Fundamentale Nachricht
09:44 Uhr, 13.09.2022

10 Jahre Global Retirement Index: Schwierige Zeiten für Ruheständler

Inflation, volatile Märkte und niedrige Zinsen fressen laut Natixis Investment Managers die Ersparnisse deutscher Ruheständler auf.

Die Lebensbedingungen für Ruheständler in Deutschland haben sich in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert. Im Vergleich zu 2021 verlor Deutschland drei Plätze und befindet sich mit Platz 11 erstmals nicht mehr unter den Top 10 Ländern für einen sicheren Ruhestand. Weltweit gerät die Altersvorsorge zunehmend unter Druck, da sich Inflation, ein volatiles Marktumfeld und niedrige Zinsen auf die Ersparnisse auswirken. 2022 könnte damit eines der schlechtesten Jahre sein, um den Ruhestand zu beginnen. Das sind die Ergebnisse des Global Retirement Index (GRI) 2022 von Natixis Investment Managers, der in diesem Jahr zum zehnten Mal erscheint. Der GRI bewertet 18 verschiedene Leistungsindikatoren und fasst deren relative Performance in den vier Sub-Indizes Gesundheit, Lebensqualität, materieller Wohlstand und Finanzen zusammen. Die Gesamtpunktzahl ermöglicht einen datenbasierten Vergleich in den wichtigsten Dimensionen, die die Lebensbedingungen von Ruheständlern in 44 Ländern bestimmen.

Die Bewertung von Deutschland hat sich in allen vier Sub-Indizes im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Am stärksten ist sie beim materiellen Wohlstand des Landes gesunken, was auf eine zunehmende Ungleichheit bei der Verteilung von Einkommen zurückzuführen ist. Auch im Sub-Index Gesundheit rutschte Deutschland aufgrund einer geringeren Punktzahl bei der Lebenserwartung (Daten der Weltbank für 2019) ab. Bei der Lebensqualität sank der Indikator Glück, hingegen erzielt Deutschland den drittbesten Wert aller untersuchten Länder im Bereich Biodiversität, in den Faktoren wie etwa die Dichte an Naturschutzgebieten eingehen. Im Bereich Finanzen schneidet Deutschland vor allem mit Blick auf den Altenquotienten schlecht ab, der das Verhältnis von Ruheständlern gegenüber Menschen im arbeitsfähigen Alter bemisst. In dieser für die Nachhaltigkeit von Rentensystemen so wichtigen Kennziffer liegt Deutschland auf Platz 38 von 44. Auch die im Vergleich zu anderen Staaten hohe Steuerlast schlägt negativ zu Buche.

Inflation: eine unmittelbare Bedrohung für die Sicherheit im Ruhestand?

Der inflationäre Druck hingegen betrifft nahezu alle untersuchten Länder. Während die Preissteigerung zwischen 2012 und 2020 in den 38 OECD-Mitgliedstaaten im Durchschnitt nur 1,76 % Betrug, stieg sie in der ersten Hälfte dieses Jahres auf einen Spitzenwert von 9,6 %. Für Sebastian Römer, Leiter der DACH-Region und Osteuropa bei Natixis IM, stellt sie die größte Herausforderung dar.

Römer: „Die Geschwindigkeit der Verteuerung sollte Anlass geben, die eigene Ruhestandsplanung zu überdenken. Erhebliche Preissteigerungen bei Öl, Lebensmitteln und Wohnraum schmälern die Kaufkraft der Rentner. Es wäre fatal, deren Wirkung bei der Altersvorsorgeplanung zu unterschätzen; steigende Zinsen können die Inflation nicht kompensieren. Trotz des gegenwärtig unsicheren und volatilen Umfelds wird nur die Anlage in Aktien auf lange Sicht die Altersvorsorge sichern. In diesem Zusammenhang ist die jüngste Initiative der Bundesregierung zur teilweise Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rentenversicherung sehr zu begrüßen.“

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