Abnehmende US−Konjunkturdynamik belastet
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Deutschland/Europa
Leichter: Negative Vorgaben aus den USA und reduzierte Wachstumsprognosen für den Euroraum belasteten im April die Entwicklung an den europäischen Aktienbörsen. Mittlerweile gehen die Wirtschaftsforschungsinstitute nur noch von einem 1,6-prozentigen BIP-Anstieg in der Eurozone aus, wobei für Deutschland lediglich ein Zuwachs von 0,7 Prozent in diesem Jahr erwartet wird. Seitens der Unternehmen wurden im Berichtsmonat gerade im Vergleich zu den USA überwiegend erfreuliche Ergebniszahlen veröffentlicht und auch die weiteren Perspektiven waren größtenteils ermutigend. Allerdings konnten diese positiven Meldungen die Stimmung unter den Marktteilnehmern nicht wesentlich aufhellen. Die Monatsbilanz an den europäischen Märkten fiel durchweg negativ aus. In Deutschland musste der DAX mit zuletzt 4.185 Punkten Einbußen von knapp vier Prozent hinnehmen. Im TecDAX betrug das Minus sogar nahezu sechs Prozent.
Weiteres Kurspotenzial vorhanden: Der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten stehen wir trotz der jüngsten Kursrückschläge durchaus zuversichtlich gegenüber. Vor allem sehen wir der Gewinnentwicklung auf Unternehmensseite per saldo optimistisch entgegen und erwarten insbesondere in Deutschland angesichts effektiver Lohnkürzungen und voranschreitender Restrukturierungsmaßnahmen sogar noch positive Überraschungen. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung bleibt der Wachstumspfad verhalten, was auch die letzten Prognosen unterstrichen haben. Allerdings ist der Aufwärtstrend intakt, sodass die Börsen hierdurch Unterstützung erfahren dürften. Für die europäischen Märkte, allen voran diejenigen in der Eurozone, ergeben sich durch vergleichsweise günstige Bewertungen noch zusätzliche Anlagevorteile. Dies ist auch der wesentliche Grund dafür, dass wir Bestände in Europa über-, in den USA hingegen untergewichten. Insgesamt bevorzugen wir in der aktuellen Konjunkturphase dividendenstarke Papiere.
Osteuropa
Kursrückschläge: Die osteuropäischen Aktienmärkte mussten im April erneut Kurseinbußen hinnehmen. Auslöser waren deutlicher werdende Wachstumsabschwächungen in den USA, begleitet von zunehmenden Zinsängsten, welche im Berichtsmonat weltweit zu Kursrückschlägen führten. Darüber hinaus neigten gerade in den Konvergenzländern Anleger dazu, vor den jetzt anstehenden Quartalsberichten der Unternehmen - vereinzelt wurden bereits Zahlen vorgelegt, die erfreulich ausfielen - in einem allgemein nervösen Börsenumfeld Gewinne mitzunehmen. Auch die Währungsseite zeigte sich infolge der Auflösung von Carry-Trades belastet, was gerade am polnischen Aktienmarkt negativ zu spüren war. Hingegen konnte sich die tschechische Krone nicht zuletzt aufgrund der robusten wirtschaftlichen Situation in vergleichsweise stabiler Verfassung präsentieren. Mit der in Tschechien erneut erfolgten Leitzinssenkung liegt das Niveau nunmehr bei 1,75 Prozent und unterschreitet damit den Hauptrefinanzierungssatz der Eurozone. Weitere Leitzinssenkungen erfolgten in Polen und Ungarn, doch blieben auch sie ohne positive Wirkung.
Eine erfreuliche Ausnahme bildete im Berichtsmonat die russische Börse, welche von Ankündigungen einer Steueramnestie profitierte. In zahlreichen Reden hatte Putin den Versuch unternommen, den mit der Yukos-Affäre aufgetretenen Vertrauensverlust gerade auch ausländischer Investoren wieder auszugleichen. Mit der Ankündigung, dass im Zusammenhang mit Privatisierungen, die älter als drei Jahre sind, keine Steuernachforderungen mehr erhoben werden, hat der russische Präsident eine bereits seit geraumer Zeit vom Markt erwartete Maßnahme signalisiert. Die darauf hin erfolgte leichte Stimmungsbesserung stützte das Marktgeschehen. Darüber hinaus konnten zahlreiche gute Quartalsergebnisse sowie erfolgreiche Börseneinführungen überzeugen. Auch weiterhin robuste Rohstoffpreise, allen voran die Ölpreisnotierungen von in der Spitze über 58 USD pro Barrel WTI, wirkten sich positiv aus (im russischen Haushaltsbudget ist der Rohölpreis mit 28 USD eingestellt). Vor diesem Hintergrund konnte der RTS-Index zu Monatsanfang kräftig zulegen, wodurch die nachfolgenden Kursverluste ausgeglichen wurden.
Kurzfristig abwartend, längerfristig weiterhin optimistisch: Die jüngsten Kursrückschläge haben uns in unserer zuletzt vorsichtigen Haltung gegenüber den osteuropäischen Börsen bestätigt. Da in den kommenden Wochen weitere Gewinnrealisierungen nicht auszuschließen sind, bleiben wir kurzfristig bei einer eher abwartenden Haltung sowohl an den Märkten Zentralosteuropas als auch der russischen Börse. Längerfristig jedoch sehen wir in dieser Region weiterhin attraktives Kurspotenzial. In den Konvergenzstaaten kann ein volatiles Währungsumfeld jedoch die Performance für ausländische Anleger dämpfen.
Zu unseren langfristigen Favoriten zählt nach wie vor der russische Aktienmarkt. Angesichts weiterhin hoher Rohstoffpreise einschließlich der Öl- und Gasnotierungen, die für die russische Wirtschaft ausgesprochen vorteilhaft sind, besitzt er eine besondere Attraktivität. Bei einem Markt-KGV von rund acht bestehen zudem günstige Bewertungen und damit Einstiegsmöglichkeiten, die gerade auch für ausländische Investoren interessant sein dürften. Darüber hinaus lässt das angeschlagene Ansehen Putins weitere populistische Maßnahmen erwarten. Eine Verstaatlichungswelle schließen wir aus. Vielmehr rechnen wir mit Reformen im Gas- und Versorgersektor sowie im Telekom-Festnetz-Bereich. Wir bleiben am russischen Aktienmarkt übergewichtet. Dabei sind wir uns des Allokationsrisikos bewusst, sehen jedoch auf Einzeltitelebene viele herausragende Investmentchancen. Mit Blick auf unsere Branchenselektion bevorzugen wir ausgewählte Stahlunternehmen, Titel aus dem Chemiesektor, konsumorientierte Werte und regionale Festnetzanbieter. Weiterhin werden wir gezielt in Small und Mid Caps investieren. Im UniEM Osteuropa ist darüber hinaus beabsichtigt, auf regionaler Ebene die Diversifikationen voranzutreiben. Bereits seit Monaten haben wir Positionen in ukrainischen Werten aufgebaut, die bislang kräftige Kurssteigerungen verbuchen konnten. An diesem Engagement halten wir fest.
USA
Kursrückschläge auf breiter Front: Die US-Aktienmärkte neigten im April erneut zur Schwäche. Konjunkturdaten und die für das erste Quartal 2005 veröffentlichten Unternehmensergebnisse bestimmten dabei das Geschehen. Sowohl die Makro- als auch Mikrodaten fielen gemischt aus, hatten letztendlich jedoch eine für Marktteilnehmer beunruhigende Note. So verstimmte vor allem der für den Dreimonatszeitraum veröffentlichte BIP-Anstieg von 3,1 Prozent, welcher deutlich unter den Erwartungen lag und für den weiteren Wirtschaftsverlauf eine Wachstumsabschwächung signalisierte. Auch der in dem BIP-Bericht angezeigte Preisauftrieb verunsicherte Investoren. Auf Unternehmensseite ergab sich ebenfalls ein uneinheitliches Bild, wobei sich erfreuliche Meldungen mit enttäuschenden Ergebnisdaten und Prognosen abwechselten. Vor allem im Hightech-Bereich überwogen Befürchtungen, dass die bislang gültigen Ergebnisprognosen nach unten revidiert werden müssen. Erst Ende April konnte sich der Dow-Jones-Industrial-Average (DJIA) nach kräftigen Kursrückschlägen wieder stabilisieren, was im Wesentlichen auf deutlich nachgebende Ölpreisnotierungen zurückzuführen war. Zu Monatsanfang hatte der Preis des "Schwarzen Goldes" einen neuen Rekordstand von über 58 USD pro Barrel WTI erreicht und damit die Marktentwicklung ebenfalls belastet. Bei einem Schlussstand von gut 10.190 Punkten betrug der Monatsverlust im DJIA letztendlich rund drei Prozent. Im technologieorientierten NASDAQ Index fielen die Einbußen mit knapp vier Prozent noch kräftiger aus.
Konjunktur weiterhin als Stütze des Börsengeschehens: Die jüngsten negativen Kurstendenzen an den US-Aktienmärkten sollten nicht überbewertet werden. Unseres Erachtens wird das Geschehen auch weiterhin durch eine robuste Konjunkturentwicklung gestützt. Der Wachstumspfad bleibt mit einem für 2005 erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von rund 3,5 Prozent intakt, auch wenn die Dynamik im laufenden Jahr - wie zuletzt erneut unterstrichen - abnehmen wird. Diese Entwicklung dürfte jedoch mittlerweile größtenteils in den Kursen antizipiert sein und somit zu keinen nennenswerten Verstimmungen an den Märkten führen. Von Seiten der Unternehmen besteht unseres Erachtens jedoch noch weiterer Korrekturbedarf bei den Ergebnisschätzungen, was zwischenzeitlich zu Verstimmungen führen kann. Alles in allem jedoch gehen wir für 2005 von einer robusten Gewinnsituation mit immer noch ansprechenden Steigerungsraten aus. Insofern dürfte sich im laufenden Jahr, unterbrochen allerdings von zwischenzeitlichen Schwächephasen, noch Aufwärtspotenzial an Wall Street einstellen.
Fernost
Erneute Schwächetendenzen: Die Entwicklung an den fernöstlichen Aktienmärkten war im April erneut durch überwiegend kräftige Kursrückschläge geprägt. Vor dem Hintergrund einer aufkommenden Wachstumsabschwächung in den USA, begleitet von zunehmenden Zinsängsten überwog eine gewisse Risikoaversion und Investoren zogen sich aus den asiatischen Emerging Markets zurück. Als belastend erwiesen sich zudem die Ölpreissteigerungen, welche die asiatische Region als überwiegenden Rohölimporteur deutlich negativ tangierten. Zu den größten Verlierern zählten die Börsen in Südkorea, Indonesien und auf den Philippinen. Die beiden letztgenannten hatten in den vergangenen Monaten eine deutliche Outperformance gezeigt, sodass sie besonders umfangreichen Gewinnmitnahmen ausgesetzt waren. Da es sich hier um enge Märkte handelt, waren die Auswirkungen vergleichsweise gravierend. Der koreanische Markt konnte in den ersten Monaten dieses Jahres ebenfalls erfreuliche Kurssteigerungen verbuchen, wobei neben Blue Chips insbesondere Mid und Small Caps gefragt waren. Angesichts eines in Korea eher gemischten Ertragsbildes bei den Unternehmen und vor dem Hintergrund einer nur zögerlich anspringenden Konjunktur gingen Investoren dazu über, Gewinne sicherzustellen. Als eine der wenigen positiven Ausnahmen tat sich im Berichtsmonat die Börse in Hongkong hervor, die als etablierter Markt von ihrem Save-Haven-Status profitierte. Darüber hinaus bahnen sich hier langsam Verbesserungen auf der Makroseite an. Vor allem erste Erholungstendenzen im für die Wirtschaft so wichtigen Immobilienbereich finden ihr positives Echo am Markt. Auch die abnehmende Arbeitslosigkeit, verbunden mit Gehaltserhöhungen, lässt für die Zukunft hoffen.
Weiterhin positive Einschätzung: Die asiatischen Aktienmärkte dürften unseres Erachtens weiterhin von einem positiven wirtschaftlichen Umfeld mit per saldo robusten Wachstumsraten profitieren. Trotz der Bemühungen Chinas um eine Konjunkturberuhigung bleibt auch hier das Makroszenario intakt. So wurde für das erste Quartal 2005 ein BIP-Anstieg von 9,5 Prozent veröffentlicht, was deutlich über den Erwartungen der Analysten lag. Wir gehen davon aus, dass China der wirtschaftliche Motor für Fernost bleiben wird. Antriebskraft für die fernöstliche Region ist zudem Indien, welches zunehmend wirtschaftliche Erfolge vorweisen kann. Insgesamt stellen unserer Meinung nach erfreuliche Unternehmensergebnisse, ansprechende Dividenden und befriedigende Bewertungsrelationen Rahmenbedingungen dar, die Investitionen an den fernöstlichen Börsen weiterhin attraktiv machen. Allerdings muss bedacht werden, dass ein fester US-Dollar und steigende Zinsen ein generell ungünstiges Szenario für Emerging Markets ist und zwischenzeitlich immer wieder zu Verunsicherungen führen kann. Hinsichtlich der bevorzugten Branchen gehen wir davon aus, dass einer der favorisierten Anlagebereiche der Immobiliensektor bleiben wird, der von einer zunehmend breiter werdenden Käuferschicht profitiert. Aber auch Banken und Konsumwerte dürften in diesem Umfeld das Augenmerk der Marktteilnehmer auf sich ziehen.
Japan
Kursrückschläge: Der japanische Aktienmarkt neigte im April zur Schwäche. Zum einen waren es negative Vorgaben aus den USA verbunden mit Sorgen hinsichtlich der weiteren Wachstumsperspektiven der amerikanischen Wirtschaft, welche das Geschehen belasteten. Darüber hinaus wurde die Entwicklung von politischen Streitigkeiten mit China überschattet. Neben strittiger Fragen über Ölbohrrechte im ostchinesischen Meer hatten chinesische Studenten mit heftigen Protestkundgebungen auf die zwischen beiden Ländern bislang noch nicht verarbeiteten Ereignisse im Zweiten Weltkrieg hingewiesen. Insbesondere Aktien von japanischen Unternehmen mit Geschäftsausrichtung China gerieten unter Verkaufsdruck. Mit Blick auf die Veröffentlichung der Ertragszahlen für das Fiskaljahr 2004/05 (31.03.) gab es hingegen zahlreiche erfreuliche Meldungen. Vor allem in den Sektoren Automobil, Stahl und Präzisionsinstrumente wurden von Nissan, Hoya und Canon überzeugende Ergebnisse vorgelegt. Allerdings konnte der Markt hierin keine nachhaltige Stütze finden. Oftmals verhaltene bzw. konservative Prognosen bezüglich der Entwicklung im laufenden Fiskaljahr trübten die Stimmung unter den Marktteilnehmern. Vor diesem Hintergrund musste der Nikkei Index, welcher anfänglich noch in Richtung der 12.000er Marke strebte, kräftige Kurseinbußen hinnehmen. Zuletzt notierte das Blue-Chip-Barometer bei rund 11.000 Punkten, was im Monatsvergleich einem Minus von knapp sechs Prozent entsprach.
Kurspotenzial im weiteren Verlauf vorhanden: Während wir in den kommenden Wochen eine eher verhaltene bis geschwächte Entwicklung am japanischen Aktienmarkt erwarten, stehen wir dem weiteren Geschehen durchaus optimistisch gegenüber. Zwar bergen die Auseinandersetzungen mit China bezüglich der Aufarbeitung ihrer gemeinsamen Geschichte noch gewisse Risiken für den Markt, doch zeigt eine mittlerweile signalisierte Gesprächsbereitschaft, dass die Fronten nicht so verhärtet sind wie zunächst befürchtet. Auch ein sich trotz aller Rückschläge langsam anbahnender konjunktureller Erholungsprozess dürfte dem Markt Impulse geben. Von Unternehmensseite sind ebenfalls keine wesentlichen Störfeuer zu erwarten, wobei wir davon ausgehen, dass die insgesamt konservativen Ertragsprognosen durch den Kursverfall im April größtenteils eskomptiert sind. Darüber hinaus können die weltweit operierenden japanischen Konzerne auf erfolgreiche Restrukturierungen verweisen, welche zu einem Schuldenabbau geführt und einen positiven Cash Flow ermöglicht haben. So bleibt weiterhin der Spielraum für Übernahmen bestehen. Günstige Bewertungsrelationen sollten ein Übriges tun, um den japanischen Aktienmarkt wieder interessant werden zu lassen. Vor diesem Hintergrund würden wir Phasen der Schwäche als Kaufgelegenheit nutzen. Diese dürften sich unseres Erachtens bereits in den nächsten Wochen einstellen, denn angesichts der eingetrübten Stimmung an Wall Street ist auch am japanischen Aktienmarkt mit eher nachgebenden Kursen zu rechnen. So schließen wir nicht aus, dass der Nikkei Index, welcher derzeit das untere Ende seiner Trading Range von 11.000 bis 13.000 Punkten testet, die Bandbreite deutlich unterschreiten wird. Derartige Niveaus erscheinen uns als attraktive Einstiegsmöglichkeit. In Japan bevorzugen wir weiterhin Werte, die von der Binnenkonjunktur sowie dem Export nach Asien profitieren. Dabei favorisieren wir vor allem die Bereiche Handel, Finanzen, Immobilien und Investitionsgüter.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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