Kommentar
09:56 Uhr, 15.02.2019

Achtung bei Aktien! Die Rezession kommt, aber vorerst nicht in Deutschland

Die Katze ist aus dem Sack. Die deutsche Wirtschaft stagnierte Ende 2018 und entgeht damit formal einer Rezession. Dafür schockiert die US-Wirtschaft.

Formal gesehen kann man in Deutschland nicht von einer Rezession sprechen. Dazu braucht es zwei aufeinanderfolgende Quartale, in denen die Wirtschaft nicht wächst. Die Daten, die am Donnerstag veröffentlicht wurden, sind allerdings nicht final. Sie werden noch mehrmals revidiert. Die technische Rezession droht immer noch.Ob nun am Ende aber ein Minus von 0,1 % oder ein Plus von 0,1 % dasteht, ist eigentlich unerheblich. Der große Rebound, den viele für das vierte Quartal angekündigt hatten, kam nicht. Das ist eine ganz wesentliche Erkenntnis. Die Wachstumsdelle, von der alle sprechen, entpuppt sich immer mehr als tiefes Loch, auch in den USA.

Dort sind die Einzelhandelsumsätze im Dezember so stark gesunken wie seit Herbst 2009 nicht mehr (Grafik 1). Das ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Zunächst kann man argumentieren, dass ja Treibstoff viel günstiger geworden ist. Das kann die Umsätze kurzfristig stark in die eine oder andere Richtung bewegen. So einfach ist die Sache jedoch nicht.

Auch ohne die Ausgaben an Tankstellen sind die Umsätze stark abgesackt. Das Weiße Haus wischt diesen Umstand beiseite. Es handelt sich angeblich nur um statistische Effekte. Wenn dem nur so wäre...


Betrachtet man nicht die volatilen monatlichen Daten, sondern die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr, so erkennt man einen deutlichen Trend. Die Wachstumsrate der Einzelhandelsumsätze befindet sich im freien Fall, sogar stärker als 2015/16. Damals gab es die letzte Angst vor einer Rezession, die sich dann nicht bewahrheitete.

Es kann auch dieses Mal glimpflich ausgehen. Einen gewaltigen Schönheitsfehler hat die Hoffnung allerdings. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe steigen (Grafik 3). Das war 2015/16 nur bedingt der Fall. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze beginnt sich erst zu verlangsamen. Wenig später steigen die Erstanträge und erst danach trübt sich die Lage für alle offensichtlich ein.


Wir sind gerade in einer ganz kritischen wirtschaftlichen Phase. Die Entwicklung gleicht einem Drahtseilakt. Noch ist alles möglich. Die Wirtschaft droht allerdings außer Tritt zu kommen und das Gleichgewicht zu verlieren. Viel fehlt nicht mehr.

Anleger störte das nur kurzfristig. Die Daten führten zu Gewinnmitnahmen. Der kleine Rücksetzer wurde allerdings sofort wieder gekauft. Alles klammert sich an die versöhnlichen Töne gegenüber China. Der Haken daran: selbst wenn sich die USA und China demnächst einigen – es ist zu spät. Der Schaden ist bereits angerichtet.

Meine Aussage, dass wir uns in der großen Topbildungsphase für diesen Bullenmarkt befinden, bleibt bestehen. Die zurückliegende Rallye dürfte nun so langsam zu Ende gehen. In den USA liegt das Abwärtsrisiko bei 6-10 %. Danach muss man weitersehen.

Clemens Schmale

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