Abgesänge auf die USA sind verfrüht
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Budgetstreit und Diskussionen um die Schuldenobergrenze, Ringen um das Tapering und den richtigen Weg zur Normalisierung der Geldpolitik, Regulierung der Finanzmärkte - kaum ein Bereich der US-Wirtschaft, der nicht reformbedürftig ist. Ein "Year of Action", wie von Präsident Obama jüngst in seiner Rede zur Lage der Nation gefordert, ist dringend erforderlich. Doch was bedeutet die amerikanische Krise für die Weltwirtschaft? Haben die Vereinigten Staaten ihre besten Jahre längst hinter sich? Liegt die Zukunft nur noch in China? "Keinesfalls. Die Abgesänge auf die USA sind verfrüht, der nordatlantische Markt bleibt auf lange Sicht der Motor der Weltwirtschaft. Amerika wird die Krise meistern", so Dr. Christoph von Marschall, langjähriger Washington-Korrespondent des "Tagesspiegel" und Obama-Biograph bei seinem Vortrag "Fremder Freund Amerika", zu dem AXA Investment Managers anlässlich des Fondskongresses in Mannheim eingeladen hat.
Im Vergleich zwischen den USA und China sprächen einige Kennzahlen klar für die Dominanz der Vereinigten Staaten, so von Marschall. Zwar lebten in den USA und der EU nur rund 10 Prozent der Weltbevölkerung, die jedoch 45 bis 50 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts erwirtschafteten. Mehr als 70 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in den USA stammen aus Europa. Die Direktinvestitionen europäischer Firmen in den USA sind sechs Mal so groß wie in China. "Und auch wenn manche in China ein Technologieland der Zukunft sehen: Nach wie vor werden 60 Prozent der globalen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den USA und der EU getätigt. Wirklich bahnbrechende Erfindungen, zum Beispiel das iPad, kommen noch immer aus Amerika, in China werden sie später höchstens produziert. Ich glaube an die Stärke der amerikanischen Wirtschaft", sagt der US-Experte. Dennoch: "Um diese Führungsmacht auch langfristig halten zu können, sind zusätzliche Wachstumsimpulse nun dringend erforderlich. Ein wichtiger Schritt ist, dass das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zustande kommt", so von Marschall.
Ähnlich optimistisch fällt die Prognose von Franz Wenzel, Chefstratege von AXA Investment Managers, für die USA aus: "Die straffe Fiskalpolitik und die restriktive Kreditvergabe haben im vergangenen Jahr zu einem enttäuschenden US-Wachstum geführt. Für 2014 sind wir jedoch positiv gestimmt: Wir erwarten weniger Gegenwind durch die Sparpolitik und einen anziehenden Arbeitsmarkt. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich um 2,5 Prozent bewegen." Die neue Stärke der USA wirke sich auf die übrige Weltwirtschaft aus: "Wenn die US-Wirtschaft so wächst, wie wir es gegenwärtig erwarten, wird sie den Rest der Welt auf den Pfad des Aufschwungs zurückbringen. Auch wenn die Aktienkurse 2013 stark zugelegt haben, glauben wir nicht an eine Blase. Die Fundamentaldaten lassen ein weiteres gutes Jahr für Aktien erwarten, 2014 wird sich die wahre Stärke der Weltkonjunktur zeigen - ausgehend von dem wiedererstarkten amerikanischen Markt", so Wenzel.
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