-Rating bewertet. Die Analysten befinden die Aktie als „fair“ in Bezug auf das Risiko und stellen fest, dass ARM seine Lizenzgebühren voll ausschöpft, auch wenn das Unternehmen dabei Einnahmen aus weniger lukrativen Bereichen erzielt.

Hinsichtlich künftiger Entwicklungen heben die Analysten mehrere potenzielle Wachstumstreiber für das Unternehmen hervor. Dazu gehören die Markteinführung neuer ARM Server-Prozessoren, steigende Lizenzgebühren und technische Verbesserungen in den Bereichen ISAs und Prozessorkerne.

Zusätzlich betont Holland, dass aufgrund der Verlangsamung in bestimmten Zielmärkten von ARM, wie dem Smartphone-Markt und den damit verbundenen Risiken – steigende Lizenzgebühren für Hauptkunden und schrumpfende Gewinnspannen aus anderen Einnahmequellen – die Aktie möglicherweise zu einem niedrigeren Kurs gehandelt werden sollte.

Tipranks: Auf Tipranks.com wird ARM Holdings von fünf Analysten bewertet, wobei nur ein Analyst ein “buy”-Rating vergibt, während drei ein “hold”-Rating erteilen und einer ein “sell”-Rating empfiehlt.

Fünf Analysten Kursziel Kurspotenzial
Höchstes Kursziel 59 USD 15 %
Durchschnittliches Kursziel 50,75 USD -1 %
Niedrigstes Kursziel 46 USD -10,35 %
Der Chart der ARM Holdings-Aktie.

Aufgrund des gerade erst erfolgten lässt sich aus dem Chart noch nicht viel herauslesen. Am ersten Handelstag sprang der Aktienkurs von ARM um fast 25 % nach oben. Seitdem hat das Wertpapier jedoch zu kämpfen und ist mindestens 4 % an jedem darauffolgenden vollen Handelstag gefallen. Am 21. September 2023 fiel der Aktienkurs von ARM sogar unter den IPO-Preis von 51 USD, doch mit einem Schlusskurs von 51,32 USD am Freitag, gelang es der Aktie noch über dem IPO-Preis zu schließen.

Instacart (Maplebear): Online-Marktdurchdringung als Wachstumstreiber?

Das Wichtigste zu Instacart: Instacart ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das 2012 von Apoorva Mehta, einem ehemaligen Mitarbeiter von Amazon.com, ins Leben gerufen wurde. Bevor er Instacart aus der Taufe hob, hatte Mehta bereits 20 gescheiterte Unternehmen gegründet. Er war Teilnehmer an der Sommer 2012-Serie von Y Combinator, die schließlich zur Gründung von Instacart führte.

Trotz früherer Rückschläge stieg der Wert von Instacart rasant an und wurde 2015 auf zwei Milliarden USD geschätzt. Das Unternehmen setzte seine Expansion fort und betrat 2017 den kanadischen Markt. Ein Jahr später erweiterte es sein Portfolio durch den Kauf von Unata, einer in Toronto ansässigen Plattform für Lebensmittelhändler, für 65 Millionen USD.

2018 führte Instacart den Click-and-Collect-Service “Instacart Pickup” landesweit ein, bei dem Kunden ihre Bestellungen direkt im Lebensmittelgeschäft abholen können. Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 reagierte das Unternehmen agil auf den sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Lebensmittellieferungen und stellte innerhalb eines Monats mehr als 300.000 zusätzliche Mitarbeiter ein.

Heutzutage kooperiert Instacart mit über 1.400 Einzelhandelsunternehmen (darunter Aldi, Costco, und Kroger), in über 5.500 Städten in den USA und Kanada an, die zusammen 85 % des US-Lebensmittelmarktes repräsentieren. Die Online-Verkäufe, die das Unternehmen für seine Einzelhandelspartner tätigt, wuchsen zwischen 2018 und 2022 um 80 % pro Jahr. Im Jahr 2022 erreichte Instacart ein Gesamttransaktionsvolumen (GTV) von etwa 29 Milliarden USD, was es zum führenden Lebensmitteltechnologieunternehmen in Nordamerika machte.

Die Innovation von Instacart liegt in der On-Demand-Lieferung direkt aus bekannten Geschäften. Das Unternehmen erreicht 7,7 Millionen monatlich aktive Kunden, die im Durchschnitt 317 USD pro Monat ausgeben. Kunden können über die Instacart-Plattform sowohl für die Lieferung als auch für die Abholung bestellen, wobei sie zwischen verschiedenen Erfüllungsoptionen und Liefergeschwindigkeiten wählen können. Dabei profitieren sie von der Flexibilität, Bestellungen sogar innerhalb von 30 Minuten geliefert zu bekommen. Zusätzlich bietet Instacart eine Werbeplattform für über 5.500 Marken an, um diese im digitalen Raum effektiv zu bewerben und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.

Marktpotenzial und die Kernbereiche: Lebensmittel sind im Einzelhandel mit jährlichen Ausgaben von 1,1 Billionen USD in den USA 2022 die dominierende Kategorie. Jedoch fand nur ein Bruchteil dieses Handels online statt, wobei 2022 lediglich 12 % der US-Lebensmitteleinkäufe im Internet abgewickelt wurden. Trotzdem verzeichnet der Online-Lebensmittelmarkt ein rasantes Wachstum: Die Online-Marktdurchdringung im Lebensmittelbereich hat sich in nur zehn Jahren von 1 % auf 12 % verzehnfacht.

Instacart versucht, eine technologische Antwort auf die wachsenden Herausforderungen und Möglichkeiten dieses Marktes darzustellen. Das Unternehmen bietet eine integrierte Lösung für Lebensmitteleinzelhändler, die bisher keinen Zugang zu einheitlichen Technologien für den digitalen Handel hatten. So wurden im vergangenen Jahrzehnt auf dem Instacart Marketplace Transaktionen im Wert von über 100 Milliarden USD und rund 900 Millionen Bestellungen abgewickelt.

Die drei Kernbereiche von Instacart sind:

  • Instacart Marketplace: Verbindet Kunden mit ihren bevorzugten Einzelhändlern über eine App oder Website.
  • Instacart Unternehmensplattform: Unterstützt Einzelhändler mit Technologien für eCommerce, Fulfillment und weitere wichtige Geschäftsbereiche.
  • Instacart Ads: Hilft Marken, ihren Umsatz zu steigern, indem sie gezielt Kunden ansprechen, die aktiv auf der Plattform nach Produkten suchen

Fakten zum IPO

Am 19. September 2023 feierte Instacart sein Debüt an der Nasdaq. Obwohl im Vorfeld ein Ausgabepreis zwischen 26 und 28 USD für die 22 Millionen zur Verfügung stehenden Aktien festgelegt wurde, überraschte das Unternehmen mit einer Eröffnung bei 42 USD – ein Anstieg von beeindruckenden 43 %. Im Laufe des Handelstages offenbarte sich jedoch die Volatilität des Marktes – die Aktie schloss bei 34,23 USD. Dennoch markierte das Tagesende einen Zuwachs von über 12 % gegenüber dem Ausgabepreis. Mit einer Marktkapitalisierung, die zum Börsenschluss leicht über 11 Milliarden USD lag, generierte Instacart durch den Börsengang Einnahmen in Höhe von etwa 616 Millionen USD. Der Streubesitz beläuft sich auf 91,43 %.

Finanzielle Daten

Kennzahl Geschäftsjahr 2022 Geschäftsjahr 2021 Geschäftsjahr 2020
Umsatz 2,55 Mrd. USD 1,83 Mrd. USD 1,48 Mrd. USD
Bruttomarge 71,8 % 66,8 % 59,5 %
Operative Marge 2,6 % -4,1 % -5 %
Nettogewinn 428 Mio. USD -73 Mio. USD -70 Mio. USD
Barmittel, Barmitteläquivalente und kurzfristige Investitionen 1,51 Mrd. USD 1,15 Mrd. USD 1,22 Mrd. USD

Für die Geschäftsjahre 2023 und 2024 rechnen Analysten mit einem Umsatz in Höhe von 3,06 Milliarden USD bzw. 3,33 Milliarden USD. Zudem wird mit einem Nettogewinn in Höhe von 885 Millionen USD bzw. 1,11 Milliarden USD kalkuliert.

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Was sagen die Analysten?

Needham: Die Needham-Analysten Bernie McTernan und Stefanos Crist gehörten zu den Ersten, die die Aktie bewerteten und dabei ein „hold“-Rating sowie ein Kursziel von 30 USD festlegten. Die Aussichten für die Aktie seien durch das gedämpfte Wachstum nach einem pandemiebedingten Anstieg und Instacarts bereits ausgebautem Werbegeschäft eher negativ geprägt.

Sie betonten, dass ihre Prognosen für den Online-Lebensmittelverkauf in den USA nach der Pandemie voraussichtlich pessimistischer ausfallen würden als der allgemeine Konsens und sie sahen erhebliche Hindernisse für die Marktakzeptanz. Dabei wiesen sie auf die steigende Konkurrenz durch Akteure wie Uber und DoorDash hin, zusätzlich zu anderen großen Playern wie Walmart und Amazon.

Die Aktie sei angemessen bewertet, aber die bevorstehenden drei Jahre dürften in puncto Wachstum herausfordernder werden als die letzten drei von Corona geprägten Jahre. Sie prognostizierten ein jährliches Wachstum von 12 % im Online-Lebensmittelhandel für die nächsten drei Jahre, was im starken Kontrast zu den fast 60 % Wachstum während der Pandemiespitze steht.

Darüber hinaus verwiesen sie auf eine aktuelle Umfrage, in der 38 % der Befragten angaben, in naher Zukunft keine Online-Lebensmittelplattformen nutzen zu wollen. Ein Hauptgrund dafür seien Bedenken hinsichtlich der Qualität und eine Präferenz für den traditionellen Lebensmitteleinkauf.

Abschließend schätzten sie, dass Instacarts Werbepotenzial zukünftig begrenzter sein wird, da die dynamischste Wachstumsphase bereits vorbei sei. Dabei erwähnten die Analysten, dass Instacart im letzten Jahr ungefähr 30 % seiner Einnahmen durch Werbung generiert hatte.

BTGI: In einer Mitteilung an die Kunden bewertete der BTIG-Analyst Jake Fuller Instacart als “neutral”. Er wies darauf hin, dass Instacart auf dem nur langsam wachsenden Markt für Lebensmittellieferungen intensivem Wettbewerb von Seiten DoorDash und Uber Technologies gegenübersteht. Ein Kursziel wurde nicht bekanntgegeben.

Der Chart der Instacart-(Maplebear)-Aktie.

Ebenso wie bei ARM Holdings, lässt sich aus dem Chart von Instacart aufgrund des kürzlichen IPOs bislang nicht viel herauslesen. Die Aktie sprang am ersten Handelstag um fast 40 % nach oben, fiel aber bis zum Handelsschluss auf 33,70 USD zurück. In den darauffolgenden Tagen fiel die Aktie weiter auf 30 USD und erreichte somit eine Marktkapitalisierung von 8,29 Milliarden USD.

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Klaviyo: Spezialist in der Marketing-Automatisierung

Das Wichtigste zur Klaviyo: Klaviyo, ein in Boston, Massachusetts ansässiges Technologieunternehmen, wurde im Jahr 2012 von Andrew Bialecki und Ed Hallen gegründet und hat sich auf Marketing-Automatisierung spezialisiert. Das Unternehmen bietet eine SaaS-Plattform an, die es Firmen ermöglicht, tiefgreifende Datenintegrationen und -analysen vorzunehmen, um personalisierte Marketingbotschaften über viele Kanäle wie E-Mail, SMS und Web-Push-Benachrichtigungen zu versenden.

Das Hauptmerkmal von Klaviyo ist die Kombination von Datenanalyse mit maschinellem Lernen, um personalisierte Kundenerlebnisse zu schaffen. Besonders im Einzelhandel und E-Commerce ist Klaviyo stark vertreten, hat aber auch Lösungen für Branchen wie Bildung, Events und Restaurants. Die beiden Gründer arbeiteten drei Jahre lang gemeinsam, bevor sie überhaupt Risikokapital aufnahmen. Klaviyo hat dabei in elf Jahren 454 Millionen USD an Finanzmitteln erhalten und SEC-Unterlagen zeigen, dass es nur 15 Millionen USD dieses Kapitals ausgegeben hat, während es Profitabilität und einen Mitarbeiterstamm von 1.500 Mitarbeitern erreicht hat.

Bis Mitte 2023 konnte Klaviyo über 130.000 Kunden weltweit gewinnen. Das Geschäftsmodell von Klaviyo basiert auf einem gestaffelten Abonnementssystem. Die Kosten für ihre Dienstleistungen variieren dabei je nach der Anzahl der in der Plattform gespeicherten Kontakte (aktive Kundenprofile) und der Anzahl der pro Monat versendeten Nachrichten. Es gibt sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Abonnementoptionen, wobei der Preis bei steigendem Datenvolumen und Nachrichtenversand ansteigt. Das Geschäftsmodell erlaubt somit: Wenn die Unternehmen der Kunden wachsen, dann steigen auch die Nutzung von Klaviyo und somit die Einnahmen.

Klaviyo setzt hauptsächlich auf eine produktorientierte “Go-to-Market”-Strategie, wobei ein Großteil ihrer neuen Kunden über Inbound-Kanäle, wie Mundpropaganda und Plattformintegrationen, gewonnen wird. Eine Mehrheit der Kunden, die die Software von Klaviyo nutzen, sind E-Commerce-Verkäufer, die ihre Angebote auf Shopify hosten. Das Unternehmen hat Partnerschaften mit E-Commerce-Plattformen wie Shopify, Magento, BigCommerce, Stripe und WooCommerce.

Im August 2022 kündigte das E-Commerce-Unternehmen Shopify an, dass es Klaviyo zum empfohlenen E-Mail-Lösungspartner für seine Shopify Plus-Händlerplattform macht und eine strategische Investition von 100 Millionen USD in das Unternehmen tätigt. Somit besitzt Shopify einen Anteil von 11,2 % an dem Unternehmen.

Zum 30. Juni 2023 hatte Klaviyo von den 130.000 Kunden, 1.458 Unternehmen, die einen jährlichen wiederkehrenden Umsatz von über 50.000 USD generierten, ein Wachstum von 94 % im Vergleich zum Vorjahr.

Marktpotenzial: Laut einem Marktforschungsbericht von Grand View Research aus dem Jahr 2020 belief sich der weltweite Markt für Marketing-Automatisierung im Jahr 2019 auf schätzungsweise 4 Milliarden USD und wird bis Ende 2027 voraussichtlich 8,6 Milliarden USD erreichen.

Dies entspricht einer prognostizierten CAGR (Compound Annual Growth Rate) von 9,8 % von 2020 bis 2027.

Die Haupttreiber für dieses erwartete Wachstum sind die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung von Branchen, die zunehmende Internetnutzung und die steigende Nachfrage nach Marketing-Automatisierung zur Verbesserung des Marketing-ROI.

Fakten zum IPO

Im Mai 2023 reichte Klaviyo einen Antrag auf einen Börsengang in New York ein und beauftragte Banker von Goldman Sachs und Morgan Stanley mit der Abwicklung des Deals. Der Börsengang erfolgte am 20. September, wobei Klaviyo ursprünglich einen IPO-Preisbereich von 25 bis 27 USD pro Aktie festlegte. Das Unternehmen erhöhte diesen aber später auf 27 bis 29 USD, doch letztendlich wurden 19,2 Millionen Aktien zu einem Preis von 30 USD je Stück ausgegeben. Das IPO führte schließlich zu Einnahmen von 345 Millionen USD. Zudem haben BlackRock und mit AllianceBernstein verbundene Unternehmen ein unverbindliches Interesse am Kauf von Aktien in Höhe von insgesamt 100 Millionen USD zum IPO-Preis bekundet. Der Streubesitz beläuft sich auf 4,57 %.

Finanzielle Daten

Kennzahl Geschäftsjahr 2022 Geschäftsjahr 2021
Umsatz 472,75 Mio. USD 290,64 Mio. USD
Bruttomarge 72,9 % 70,9 %
Operative Marge -11,6 % -27,3 %
Nettogewinn -49,11 Mio. USD -79,39 Mio. USD
Barmittel, Barmitteläquivalente und kurzfristige Investitionen 385,82 Mio. USD 327,91 Mio. USD

Für die nächsten Geschäftsjahre liegen bisher keine Prognosen bezüglich Umsatz und Nettogewinn vor.

Was sagen die Analysten?

Ähnlich den Vorhersagen für die kommenden Geschäftsjahre gibt es derzeit keine Analysteneinschätzungen. Sobald die Einschätzungen verfügbar sind, wird der Artikel aktualisiert und über Instagram darauf hingewiesen.

Der Chart der Klaviyo-Aktie

Der Kursverlauf von Klaviyo erinnert an die von ARM Holdings und Instacart, da der Chart aufgrund des kürzlich erfolgten Börsengangs noch wenig aussagekräftig ist. Nach dem Börsendebüt erlebte die Klaviyo-Aktie eine volatile Performance: Die Aktie stieg am ersten Handelstag um nahezu 23 %, schloss jedoch bei 36,75 USD. Am Ende dieses Tages belief sich die Bewertung von Klaviyo auf etwas über 9 Milliarden USD. In den folgenden Tagen verlor die Aktie jedoch etwas mehr als 9 %, notierte bei 33,39 USD und erreichte eine Marktkapitalisierung in Höhe von 8,41 Milliarden USD.

Siehe auch: Cash-Alarm! Das sind die weltweit größten Dividendenzahler

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: ARM Holdings.

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Über den Experten

Michael Flender
Michael Flender

Michael Flender ist seit dem Jahr 2007 hauptberuflich als Trader an der Börse tätig. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Handel von Aktien mit einem meist mittelfristigen Zeithorizont. Hierbei berücksichtigt er sowohl den Nachrichtenfluss und die operative Entwicklung als auch die charttechnischen Trends. Gelegentlich führt er auch Short-Positionen oder kurzfristige Trades vor oder nach den regulären Handelszeiten durch. Seit 2020 ist er zudem vermehrt in den sozialen Medien aktiv und teilt täglich aufregende Neuigkeiten und Entwicklungen im Bereich Börse. Zusätzlich dazu verwaltet er auf der Plattform Goldesel.de mehrere Echtgelddepots und vermittelt dort auch die Prinzipien eines nachhaltigen Aktienhandels.

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