Abwärtstendenz an den Börsen hält an
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In Europa hielt die Abwärtstendenz in der vergangenen Woche an. In den USA und Japan ging es unterdessen aufwärts. Der Dow Jones Index weist damit im laufenden Jahr die beste Performance auf - allerdings nur in US-Dollar. Umgerechnet in Euro wäre in dieser Zeit ein Minus von gut 4 Prozent angefallen.
USA: Large Caps bevorzugt
Die in der abgelaufenen Woche veröffentlichten Konjunktur- und Unternehmensdaten haben den breiten US-Aktienmarkt gemessen am S&P 500 zwar kräftig schwanken lassen, per saldo tendierte er aber unverändert. Der Zugewinn von 1,1 Prozent des Dow Jones Index ist aber ein klarer Hinweis darauf, dass die Anleger im aktuellen Umfeld Large Caps bevorzugen. Die Aktien von kleineren und mittleren Unternehmen werden dagegen eher verkauft. Das passt ins konjunkturelle Bild, das jüngst von den vielen Kategorie-1-Daten vervollständigt wurde. Die wirtschaftliche Aktivität kühlt sich langsam ab, wie der Rückgang des Philly-Fed-Index, der deutlich geringere Anstieg der Einzelhandelsumsätze im Mai und der moderate Anstieg des Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan anzeigen. Währenddessen bleibt jedoch der Preisdruck hoch. Die Erzeugerpreise und Verbraucherpreise stiegen in der Kernrate jeweils schneller als von Volkswirten erwartet. Das zwingt die Notenbank FED, die Zinsschraube noch mindestens um eine Viertelumdrehung auf 5,25 Prozent weiter anzuziehen. Large Caps wird vor diesem etwas eingetrübten Konjunkturhintergrund aufgrund ihrer Größe und Stabilität eine bessere Performance zugesprochen als Small- und Mid Caps.
Die Zwischenberichte der drei großen Investmentbanken Lehman Brothers, Goldman Sachs und Bear Stearns für deren zweites Geschäftsjahresquartal lagen jeweils deutlich über den Erwartungen, wovon ihre Aktienkurse allerdings nicht profitieren konnten. Hier hatten Bemerkungen belastet, dass das Geschäft der Investmentbanken unter einer anhaltenden Schwäche der Finanzmärkte leiden könnte. Nichtsdestotrotz nährten ihre Ergebnisse Hoffnung auf eine generell solide Berichtssaison über das zweite Quartal. Den Auftakt dafür macht Alcoa am 10. Juli, also in exakt drei Wochen. Oracle hat diese Hoffnung bei ihren Investoren bereits quantifiziert. Die Gewinnprognose für das gerade zu Ende gehende Quartal werde aufgrund überraschend starker Umsätze mit Softwarelizenzen höher ausfallen, teilte Oracle jüngst mit. Zu den herausragenden Aktien gehörte zuletzt auch die von Boeing, die von den Problemen bei EADS und Airbus profitierte.
Europa: Wachstumserwartungen haben Zenit passiert
In Europa war es nun schon die dritte Verlustwoche in Folge. In dieser Zeit fiel der DJ EURO STOXX 50 um 6 Prozent, der DAX sogar um 7 Prozent. Weiter getrübt wurde die Stimmung hierzulande vom ZEW-Konjunkturerwartungsindex, der von 50 auf 37,8 Punkte und damit viel stärker als erwartet zurückging. Zugleich liegt er nur noch knapp über seinem historischen Mittelwert von 35,3 Zählern, wie das ZEW betonte. Auch die im April um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat geschrumpfte Industrieproduktion versetzte den Marktteilnehmern einen Nackenschlag. Nach den EZB-Projektionen von vor einer Woche, die bereits das Überschreiten des Wachstumszenits in Zahlen fassten, deuten nun also zwei weitere Indikatoren an, dass die Konjunktur der Eurozone bald im negativen Sinne über den Berg ist. Das hinterlässt natürlich auch am Aktienmarkt Spuren, an dem die Zukunft gehandelt wird. Die Kauflust ist den Anlegern vorerst abhanden gekommen. Dabei wird auch hier nach dem Motto vorgegangen: Wenn schon Aktien, dann Large Caps! Diese schnitten seit Mitte Mai deutlich besser ab als ihre Small und Mid Cap-Pendants.
Im Übernahmekrimi um Schering kam es unterdessen am Mittwoch zum großen Showdown. Zuvor hatte ein Wettkaufen zwischen Bayer und Merck um die noch handelbaren Schering-Aktien eingesetzt. Kurz vor Schluss gab Merck aber nach und diente sein 21-Prozent-Paket dem erheblich größeren Rivalen an. Bayer hatte diese Entscheidung mit der Aufstockung des Übernahmepreises von 86 auf 89 Euro katalysiert, womit sich die Transaktion um insgesamt rund 400 Mio. Euro auf 16,9 Mrd. Euro verteuert. Alle drei Aktien gehörten im Wochenverlauf zu den Gewinnern. Eine in etwa halb so große Übernahme gab derweil die französische AXA bekannt. Sie übernimmt für 7,9 Mrd. Euro die Winterthur-Versicherung von der Credit Suisse, die ihrerseits damit das Allfinanzkonzept zu den Akten legt. Für AXA wird dieser Deal aber skeptisch gesehen, da die Wachstumschancen als gering erachtet werden. Mit Winterthur wird das Geschäft umfangreich in Märkten gestärkt (Schweiz und Deutschland), die bereits sehr reif und gesättigt sind. Das dritte nennenswerte Unternehmensereignis betraf EADS, den Mutterkonzern von Airbus. Nach der abermaligen Auslieferungsverschiebung des Großraumflugzeugs A380 sind Entschädigungszahlungen von Airbus an die Fluglinien in dreistelliger Millionenhöhe zu befürchten. In ohnehin schon von Unsicherheit geprägten Zeiten reagieren die Anleger auf so eine Nachricht noch empfindlicher. EADS knickten um 25 Prozent ein, ein Unternehmenswert von 5 Mrd. Euro verpuffte. Im Sog wurde auch der Triebwerkhersteller MTU mit nach unten gezogen.
Ausblick: Merck oder Puma für Schering in den DAX?
Die laufende Woche wird sehr viel ruhiger als die Vorwoche verlaufen. Konjunkturtermine sind ein knappes Gut. Die Auftragseingänge in der Eurozone für April und der Sammelindex der Frühindikatoren in den USA sind am Donnerstag die Höhepunkte. Auch bei den Unternehmen herrscht Zurückhaltung - mit der Ausnahme Arcelor. Dort stimmen die Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung über ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 6,5 Mrd. Euro ab. Für den 30. Juni ist übrigens schon die nächste Arcelor-HV angesetzt - die dritte innerhalb von eineinhalb Monaten. Auf dieser wollen einige Aktionäre die Fusion mit Severstal zu Fall bringen. Dafür ist ein Quorum von mehr als 50 Prozent nötig. Bayer gibt am Donnerstag das Ergebnis der Übernahmeofferte für Schering bekannt. Alles andere als eine Annahmequote von deutlich über 90 Prozent wäre überraschend. Bei mehr als 95 Prozent würde Schering binnen zwei Tagen aus dem DAX entfernt. Als Nachrücker kommen Merck und Puma in Frage.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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