Kommentar
10:04 Uhr, 07.12.2020

Airbnb geht an die Börse: Was ist von der Aktie zu halten?

Der Sharing Economy soll die Zukunft gehören. Nun kommt eines der größten Unternehmen an die Börse. Macht eine Investition Sinn?

Erwähnte Instrumente

  • Uber Technologies Inc. - WKN: A2PHHG - ISIN: US90353T1007 - Kurs: 45,000 € (XETRA)

In wenigen Tagen soll der IPO von Airbnb beginnen. Am ersten Handelstag und in den wenigen Tagen danach kann alles geschehen. So manch lang erwarteter Börsengang entpuppte sich zunächst als wenig lukrativ. Uber ging mit einem Aktienkurs von 45 Dollar an die Börse. Danach ging es relativ bald abwärts.

Wer der Aktie treu geblieben ist, kann sich nun zumindest ein wenig freuen. Der Kurs steht bei ca. 55 Dollar. Viele hatten eigentlich erwartet, dass es gleich nach dem Börsengang kräftig nach oben geht. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt.

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Was langfristig mit der Aktie geschieht, ist vollkommen offen. Kurzfristig hängt alles davon ab, wie Anleger die Bewertung einstufen. Grundsätzlich versuchen Firmen eine Bewertung beim Börsengang anzustreben, die etwas unterhalb des tatsächlichen Wertes liegt ("underpricing"). Dadurch steigen die meisten Aktien direkt nach dem Börsengang.

Firmen lassen dabei zwar Geld liegen, können mit einer tieferen Bewertung aber einen erfolgreichen Börsengang fast garantieren. Niemand will, dass die Bewertung nach Börsengang sofort sinkt. Das ist keine gute Story und zieht keine Anleger an. Geht der Preis am ersten Tag gleich nach oben, macht das positive Presse. Anleger wollen dabei sein.

Airbnb geht in schwierigen Zeiten an die Börse. Generell ist das Marktumfeld zwar positiv, aber die Situation von Airbnb ist schwierig. Der Umsatz wird 2020 von fast 5 Mrd. im Vorjahr auf ca. 3,2 Mrd. sinken. Der Verlust dürfte bei 700 Mio. liegen und der operative Cashflow ist erstmals seit 2015 wieder negativ (Grafik 1).


Da kommt es einem nicht selbstverständlich vor, dass Anleger eine Bewertung von 30-40 Mrd., die Airbnb anstrebt, tatsächlich mittragen. Eine Bewertung ist mit 30 Mrd. jedoch im Vergleich zu den beiden Vorjahren nicht unattraktiv. 2018 wurde Airbnb bei einer Finanzierungsrunde mit fast 40 Mrd. bewertet (Grafik 2). Mit 30 Mrd. wäre die Bewertung nicht höher als 2016 und nur unwesentlich höher als 2015.

Ein Börsengang am oberen Ende der Range bei gut 40 Mrd. ist problematischer. Es ist zwar keine Rekordbewertung, aber eben auch kein Discount zu früheren Finanzierungsrunden. Daher bleiben die ersten Handelstage und Wochen vermutlich volatil. Über die langfristigen Perspektiven sagt es wenig aus.

Hier lohnt der Vergleich mit anderen Unternehmen, z.B. Hotelketten oder Buchungsunternehmen. Hotels haben derzeit eine Marktkapitalisierung im Bereich des Vier- bis Sechsfachen des Umsatzes. Bei Airbnb wäre es das Neunfache am unteren Ende der Bewertungsrange. Airbnb besitzt jedoch die Räume nicht selbst, die über die Plattform vermittelt werden. Im Gegensatz zu vielen Hotels muss es sich nicht um die Gebäude und deren Unterhalt kümmern.

Dadurch fallen viele Kostenblöcke weg. Ein höheres Vielfaches lässt sich rechtfertigen. Betrachtet man im Vergleich Booking Holdings, so ist der Faktor auf den Umsatz nicht unvernünftig.

Airbnb hat über die Jahre Konkurrenz bekommen. Dennoch konnte es weiter wachsen und hat global einen überragenden Marktanteil. Dieser Netzwerkeffekt ist sehr wichtig. Je mehr Unterkünfte gelistet sind, desto mehr Kunden werden angezogen. Ist die Plattform die erste Adresse für Kunden, kommen mehr Unterkünfte hinzu usw. Neue Konkurrenten haben es schwer dies zu durchbrechen, wenn sich der Effekt erst einmal eingestellt hat.

Langfristig hat Airbnb gute Chancen. Die ersten Handelstage sagen nichts über diese Chancen aus. Bei einer Bewertung von 30 Mrd. ist Airbnb fast ein Schnäppchen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit versucht Airbnb aber mit einer Bewertung von 40 Mrd. an die Börse zu gehen. Da kann von Schnäppchen keine Rede mehr sein. Langfristig, über viele Jahre, ist aber auch das ein Preis, der Platz nach oben lässt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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