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09:47 Uhr, 29.04.2022

Achterbahnfahrt im Datendschungel

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Preissteigerungen im dreistelligen Bereich sind nicht das, was wir in Deutschland gewohnt sind. Der heute früh veröffentlichte Bericht über die Veränderung der Importpreise im Monat März enthält aber gleich eine ganze Reihe entsprechender Preiszuwächse. Inflationsdaten werden auch im weiteren Verlauf des heutigen Tages eine bedeutende Rolle einnehmen, werden diese doch sowohl für die Eurozone (HVPI) als auch für die USA (PCE) veröffentlicht. Daneben bekommen wir zahlreiche Hochrechnungen für die Konjunkturentwicklung im ersten Quartal. Nach einer Serie enttäuschend aufgenommener Unternehmensberichte wäre alles andere als ein weiterer turbulenter Tag an den Weltbörsen eine Überraschung.

Erdgas +304 %, Erdöl +81 %, Strom +441 %, Steinkohle +307 % – der monatliche Bericht der Statistischen Bundesamts über die Jahresveränderungen der Importpreise im März lässt einen beim Lesen wiederholt zusammenzucken. Auch die Preissteigerungen für Investitionsgüter (+6,7 %), Verbrauchsgüter (+10,5 %), Gebrauchsgüter (+6,6 %) und landwirtschaftliche Güter (+23,7 %) lagen allesamt weit über dem, was wir als „normal“ betrachten würden. In der Summe kommt ein Preisauftrieb von 31,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zusammen.

Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen im April um 7,4 % (nach Methode Destatis) bzw. um 7,8 % (nach Methode Eurostat). Dies ist ein weiterer, wenn auch kleiner, Zuwachs um 0,1 bzw. 0,2 Prozentpunkte im Vergleich mit den März-Zahlen. Die Werte für die Eurozone werden heute um 11 Uhr veröffentlicht. Auch hier dürfte ein Plus in der Größenordnung von 7½% zu Buche stehen. Wahrscheinlich werden wir die Spitze des Inflationsanstiegs erst in den kommenden Monaten sehen.

Während der Preisauftrieb auch zu Beginn des zweiten Quartals anhält, dürfte die Konjunktur im ersten Quartal nur kleine Sprünge gemacht haben. Für Frankreich wurde heute früh ein Nullwachstum im Vergleich zum Vorquartal berichtet, womit die Erwartungen eines Zuwachses um 0,3 % enttäuscht wurden. Für Deutschland sehen wir ebenfalls ein Nullwachstum (Daten kommen um 10 Uhr), für Italien sogar einen leichten Rückgang (ebenfalls um 10 Uhr). Österreich überzeugte hingegen mit einem Plus von 2,5 % im Quartalsvergleich. Dennoch dürfte für die Eurozone insgesamt bestenfalls ein sehr kleines Plus herausspringen (11 Uhr). Die USA berichteten gestern sogar einen vollkommen unerwarteten Rückgang im BIP um 0,4 % (‑1,4 % in annualisierter Rechnung). Eine miserable Außenhandelsbilanz und ein deutlich negativer Beitrag vom Lageraufbau (die Lagerbestände stiegen geringer als in 4Q21) überschatteten ansonsten sehr positive Details zur Verbraucher- und Investitionsnachfrage im Inland.

Auch unabhängig von diesen vielen Daten liegt an den Märkten eine turbulente Woche hinter uns. Die Aktienmärkte haben eine äußerst gemischt ausgefallene Berichtssaison zu verdauen und zeigen daher kräftige Ausschläge in beide Richtungen. China spielte ebenfalls eine bedeutende Rolle, schwankte die Marktstimmung diesbezüglich doch mehrmals zwischen Sorgen um das Wachstum einerseits und Hoffnungen auf Stimulusmaßnahmen andererseits. An den Rentenmärkten überwiegen mal Inflations-, mal Konjunktursorgen. Entsprechend sehen wir auch hier starke Auf- und Ab-Bewegungen, ohne dass ein Trend erkennbar wäre. Einen solchen gibt es hingegen an den Devisenmärkten, wo etliche Währungspaare extreme Niveaus erreicht haben. EUR-USD fiel gestern bis auf 1,0472, USD-JPY kletterte bis auf 131,25 und USD-CNY bis auf 6,65. Heute früh können sich all diese Wechselkurse etwas von ihren Extremniveaus entfernen.

In der kommenden Woche wird dann das FOMC-Treffen im Zentrum des Interesses stehen. Eine Zinsanhebung um 50 Bp auf 1,00 % gilt mittlerweile als ausgemachte Sache. Fraglich ist jedoch, wie „hawkish“ die Pressekonferenz des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell klingen wird. In Europa steht vor allem die Frage über die künftigen Gaslieferbeziehungen zu Russland im Fokus. Entsprechend dürften die Aktien-, Renten- und Devisenmärkte auch in den kommenden Tagen vor allem durch größere Kursausschläge gekennzeichnet sein…

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