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07:55 Uhr, 08.02.2024

Abkopplung deutscher Wirtschaft immer offensichtlicher

Die Industrieproduktion ist so schwach, dass man sie mit dem Pandemie-Jahr 2020 vergleiche muss, nur dass sich die Industrie dieses Mal nicht temporär wegen eines Virus beschränken muss, sondern wegen schwacher chinesischer Nachfrage, den Folgen einer Energiekrise und hohen Zinsen. Vor allem der Bausektor hat Probleme und nun gerät nach der New York Community Bank in den USA die Deutsche Pfandbriefbank ins Visier der Anleger. Die Deutsche Pfandbriefbank meldete zwar gestern, relativ zu den regulatorischen Anforderungen eine höhere Kernkapitalquote gebildet zu haben. Das schützte die Aktie jedoch nicht davor, seit Montag 17% zu fallen, während einige Anleihen des Geldhauses bei 50 Cent zu einem Euro notieren. Die Gläubiger der Bank haben also ernste Zweifel, überhaupt ihr Geld zurückzubekommen. Die Immobilienkrise aus den USA schwappt nach Europa über und wieder geht es um das Vertrauen der Anleger, das erodiert und das könnte eine Entwicklung in Gang setzen, die erst durch ein beherztes Eingreifen der Zentralbank gestoppt werden kann. Auch bei der Bankenkrise 2023 in den USA ging es in erster Linie nicht um tatsächliche Probleme, sondern um die Wahrnehmung, dass es da Risiken geben könnte, wovon der Markt noch nicht weiß. Das, was wir hier erleben, ist die größte Immobilienkrise in Europa seit der Finanzkrise. Die Entwicklungen lassen eine frühere Zinssenkung durch die EZB noch vor dem Sommerbeginn wahrscheinlicher erscheinen. Anders als in den USA dürfte der Kontext von Zinssenkungen aber nicht eine Normalisierung der Geldpolitik sein. Es wird vermutlich direkt verknüpft werden mit konjunkturellen Risiken und der Krise am Immobilienmarkt. Statistisch betrachtet sind Zinssenkungen nur in ersterem Fall mit einem positiven Erwartungswert für Aktien versehen, während die Wahrscheinlichkeit für steigende Aktienkurse in letzterem Fall weitaus geringer ist. Auch wenn die Immobilienkrise auch in den USA stattfindet: Die Abkopplung der deutschen Wirtschaft von der amerikanischen wird immer offensichtlicher.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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