Afrika zeigt Stärke
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Afrika ist derzeit noch einer der letzten weißen Flecken auf der Investoren-Weltkarte. Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen. Der weltweite Rohstoffboom beschert dem Kontinent einen Wachstumsschub. Die OECD rechnet für 2007 mit einem Wirtschaftswachstum von 5,9 Prozent, für 2008 mit 5,7 Prozent.
Damit wird Afrika auch als Anlageziel interessant. Seit 2002 haben sich ausländische Direktinvestitionen in Afrika mehr als verdreifacht. Das übertrifft sogar die Steigerungsraten in den aufstrebenden Volkswirtschaften in Osteuropa und Asien. Da die Liquidität der afrikanischen Finanzmärkte jedoch bis auf wenige Ausnahmen immer noch sehr gering ist, setzen viele Anleger auf Unternehmen, die Erlöse in Afrika erzielen, aber in Europa oder Amerika notiert sind. Ein Beispiel ist der Minenbesitzer First Quantum Minerals. Seit Ende 2002 legte die Aktie um 3.200 Prozent zu. Wer direkt an den afrikanischen Börsen investieren will, hat es etwas schwerer. Außer Südafrika und den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien bieten die wenigsten lokalen Märkte einen Zugang für internationale Anleger. Die Maghreb- Staaten – insbesondere Marokko – entwickeln sich nach Ansicht von ABN AMRO Asset Management sehr viel versprechend.
Marokko setzt auf Tourismus-Industrie
Marokko kämpft seit Jahrzehnten mit dem gleichen Problem: Die Bevölkerung wächst stärker als die Wirtschaft – steigende Arbeitslosigkeit ist die Folge. Dieses Problem soll durch ein ambitioniertes Wachstumsprogramm gelöst werden. Es umfasst neben der Handelsliberalisierung auch die Privatisierung von Unternehmen sowie eine Umstrukturierung des Bankensektors und des Steuersystems. Im Zuge der Privatisierung wurde 2006 die Handelsgesellschaft Somathés für rund 49 Millionen Euro an die marokkanische Unternehmensgruppe Homarcom verkauft. Zudem gingen die letzten zwanzig Prozent der Régie des Tabacs für 370 Millionen Euro an die französischspanische Gruppe Altadis, die 2003 bereits 80 Prozent der Tabakgesellschaft erworben hatte. Für 2007 steht die Privatisierung der Fluglinie Royal Air Maroc auf dem Programm, außerdem soll ein weiterer Teil der Maroc Telecom verkauft werden, an der die französische Vivendi bereits 51 Prozent der Anteile besitzt. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen soll als weitere wichtige Säule der Wirtschaft der Tourismus ausgebaut werden. Ein ebenfalls wichtiger Faktor sind die Transferleistungen von im Ausland arbeitenden Marokkanern. Sie sorgen für mehr Liquidität im Land und kurbeln den privaten Verbrauch und die Kreditwirtschaft an. Zudem fließen immer mehr Petro-Dollars aus der Golfregion in den marokkanischen Kapitalmarkt. Angesichts des unterdurchschnittlichen Gewinnwachstums der Unternehmen erscheinen marokkanische Aktien derzeit zwar nicht attraktiv bewertet. Das könnte sich jedoch ändern, denn das staatliche Investitionsprogramm sollte die Wachstumsaussichten der Unternehmen verbessern.
Südafrika: Langfristig gute Perspektiven
Die Kap-Republik verzeichnete in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum der Investitionen und der Kreditwirtschaft. Dadurch weitete sich jedoch das Zahlungsbilanzdefizit aus. Dies ist – zumindest kurzfristig – ein erheblicher Risikofaktor, denn die zunehmende internationale Risikoscheu vergrößert die Gefahr einer scharfen Abwertung des südafrikanischen Rand, die Leitzinserhöhungen auslösen könnte. Es droht eine Kapitalflucht, die einen Aufschwung am Kap abwürgen könnte. ABN AMRO Asset Management zählt deshalb Südafrika auf kurze Sicht zu den risikoreichen Schwellenländern. Mittel- und langfristig sind die Aussichten jedoch gut. Durch ambitionierte Investitionsprojekte zum Infrastrukturausbau sowie Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, die vor allem der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zugutekommen, soll die Binnenkonjunktur angeregt werden. Zudem sollte Südafrika von anhaltend hohen Rohstoffpreisen profitieren. An der südafrikanischen Börse sind vor allem Rohstoffkonzerne wie Anglo American oder Impala sehr stark gewichtet. Die Bewertung südafrikanischer Aktien liegt derzeit auf dem Durchschnittsniveau der Emerging Markets. Da das Gewinnwachstum jedoch unterdurchschnittlich ausfällt, erscheinen südafrikanische Aktien derzeit nicht sehr attraktiv. Angesichts der hohen Rechtssicherheit ist nach Ansicht von ABN AMRO Asset Management jedoch ein Aufschlag zu den Vergleichsmärkten gerechtfertigt.
Die marokkanischen Leitzinsen liegen derzeit bei nahezu null Prozent – viel mehr Raum für weitere Zinssenkungen existiert daher nicht. Seit 1997 wurde die Inflation kontinuierlich unterhalb von drei Prozent gehalten. Dies ist angesichts eines fiskalischen Defizits von rund fünf Prozent besonders bemerkenswert. Staatliche Preiskontrollen und ein kaum steigender Wechselkurs ermöglichen der Regierung eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik. Zudem sollte der Lohnkosten-Druck wegen der hohen Arbeitslosigkeit gering bleiben.
In Südafrika hat die Inflation den angestrebten Zielkorridor der Notenbank von drei bis sechs Prozent überschritten. Für die kommenden sechs Monate rechnet ABN AMRO Asset Management mit weiteren Preissteigerungen, was die Währungshüter zu Leitzinserhöhungen zwingen könnte. Problematisch ist auch das Zahlungsbilanzdefizit: Erhöht sich die Import- Nachfrage weiter, hätte die Notenbank einen zusätzlichen Grund, die Leitzinsen zu erhöhen.
Quelle: ABN Amro Asset Management
ABN Amro Asset Management ist die Kapitalanlagegesellschaft der ABN Amro Bank. Weltweit beschäftigt ABN Amro Asset Management 1.600 Mitarbeiter in über 24 Ländern, darunter Portfoliomanager und Analysten rund um den Globus. ABN Amro Asset Management verwaltet ein Vermögen von insgesamt 209 Mrd. Euro in Spezialfonds (31. März 2007) und über 500 Publikumsfonds.
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