Kommentar
09:30 Uhr, 17.10.2014

Abschwung verlängert Leben

Es klingt unlogisch, dass Rezessionen das Leben verlängern sollen. Über 100 Jahre Geschichte sagen etwas anderes. Und weil gerade an den Börsen Untergangsstimmung herrscht muss man auch einen Blick auf die guten Seiten werfen...

Es heißt immer, wenn es den Menschen besser geht, leben sie auch länger. Das stimmt. Es stimmt allerdings noch mehr, dass die Lebenserwartung von Menschen deutlich überdurchschnittlich ansteigt, wenn sich ein Land in der Rezession befindet. Das sagen die Daten und man kann es mit bloßem Auge erkennen.

Die Grafik zeigt den Anstieg der Lebenserwartung von US Amerikanern über die letzten 112 Jahre. Die grauen Balken zeigen Phasen der Rezession. Es fällt sofort auf, dass die Lebenserwartung bis 1950 alles andere als stabil war. Die Volatilität von 1900 bis 1945 ist enorm. In den Phasen, in denen die USA Kriege führten, ist das nachvollziehbar. Einen Einbruch der Lebenserwartung sieht man sehr eindrucksvoll in der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Der besonders starke Knick kurz nach dem Ersten Weltkrieg ist der Spanischen Grippe geschuldet.

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Die Tendenz, dass die Lebenserwartung nach Kriegen steigt, ist offensichtlich. Die Tendenz, dass die Lebenserwartung stark ansteigt, wenn sich ein Land in der Rezession befindet ist weniger nachvollziehbar. Für die USA lag der Anstieg der Lebenserwartung in Zeiten der Rezession durchschnittlich bei 3,5% pro Jahr. Über den gesamten Zeitraum von 112 Jahren lag das jährliche Wachstum bei ca. 0,6%. Das ist schon ein enormer Unterschied. Rechnet man die Spanische Grippe aus den Daten heraus, dann liegt das Verhältnis immer noch bei 0,6% in Wachstumsphasen zu 1,6% in Abschwungphasen. Rechnet man dann noch die Nachkriegsrezessionen heraus, dann liegen die Werte bei 0,6% zu 1,5%. Das ist ein signifikanter Unterschied.

Wieso das genau so ist, kann man nur vermuten. Viele Autoren gehen davon aus, dass während einer Rezession wegen geringerer Wirtschaftsaktivität weniger Unfälle passieren (weniger Verkehrstote, weniger Unfälle am Arbeitsplatz usw.) und die geringere Umweltbelastung positiv die Lebenserwartung beeinflussen. Letzteres ist heute kein so starkes Argument mehr. Die Zeit der dichten Smogwolken ist in den meisten Industrieländern vorbei.

Insgesamt wird der Trend immer schwächer. Stieg die Lebenserwartung in Zeiten der Rezession früher um ein Vielfaches des Durchschnitts, sind die werte in den vergangenen drei Rezessionen absolut unauffällig. Die Unterschiede sind so klein, dass die statistische Signifikanz schon angezweifelt werden darf. Auch rein optisch sieht man sofort, dass die Zeit nach 1950 extrem stabil ist und immer stabiler wird. Was für Effekte auch immer für den Unterschied in der Vergangenheit verantwortlich war, es sieht so aus als würden sie verschwinden.

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  • student
    student

    ​Die Psyche und die gegenseitige Unterstützung der Menschen wird in der Krise mehr gefordert als in einer Boomphase. Das weckt die Lebensgeister. Auch alte Menschen werden wieder für die Familie aktiviert, wenn die erwerbsfähigen Elternteile ungleich größere Entbehrungen und Entfernungen zurücklegen müssen, um den Nachwuchs durchzubringen. Gerade ältere Menschen scheiden früher aus dem Leben, wenn eine sinnstiftende Motivation dafür fehlt. Und das drückt massiv auf die allgemeine Lebenserwartung.

    00:12 Uhr, 18.10.2014
  • SilverSurfer
    SilverSurfer

    ​Nee, im Ernst. Früher war der Arbeiter eher Sklave. Arbeitssicherheit was soll das sein? Wie viele Bauarbeiter mussten mangels Sicherheit in den Tod stürzen (so toll sich das Poster der brotzeitmachenden Bauarbeiter auf einem Eisenträger auch macht). Wie viele Fabrikarbeiter sind durch Maschinen zu tode gekommen? Klar dass dann die Lebenserwartung mit der Wirtschaftsleistung korelliert.

    11:03 Uhr, 17.10.2014
  • SilverSurfer
    SilverSurfer

    ​Ist doch logisch, wenns einem wirtschaftlich schlecht geht, kann man sich eben das Sterben nicht leisten!

    10:18 Uhr, 17.10.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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