Kommentar
11:33 Uhr, 15.01.2008

2007 - ein gutes Jahr, aber kein Superjahr

1. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wuchs im Jahr 2007 ersten vorläufigen Berechnungen zufolge mit einer Rate von 2,5 %. Rechnet man die im Jahr 2007 gegenüber 2006 fehlenden 1,6 Arbeitstage mit ein, so ergibt sich sogar eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,6 %.

2. Die stärksten Wachstumsimpulse (1,4 Prozentpunkte) kamen einmal mehr vom Außenbeitrag. Das Exportwachstum schwächte sich zwar merklich ab, vor allem weil die Weltwirtschaft mit einem geringeren Tempo wuchs. Doch das Importwachstum ging noch stärker zurück, denn die Impulse von der Binnennachfrage waren schwächer als im Vorjahr.

3. Die Schwäche der Binnennachfrage resultierte zuallererst aus den privaten Konsumausgaben. Sie gaben trotz der guten Arbeitsmarktsmarktentwicklung und des beschleunigten (Brutto-)Lohnwachstums nach und bremsten das Wirtschaftswachstum. Die Mehrwertsteuererhöhung dämpfte merklich den Konsum. Hinzu kamen kräftige Preissteigerungen bei Lebensmitteln, die zusammen mit den Energiepreissteigerungen die gefühlte Inflation noch stärker ansteigen ließen als die tatsächliche Inflation. So sanken die realen verfügbaren Einkommen gefühlt weit mehr als sie es ohnehin tatsächlich taten (-0,5 %).

4. Die Bauinvestitionen zehrten im Jahr 2007 von einem außergewöhnlich milden Winter 2006/07, der anders als saisonüblich nicht zu Baubehinderungen führte. Nachdem aber somit schon früher als geplant die Restaufträge aus dem Vorjahr abgearbeitet waren, fiel die Bauindustrie erst einmal in ein Loch, aus dem sie sich im zweiten Halbjahr vor allem dank steigender öffentlicher und gewerblicher Baumaßnahmen befreien konnte. Alles in allem steuerten die Bauinvestitionen immer noch 0,2 Prozentpunkte zum Wachstum bei.

5. Die Investitionen in Ausrüstungen waren die stärkste Binnenkomponente. Sie trieben das Wachstum um 0,6 Prozentpunkte an. Die hohe Kapazitätsauslastung zwang die Unternehmen, ihre Kapazitäten zu erweitern, und die nur noch im Jahr 2007 vorhandene Möglichkeit, Investitionen beschleunigt abzuschreiben, gab zusätzliche Anreize.

6. Schließlich zeigte sich der Staat angesichts der sprudelnden Steuereinnahmen so spendabel wie seit 1996 nicht mehr und steuerte über den Staatskonsum 0,4 Prozentpunkte zum Wachstum bei.

7. War 2007 ein neues Superjahr? Nein, es war ein ordentliches Jahr, aber mehr auch nicht. Denn statistisch betrachtet stammt mehr als die Hälfte des Wachstums noch aus dem Jahr 2006. Der Konjunkturdampfer nahm im zweiten Halbjahr 2006 so viel Fahrt auf, dass er auch durch die rauere See des Jahres 2007 gut hindurch kam.

8. Die spannende Frage ist nun: Lassen sich aus den Daten auch schon Rückschlüsse auf das vierte Quartal ziehen. Die Antwort ist nein! Erstens muss auch das Statistische Bundesamt die Daten für Dezember dazuschätzen, weil sie noch nicht vorliegen. Zweitens ist noch nicht bekannt, ob es zu Revisionen in den Vorquartalen gekommen ist. Somit muss man sich auf die Äußerungen auf der Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes verlassen, die einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukt um ¼% qoq signalisierten (DekaBank 0,3 % qoq).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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