Kommentar
19:08 Uhr, 01.08.2007

Absturz bei US-Rohölvorräten treibt WTI auf Allzeithoch

1. Die US-Rohöllagerbestände erlebten in der vergangenen Woche einen Absturz. In Folge dessen stieg der Preis für die Rohölsorte WTI mit 78,77 US-Dollar pro Barrel auf ein Allzeithoch. Zuvor war WTI im Juli 2006 mit 78,40 US-Dollar am teuersten. Die Ölvorräte wurden in der vergangenen Woche um 6,5 Mio. Barrels abgebaut, so stark wie seit Dezember 2006 nicht mehr (Bloomberg-Median: -1,0 Mio. Barrels). Die Ölraffinerien, deren Kapazitätsauslastung im selben Zeitraum um 2 Prozentpunkte auf 93,6 % anstieg, fragten verstärkt Rohöl für die Produktion von Ölprodukten nach. Neben Benzin werden nunmehr im Vorgriff auf den Winter auch die Heizöl- und Diesellager verstärkt aufgestockt. Zugleich importierten die USA im Wochenvergleich weniger Rohöl, sodass alles zusammen genommen zu diesem starken Abbau der Ölvorräte geführt hat. Erfreulicherweise konnten die Benzinlagerbestände um 0,6 Mio. Barrels zum zweiten mal in Folge aufgebaut werden (Bloomberg-Median: 0 Mio. Barrels). Hierzu hat beigetragen, dass seit zwei Wochen die US-Benzinnachfrage auf hohem Niveau leicht zurückgeht. Schließlich kam es zu einer Beschleunigung beim Aufbau der Heizöl- und Dieselvorräte, die ein Plus von 2,9 Mio. Barrels verzeichneten (Bloomberg-Median: 1,25 Mio. Barrels).

2. Die Rohölpreise folgen weiterhin dem steigenden Trend. Auf Schlusskursbasis verzeichnete WTI bereits am Montag dieser Woche ein Allzeithoch von 78,21 US-Dollar pro Barrel. Aufgrund der starken Preisanstiege am kurzen Ende befindet sich die Terminkontraktkurve für WTI nunmehr in „backwardation“: Somit kostet Rohöl anhand von Terminkontrakten mit kürzeren Laufzeiten mehr als mit längeren Laufzeiten. Doch auch am langen Ende der Kurve (Fälligkeit in 28 Monaten) liegt die Notierung über 70 US-Dollar. Das OPECSekretariat ließ in den letzten Tagen verlauten, dass sie den Preis für Rohöl derzeit um ca. 7 US-Dollar als überteuert ansieht, und dass sich die Gruppe bei Ölpreisen von über 80 US-Dollar nicht wohl fühlen würde. Dies deutet darauf hin, dass die OPEC derzeit einen Ölpreis von ca. 70 US-Dollar als fair ansieht. Dies ist im Großen und Ganzen im Einklang mit unseren Schätzungen für den derzeit fundamental gerechtfertigten Ölpreis.

3. Die Rohölspekulanten an der New York Mercantile Exchange blieben auch in der vergangenen Woche der Meinung, dass der Ölpreis weiter ansteigt. Die Netto-Long-Positionierung der nicht-kommerziellen Händler verharrt bereits in der dritten Woche in der Nähe des Rekordniveaus. Unverändert gibt es kaum geopolitische Gründe für eine solch hohe Netto-Long-Positionierung, sodass weiterhin davon ausgegangen werden kann, dass der Glaube an die fundamentale Enge des Ölmarktes der ursächliche Treiber für diese Positionierung ist. Unverändert besteht aber auch ein Rückschlagpotenzial und somit ein Abwärtsrisiko für den Ölpreis. Im Falle eines Stimmungswechsels der Spekulanten, also einer Reduzierung der Netto-Long-Positionen, dürften die Rohölnotierungen jedoch in den nächsten Wochen im Bereich von 70 US-Dollar fundamental gestützt sein.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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