Absolute Mehrheit: Die Deutschen sind online
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Internet-Nutzung in Deutschland bei 50 Prozent / Neue Bundesländer holen auf /
Nutzungsplanung rückläufig / Jeder zweite Arbeitslose nutzt das Internet
Im Jahr 2003 ist die Hälfte der Deutschen im Internet. Um 5,4 Millionen neue Internet-Nutzer steigt die Zahl der Onliner in Deutschland damit auf insgesamt 32,1 Millionen Bundesbürger über 14 Jahre. Zählten im vergangenen Jahr noch 50,1 Prozent der Deutschen zu den Offlinern, also zu den Nicht-Nutzern des Internets ohne Beschaffungsabsicht, und 41,7 Prozent zu den Nutzern des Mediums, so hat sich das
Verhältnis in diesem Jahr nahezu umgekehrt: Den 0,1 Prozent Onlinern stehen heute 42,7 Prozent Offliner gegenüber. Noch immer sind vorwiegend sozial Schwächere, Personen mit niedrigerem Bildungsstand und ältere Menschen nicht online. Jeder zweite Bundesbürger ohne Job nutzt das Internet, was einer Steigerung um 17 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies sind die Kernergebnisse des (N)ONLINER Atlas 2003, den TNS Emnid und die Initiative D21 heute in Berlin vorgestellt haben. Mit über 30.000 Interviews ist dies die größte Studie zur Nutzung und Nicht-Nutzung des Internets, die es ermöglicht, bis auf die Ebene der Regierungsbezirke regionale Unterschiede der Internet-Nutzung in Deutschland sichtbar zu machen.
Besonders starke Zuwächse der Internet-Nutzung hat TNS Emnid in den neuen Bundesländern
festgestellt. Hier stieg der Anteil der Internet-Nutzer von 37 auf 47 Prozent in 2003.
Das West-Ost-Gefälle der Internet-Nutzung, das 2002 noch deutlich ausgeprägt war, verschwimmt damit zusehends. In einigen Regierungsbezirken Ostdeutschlands sind anteilsmäßig sogar mehr Bundesbürger online als in Teilen der alten Bundesländer. Ebenso wie in den letzten Jahren ist die Initiative D21 wieder der Projektpartner des (N)ONLINER Atlas. Seit die Initiative D21 vor drei Jahren die Diskussion über die "digitale Spaltung in Deutschland" angestoßen hat, sind auf Bundes- und Landesebene eine Vielzahl von Aktivitäten gestartet worden. Erwin Staudt, Vorsitzender der Initiative D21, verdeutlicht die Wichtigkeit der "digitalen Alphabetisierung": "Noch leben wir in einer dualen Welt: Inhalte sind off- oder online erhältlich. Aber aus Kostengründen bieten immer mehr Unternehmen ihre Produkte oder Dienstleistungen im Netz an. Und die Verwaltung wird folgen müssen. Wenn manche Dienste nur noch im Internet zugänglich sind, wird es für die Offliner zu spät sein." "Die Tür zur modernen Informationsgesellschaft muss allen offen stehen!", fordert auch Nina Fluck, Projektleiterin des (N)ONLINER Atlas bei TNS Emnid. "Wer hindurchgeht und wer nicht, ist dann eine individuelle Entscheidung", so Fluck.
Der Blick auf die andere Seite des digitalen Grabens zeigt, dass Offliner, also Nicht-
Nutzer des Internets ohne Beschaffungsabsichten, deutlich älter und überwiegend weiblich
sind, über ein formal niedriges Bildungsniveau und ein deutlich niedrigeres Einkommen
verfügen. Auch wenn die Zahl der Offliner stetig abnimmt, treten die Merkmale, die Onliner und Offliner unterscheiden, deutlich hervor. So werden Onliner im Durchschnitt zwar immer älter, die Offliner allerdings auch. Allein in der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren sind seit 2002 1,8 Millionen neue Onliner zu verzeichnen. Das Durchschnittsalter der Onliner ist von 36,6 Jahre auf 37,7 Jahre gestiegen, während die
Hälfte der Offliner älter als 62 Jahre ist.
Auch der Abstand zwischen Männern und Frauen bezüglich der Internet-Nutzung hat sich im öetzten Jahr wieder vergrößert. Zwischen 2001 und 2002 war der Zuwachs an weiblichen
Internet-Nutzern größer. In diesem Jahr sind 80 Prozent der Männer zwischen 14 und 40 Jahren online und 68 Prozent der Frauen. Die Abstände vergrößern sich in den höheren Altersgruppen: Die knapp 6 Prozent Onliner unter den über 70-Jährigen sind zu 80 Prozent Männer.
Zum zweiten Mal in Folge ist Frankfurt am Main mit einem Onliner-Anteil von 61 Prozent
die Internethauptstadt Deutschlands, gefolgt von Dresden mit 59 Prozent und Stuttgart mit 58 Prozent. Das Ranking der Top-Ten Offliner-Städte führt Dortmund mit 47 Prozent an, gefolgt von Leipzig und Essen mit jeweils 46 Prozent und Nürnberg mit 45 Prozent Offlinern. Zwar gibt es 2003 kein lineares Stadt-Land-Gefälle der Internetnutzung (mehr), in dünn besiedelten Regionen ist der Anteil der Internet-Nutzer dennoch nach wie vor meist unterdurchschnittlich.
Internet und Arbeitsmarkt
Jeder zweite Arbeitslose in Deutschland nutzt nach den aktuellen Zahlen das Internet.
Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Steigerung um 17 Prozentpunkte auf 50 Prozent in 2003. Der relativ hohe Wert ergibt sich auch dadurch, dass viele Arbeitnehmer, die jetzt arbeitslos sind, durch ihre frühere Berufstätigkeit das Internet nutzten. Insgesamt ist die Skepsis der Arbeitslosen gegenüber den neuen Medien unverändert hoch: 41 Prozent möchten auch zukünftig weder das Internet noch elektronische Kommunikationsmittel nutzen. 58 Prozent der arbeitslosen Offliner halten dagegen gute Computer- und/ oder Internetkenntnisse für geeignete Zusatzqualifikationen, die die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern helfen. Wirtschaft und Politik müssen hier Aufklärungsarbeit leisten und den Zusammenhang von Beschäftigung und Medienkompetenz deutlicher aufzeigen. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich im Bereich der Arbeitsvermittlung. Dort warten die Nutzer auf ein verbessertes Angebot: 87 Prozent aller arbeitslosen Internet-Nutzer in Deutschland haben sich über den Arbeitsmarkt online informiert und Angebote zur Stellenvermittlung ausprobiert. Dies zeigt - unabhängig von der verfügbaren Anzahl an offenen Stellen -, dass Arbeitsmarktinformationen einen entscheidenden Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger darstellen. Die Verbesserung des Angebotes könnte die Nutzungszahlen weiter steigern. Eine erfolgreiche Arbeitsvermittlung durch das Internet können 17 Prozent der Onliner vermelden, während sechs Prozent der Nutzungsplaner und fünf Prozent der Offliner bei der Jobsuche im Internet erfolgreich waren. Genutzt - also zumindest der Versuch über das Internet einen Job zu finden, auch wenn dieser nicht erfolgreich war - wird die Online-Jobsuche von den Onlinern zu 70 Prozent, den Nutzungsplanern zu 52 Prozent und von den Offlinern zu 37 Prozent.
Der "(N)ONLINER Atlas 2003" ist eine gemeinsame Untersuchung von TNS Emnid und der
Initiative D21 mit freundlicher Unterstützung der Dresdner Bank AG, Deutsche Telekom,
Lycos, IBM Deutschland und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.
Die Print-Ausgabe des "(N)ONLINER Atlas 2003. Eine Topographie des digitalen Grabens
durch Deutschland" kann zum Preis von je 21 Euro Schutzgebühr über nonliner-atlas@tns-
emnid.com oder unter www.nonliner-atlas.de bestellt werden. Der Betrag wird vollständig
zur Unterstützung eines Jugendprojektes der Initiative D21 verwendet.
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