Kommentar
10:06 Uhr, 14.04.2015

12 Tipps für Trading-Einsteiger

Aller Anfang ist schwer. Was den gewünschten kurz- oder mittelfristigen finanziellen Erfolg für Börseneinsteiger angeht ist das wohl eher die Untertreibung des Jahrhunderts. Trading lernt man nicht im Vorbeigehen, und schon gar nicht ohne 100%igen Einsatz. Diese 12 Ratschläge verhelfen zu einem besseren Einstieg.

Thomas K., ein Trader den ich seit Jahren kenne und schätze, wurde von einem Bekannten um Ratschläge gebeten. Seine nachfolgende Antwort hat er uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt, diese Liste wertvoller Tipps können erfahrene Trader sicher unterstreichen. Und sollten Einsteigern zu einer Abkürzung und einer deutlich steileren Lernkurve verhelfen.

Literatur

Lies vor deinen ersten praktischen Versuchen mindestens das Buch "Das große Buch der Markttechnik" von Michael Voigt um die Grundlagen zu erlernen. Ich weiß, dass man als Anfänger gerne sofort mit einem Demokonto loslegen möchte, weil man glaubt "ein Gefühl fürs Trading bekommen zu müssen". Aber das bringt dir genauso viel, wie Schachspielen ohne die Regeln zu kennen! Erst die Theorie, dann die Praxis.

Broker

Suche dir von Beginn an einen Broker mit guten Konditionen. Dabei solltest du nicht auf Google hören, denn nicht die größte Werbung ist entscheidend, sondern die Qualität des Brokers! Eine gute Übersicht findest du bei Brokerdeal.de. Ich kenne den Betreiber der Seite seit Jahren und vertraue Ihm, denn er ist selbst erfolgreicher Trader und weiß worauf zu achten ist. Wenn du ein Konto über diese Seite bei bestimmten Brokern eröffnest, erhältst du einen Teil deiner Handelsgebühren zurück. Jeder Broker hat seine Vor- und Nachteile abhängig vom Basiswert und deiner Strategie. Du solltest also nicht nach der goldenen eierlegenden Wollmilch-Sau suchen. Ich nutze z.B. die WH Selfinvest Futurestation Nano nur für die Chartanalyse und zum Handeln den Broker JFD Brokers (Plattform MetaTrader4). Durch die saubere Trennung bin ich auch für den Ernstfall vorbereitet, falls die Kursdatenversorgung eines Brokers mal ausfällt.

Ausstattung

Übersicht ist das A und O wenn man Daytrading betreiben möchte. Ich habe an meinen Laptop noch einen zweiten Bildschirm angeschlossen. So kann ich Charts und Handelsplattform bzw. Tradingtagebuch parallel bedienen. Glaub mir, es ärgert dich einen Trade zu verpassen, nur weil du das Setup nicht gesehen hast.

Strategie

Keiner kann dir sagen was du handeln sollst - du musst selbst herausfinden was am besten zu dir passt. Ich habe damals mit dem Handel von Währungspaaren im 4 Stunden-Chart begonnen. Später hatte ich nicht mehr die Zeit fürs kurzfristige Trading und handelte Aktien mit dem Tageschart. Mittlerweile trade ich nur noch das Währungspaar EUR/USD im 1 min und 5 min Chart. Entsprechend der Märkte und Zeiteinheiten habe ich auch verschiedene Strategien zum Handeln genutzt. Alle Wege führen nach Rom, teste aus was dir sympathisch ist und pick dir einzelne Elemente raus die gut funktionieren. Entscheidend ist nichts zu handeln was du nicht auch 100 %ig verstehst, am Ende der Lernzeit soll eine völlig personalisierte eigene Strategie stehen.

Plattform

Bevor du mit echtem Geld handelst, sollest du dir ein Demo-Konto des Brokers besorgen und alle wichtigen Funktionen der Plattform testen. Wie viele Klicks brauche ich, um einen Trade per Order zu eröffnen bzw. zu schließen? Wie kann ich mich in den Markt einstoppen lassen? Welche Stopparten bietet die Plattform? Welche Zeichenwerkzeuge kann ich im Chart nutzen? Wie kann ich die Tagesergebnisse abrufen (Kontoauszug)?

Demo-Trading

Der nächste Punkt widerspricht nicht dem Vorherigen: Lerne das Traden mit Real Money!
Nach einer kurzen (Voraussetzung: erfolgreichen!) Testphase deiner Strategie solltest du sie mit echtem Geld testen. Viele Broker ermöglichen das Traden im Centbereich (z.B. 0,01 Lot), da ist man schon mit ein paar Cent Handelsgebühren im Markt aktiv.
Zum Erlernen des Tradens ist das Demotraden bestenfalls bedingt geeignet, denn die psychische Komponente lässt sich nicht mit Demogeld simulieren! Demotraden ist wie Duschen im Neoprenanzug, man duscht, kann aber nicht nass werden, oder aufs Traden umgelegt: Man tradet ohne zu lernen wie man mit Verlusten umgeht. Dabei ist Kapitalerhalt die oberste Regel.

Dokumentation

Dokumentiere deine Trades (positive wie negative), sonst hast du nach ein paar Tagen vergessen,
+ warum du dort eingestiegen bist
+ was für ein mentaler Druck auf dich gewirkt hat
+ warum du vom Plan abgewichen bist
+ was du nach dem Trade anders machen wolltest
+ was du genau so weiter machen willst

Wenn du einen Fehler gemacht hast, ihn anschließend dokumentiert und deine Lehren daraus gezogen hast - dann hast du nur Lehrgeld bezahlt.
Nichts ist schlimmer (bzw. kostspieliger) als einen Fehler 2-3 mal zu begehen. Mach dir Bildschirmfotos der Trades und beantworte schriftlich die o.g. Fragen.
In regelmäßigen Abständen solltest du deinen Foto-Ordner durchklicken und deine Handlungen neu bewerten.

Hausaufgaben

Hausaufgaben nicht vergessen. Auch wenn du mal einen Tag nicht am Bildschirm verbringen konntest, schau dir an was du verpasst hast und (ehrlich) gehandelt hättest. So kannst du als Einsteiger deine Lernzeit entscheidend verkürzen.

+ Wo lagen Einstiegssignale?
+ Wie hätte ich den Stopp nachziehen können?
+ Welche Auswirkungen hatten die News?

Entspannung

Gönn dir Pausen vom Traden. Irgendwann wird man betriebsblind oder unkonzentriert.
+ Nach dem Vormittagshandel mache ich 2h Mittagspause und verlasse den Rechner
+ Nach einem Trade (egal gewonnen oder verloren) mind. 30 min Pause und etwas anderes machen, sonst besteht die Gefahr des Overtradings
+ Nach 10 Stunden am Rechner ist definitiv Feierabend für mich

Horizont erweitern

Es bringt nichts jedes Tick im Chart zu verfolgen! Schau auch mal anderen Tradern über die Schulter. In fast jedem Forum tummelt sich der ein oder andere seriöse Trader, der seine Erfahrungen gerne mit Neulingen teilt. Ziel sollte aber nie sein diese kopieren zu wollen. Sondern zu erkennen, warum sie genau dort eingestiegen sind, welche Idee dahinter steckt, wo und warum ausgestiegen wird usw.
Ich habe zum Beispiel viel im familiären Candletalk gelesen und gelernt. Oder schau dir die Webinare anderer Trader an via Godmode-Trader oder Webinarguide.

Zielsetzung

Setz dir Ziele, das ist sehr wichtig für mentale Stabilität und Weiterentwicklung. Sowie dem Familien- und Freizeitleben zuträglich.
+ Tagesziele (z.B. nach 3 Verlusttrades oder 2 Gewinntrades beende ich das traden)
+ Wochenziele (z.B. min 3 Tage die Strategie verfolgt zu haben, oder nach 2 Verlusttagen für diese Woche Schluss zu machen und anhand des Tagebuchs auf Fehlersuche gehen)

News & Events

Hab immer ein Auge auf die Nachrichten. News beeinflussen die Kurse, daher sollte man nicht unmittelbar vorher (und bis 5 min nachher) in den Markt einsteigen. Bzw. seine laufenden Positionen neu bewerten und gegebenenfalls:
+ Teilverkäufe durchführen
+ Stopp näher heranziehen
+ Position komplett schließen

Schreib dir am besten die wichtigsten anstehenden Termine vor dem Handelsbeginn auf, entsprechende Kalender findest du hier oder hier.
Wenn die Amerikaner feiern ist an europäischen Börsen am Nachmittag übrigens meist tote Hose! Also wenig Bewegung und schlechte Orderausführungen.

Wenn du diese Tipps beherzigst, kannst du deine Lehrzeit um Monate verkürzen und viele Minen umgehen. Aktuell stehst du noch an Schritt 1 deiner Traderkarriere.

Viel Erfolg!
Thomas K.

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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