Kommentar
13:57 Uhr, 08.08.2005

Aktie der Woche: DaimlerChrysler

„Es war eine schöne… und wertvolle Zeit“, so beschloss Jürgen E. Schrempp das Schreiben, mit dem er die Chefredakteure der wichtigen Wirtschaftsmedien über seinen Rückzug informierte. Aus der Sicht des „Verheerers von Möhringen“ (SPIEGEL-online) mag das durchaus stimmen, die Aktionäre des einstigen Vorzeigekonzerns sehen das mit Recht etwas anders: Während Schrempp in seiner Zeit auf dem Chefsessel durch Gehälter, Tantiemen und Optionen über 60 Mio. Euro eingestrichen haben dürfte, kosteten die gesammelten Abenteuer der „Welt AG“ rund 50 Mrd. Euro Börsenwert. Fokker, Smart, Chrysler, Mitsubishi – der Rotwein- und Zigarren-Liebhaber hat kein Desaster ausgelassen, so dass die mehr als zehnprozentige Kursexplosion, mit dem sein Abgang von den Börsianern gefeiert wurde, geradezu eine logische Konsequenz war.

Schrempps Nachfolger Dieter Zetsche dürfte die Aktien-Party mit gemischten Gefühlen verfolgt haben. Einerseits ist die auf einen Schlag um vier Mrd. Euro gestiegene Marktkapitalisierung ein willkommener Vertrauensvorschuss, andererseits aber auch eine schwere Hypothek – von diesem Niveau aus weitere Kurssteigerungen zu erreichen, wird alles andere als einfach sein; der Mann mit dem wuchtigen Schnauzer wird Polier auf einer globalen Baustelle: Ob die von Zetsche maßgeblich vorangetriebene Chrysler-Sanierung trägt, bleibt abzuwarten; beim defizitären Kleinstwagen-Segment stellt sich eigentlich nur die Frage, wann man den Laden dicht macht; und die Qualitätsprobleme bei der „Cash-Cow“ Mercedes werden sich auch nicht innerhalb von Monaten lösen lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Konzern sein Modellfeuerwerk weitgehend abgefackelt hat, so dass kaum positive Impulse fürs Marketing bestehen.

Mehr als eine Seitwärtsbewegung trauen wir der Aktie deshalb nicht zu, wobei das Rückschlagspotential durch die hohe Dividendenrendite und die Überwindung des bei 39,00 Euro platzierten Widerstands ebenfalls begrenzt erscheint. Konservative Anleger greifen deshalb zum klassischen „at-the-money-Discounter“ – sofern die Aktie das aktuelle Niveau bis September 2006 behauptet, winkt eine Rendite von 10,6 Prozent p.a. Als etwas längerfristige Alternative kommt ein „BonusPro“-Zertifikat in Betracht, dessen Schwelle erst in den drei Monaten der Laufzeit aktiviert wird, so dass vorherige Durchhänger folgenlos bleiben. Notiert die Aktie dann wenigstens ab April 2007 konstant über 35,00 Euro, sind insgesamt 25 Prozent Bonus sicher; außerdem ist man nach oben voll beteiligt, falls Zetsche die Wende doch schneller schafft als gedacht.

Fundamentaldaten (in Euro)

Kurs: 40,06

2003

2004

2005e

2006e

Gewinn / Aktie

0,44

2,43

2,24

3,42

Dividende

1,50

1,50

1,50

1,70

KGV

91,05

16,48

17,88

11,71

Div.-Rendite

n/a

3,74%

3,74%

4,24%

Konservative Strategie: Discount-Zertifikat

ISIN / WKN:

DE 000 SAL 5N4 5 / SAL 5N4

Emittent:

Sal. Oppenheim

Fälligkeit:

22.09.2006 (Restlaufzeit 1,14 Jahre)

Cap:

40,00 Euro

Cap-Abstand:

0,0% („am Geld“)

Briefkurs:

35,64 Euro

Max. Rendite:

12,2% = 10,7% p.a.

Discount:

11,0%

Offensive Strategie: BonusPro-Zertifikat

ISIN / WKN:

DE 000 CB2 EAH 7 / CB2 EAH

Emittent:

Commerzbank

Fälligkeit:

17.07.2007 (Restlaufzeit 1,97 Jahre)

Schwelle:

35,00 Euro (aktiv ab 17.04.2007)

Bonus-Betrag:

53,00 Euro

Briefkurs:

42,39 Euro

Bonus-Rendite:

25,0% = 12,0% p.a.

Risikopuffer:

12,6%

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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