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10:17 Uhr, 17.10.2001

2002 wird ein gutes Börsenjahr ?

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Nach Ansicht von Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft INVESCO Asset Management wird 2002 ein gutes Aktienjahr, wenn weitere vergleichbare Terroranschläge wie am 11. September ausbleiben. Der im Abschwung aufgestaute Nachholbedarf und das Herdenverhalten der Unternehmen und Verbraucher sprechen seiner Meinung nach dafür, dass das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne von Frühjahr 2002 an stark anziehen werden, schrieb Krämer in der "Financial Times Deutschland" (FTD/Dienstagausgabe). Auch die massiven Zins- und Steuersenkungen sollten vom Frühjahr an in den USA einen Aufschwung auslösen. "Gebeutelte" Anleger würden aber Gefahr laufen, Hoffnungsvolles am Horizont nicht mehr wahrzunehmen.


FED Vice Chairman Roger Ferguson fasst zusammen, dass man im Moment nur schwerlich genauere Aussagen zur weiteren Wirtschaftsentwicklung machen könne. Unsicher sei, ob und wann die Ausgaben auf mittelfristige Sicht wieder ansteigen und auch, wann sich das Wirtschaftswachstum wieder erholen könne. Auf kurzfristiger Basis könne man jedoch eine gewisse Erholung im Bereich Ausgaben nach dem anfänglichen tiefen Einschnitt nach dem 11 September erkennen. Des weiteren könne man die Auswirkungen der bereits erfolgten Zinssenkungen noch nicht einschätzen, da dies eng mit dem Verhalten der Verbraucher, Unternehmen und der Fiskalpolitik korrelliert sei.


Wie der Chefstratege von PNC Advisors, Jeffrey Kleintop, vor wenigen Minuten klar stellte, sind Privatanleger augenblicklich sehr vorsichtig und trauen sich nicht so recht, ihre verbleibenden Reserven in die Märkte zu investieren. Zwar hätten die Indizes, allen voran die Nasdaq, in den letzten Tagen deutlich Boden gut machen können (der Nasdaq befindet sich beispielsweise 24% über seinen Tiefständen), doch sei dies in erster Linie das Resultat von Fondsmanagern, die Portfolios umschichten würden. Neues Geld sei daher nicht wirklich in die Märkte geflossen.

Investoren hätten das Q3 bereits als "Horrorquartal" abgeschrieben, die Erwartungen seien sehr niedrig, so Kleintop. Das biete einerseits Chancen. Rückschläge könnte es aber dadurch geben, daß weitere schlechte Ausblicke selbst eine Erholung in 2002, wie sie derzeit angenommen werde, in Frage stellen könnte.


Nach Ansicht vieler Analysten werden die kommenden Unternehmensausblicke die Marschrichtung an den Börsen bestimmen. "Trader halten sich in einem solchen Spannungsumfeld aus dem Markt heraus- um zuzuschlagen, wenn eine Richtung beschritten wird", erklärte ein Chefstratege. Relativ uninteressant seien im Moment wieder makroökonomische Daten. Es interessiere nicht mehr primär, wann die Wirtschaft sich wieder erhole, sondern wie sehr die Unternehmen unter der jüngsten Krise gelitten hätten, meinen Analysten.

Andere sehen den langweiligen Montagshandel als Verschnaufpause nach heftigen Zugewinnen am Montag: "Der Markt nimmt eine Auszeit und erkennt, daß sich die Fundamentaldaten nicht für alle Unternehmen verbessert haben, man muß hier sehr selektiv vorgehen", erläutert Forschungsdirektor Erick Maronak.


Alfred Broaddus, Chef der Zentralbank von Richmond, teilt mit, dass die Fed alles tun würde, um die Wirtschaft zu unterstützen. Allerdings sei laut Broaddus eine Senkung der Zinsen als alleinige Maßnahme nicht ausreichend.

"Ich glaube wir erkennen alle, dass Zinssenkungen alleine nichts bringen," so Broaddus.

Die Fed hat seit Jahresanfang die Zinsen in den USA neun Mal gesenkt, seit dem 11. September gab es alleine zwei Senkungen um jeweils 50 bp.

Vielmehr solle die Regierung weitere Liquidität in den Markt spülen, um die Nachfrage wieder anzukurbeln. Die Steuersenkungen sind ein Beispiel hierfür. Ein Weiteres sind die Kapitalspritzen für die Luftfahrtindustrie und für die gesamte Wirtschaft in Höhe von $15 Mrd. bzw. $40 Mrd.

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