Wissensartikel
11:06 Uhr, 09.09.2015

Traden Sie etwa noch Optionsscheine?

Es ist erstaunlich, wie viele private Trader mit Optionsscheinen handeln. Aber sind diese eigentlich noch zeitgemäß?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Als Trader und Investor bieten sich heutzutage unendlich viele Spekulationsmöglichkeiten. Die Masse gerade privater Akteure am Finanzmarkt konzentriert sich jedoch auf eines: Kursveränderungen! Vor diesem Hintergrund finde ich es immer wieder erstaunlich, wie viele private Trader Optionsscheine bzw. Optionen handeln.

Optionsscheine haben eine lange Tradition, aber unter dem Gesichtspunkt der Kursspekulation sollten Sie diese Tradingprodukte ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Ist es nicht schon schwer genug, die potentiellen Kursbewegungen des betreffenden Basiswertes in den nächsten Tagen und Wochen näher zu bestimmen? Wollen Sie sich da wirklich auch noch mit der Prognose von Volatilität und Zeit herumschlagen? Genau dies müssen Sie tun, um beim OS-Handel langfristig die Nase vorn zu haben. Diese drei Faktoren spielen bei der Preisbildung von OS die entscheidende Rolle und liegen Sie in nur einem daneben, kann sich das Investment zum Alptraum entwickeln. Fragen Sie mal Trader, die zur großen Übernahmeschlacht von Porsche und Volkswagen vor einigen Jahren Short in OS gegangen sind. Sie haben kurstechnisch alles richtig gemacht und konnten beim freien Fall der VW Aktie doch nicht profitieren. Die Volaveränderungen haben die eigentlich satten Gewinne aufgefressen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Preisbildung von OS ein dynamisches Gebilde ist. Drei Einflussvariablen können in beliebiger Reihenfolge und Größenordnung miteinander kombiniert werden. Das ergibt eine Menge von möglichen zukünftigen Szenarien, die wahrscheinlichkeitsorientiert eingeordnet werden wollen. Ich könnte mich ja noch dafür erwärmen, wenn es heutzutage nicht bessere Produkte gäbe. Direktinvestments, Zertifikate, CFDs und ETFs haben diese Probleme nicht, bieten aber gleichzeitig diverse Vorteile von OS. Zu nennen wäre beispielsweise der Hebel.

Andere Dinge können diese Derivate augenscheinlich nicht leisten. Ein OS kann nie ausgeknockt werden, ein Zertifikat aber schon. Dies ist ohne Zweifel richtig, aber denken wir einen Schritt weiter, bleibt nur ein Gedanke übrig (und ich hoffe, Sie verzeihen mir meine umgangssprachliche Ausdrucksweise): Nur weil ich zu faul bin, nehme ich mit OS deutlich höhere Progonoserisiken in Kauf? Einem Knock Out ließe sich nämlich durch Wahl kleinerer Hebel und/oder rechtzeitigen Umschichtungen entgegenwirken. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass ein Knock Out auch was gutes hat. In einem Bärenmarkt wird man nichts dagegen haben, dass sich das Long-Zertifikat schon vor Monaten oder Jahren verabschiedet hat (in einem Bullenmarkt dürften Inhaber von Short-Zertifikaten ähnlich denken). Finanziell wird nämlich auch der OS in solchen Marktphasen durch Auslaufen wertlos, aber diesen schleppt man emotional noch eine ganze Weile mit sich rum, bis es zum Aus kommt. In der Zeit ist man anfällig für emotionale Fallen wie Nachkaufen & Co. Den Trade im Zertifikat hat man hingegen schon längst vergessen.

Sind OS damit überflüssige Produkte? Natürlich nicht. Sie haben immer noch ihre Versicherungsfunktion. Diese kann sehr schnell mit obigem Geschehen verwechselt werden, deshalb Vorsicht. OS bieten keine Möglichkeit, bei gleichem Prognose/Kursrisiko mehr Rendite zu erzielen. Die Versicherungsfunktion von OS meint etwas ganz anderes. Der Inhaber spekuliert nämlich nicht auf Preisveränderungen im Basiswert, ganz im Gegenteil. Sein Ziel ist es, über den Kauf von OS für eine gewisse Vermögensstabilität zu sorgen und er wird den OS am Ende als Versicherungsprämie abhaken (auslaufen lassen). Im Rahmen einer Versicherung wird also immer ein bestehender Vermögenswert, beispielsweise eine Aktienposition abgesichert. Die obigen Kritikpunkte richten sich jedoch gegen das alleinige Handeln von OS mit Spekulationsabsicht bezüglich Kursveränderungen im Basiswert.

Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit mit OS-Kombinationen auf Volatilitätsveränderungen zu spekulieren. Durch Wahl diverse OS in einem Portfolio wird versucht, Kurseffekte im Basiswert auszublenden und lediglich von sich veränderten Volatilitäten zu profitieren. Dies ist mit Zertifikaten oder CFDs so nicht möglich. Sie sehen also, OS haben auch heute noch ihren Wert, aber meiner Meinung nach gibt es für das, was die meisten Trader bei ihren Engagements an der Börse bezwecken, nämlich von steigenden oder fallenden Kursen bei Aktien & Co zu profitieren, bessere Produkte. In diesem Sinne bin ich auf Ihre Meinung gespannt.

Viel Erfolg

Rene Berteit

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42 Kommentare

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  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Es gibt natürlich Situationen, wo z. B. durch eine Nachricht eine Aktie an einem Tag 15% fällt und man gar nicht mehr reagieren kann. Dann ist das Knock out Zertifikat evtl vernichtet. Natürlich kann man auch einen kleinen Hebel (2) kaufen, aber die Frage ist, wie "weit" man damit kommt.

    12:54 Uhr, 30.11.2019
  • erdferkel1
    erdferkel1

    Sind die allermeisten Kommentare wirklich von 2015?

    17:56 Uhr, 24.11.2019
  • erdferkel1
    erdferkel1

    Immer wieder sind die Begriffe interessant: für mich sind klassische Optionsscheine die Scheine, die AGs zusammen mit Anleihen ausgegeben haben, die es aber meines Wissens heute nicht mehr gibt. Heutige OS sind covered warrants, die von Emittenten heausgegeben werden, eine ganz andere Geschichte.

    Früher, als der Wert vom Markt bestimmt wurde, hab' ich sie gerne gehandelt, heute nicht mehr.

    17:44 Uhr, 24.11.2019
  • Eisbär
    Eisbär Technischer Analyst und Trader

    Hallo Lieber René

    Wir in der Eisbärtradinglounge handeln neben CFD hauptsächlich klassische Optionsschein mit sehr hoher Performance.

    Nur man muss sich damit auskennen und nicht gierig auf ein 100 Prozentiges Mitlaufen mit dem Underluying sein, sich mit dem Delta zufrieden geben, wir machen teils fünfstellige Gewinne und mehr damit und zwar bei Aktien ,wo sich wegen der hohen Vola schon aus RM und MM Gründen under der Vernunft Ko Scheine oder CFD von selbst verbieten. (Nachschusspflicht) , die Indizes einmal außen vorgelassen.

    Nimm die Wirecard da wären anch den Financial Times Vorwürfen 99 Prozent der Ko Scheine wertlos geworden, während klassische Optionsscheine sich nach der ersten Attacke prächtig erholt haben. Bayer liegt ähnlich. Nur man muss halt "sich auskennen" den richtigen Basispreis und die richtige Laufzeit wählen" und vor ALLEM Geduld haben und auch mal temporäre Verluste ertragen können.Komisch Gewinne können alle ertragen.

    Hier mal ein paar Beispiele wie man mit Kl OS sehr gute Gewinne machen,und dabei noch esser schlafen kann.

    Ich fonde also Deine Darstellungoben in einem Punkt halt "eher altmodisch". uns auch nicht den klassischen Optionsscheinen gerecht werdend.

    hier die anschaulichen Beispiele aus unseren letzten Aktionen:

    Das wir das auch mit CFD können kann man ja unter INFO ETL

    auf meinem freien Desktop bei Guidants

    CFD Scalpmarken und Ergebnisse

    Ich finde zu einem ausgewogenen Traden gehört insbesondere auch für Berufstätig undd ie die nicht immer am PC sitzen können, der klassische Optioopnsschein unbedingt dazu.Man muss wie bei allen Investments da Risiko kennen, was sich aber wie beim KO Schein auf den Einsatz maximal beläuft bei einer multiplen Überlebens- und Erfolgschance, die bei KO Scheinen eben nicht da ist.

    Nichts für ungut

    LG der Eisbär, Experte für Ichimokutarding und klassische Optionsscheine.

    11:04 Uhr, 17.11.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Phoenix7
    Phoenix7

    Argumente für den Einsatz von OS/Optionen gibt es genug:

    * wenn es richtig rumpst freut sich der Trader noch mehr, weil die impl. Vol. steigt, dass können andere Produkte nicht.

    * man kann auch mal um 20-50 Punkte den Einstieg nicht so genau treffen, wenn die Grundrichtung stimmt.

    * der Verlust ist auf den Einsatz begrenzt, ... der Gewinn theoretisch unendlich, ...

    ...

    ... für die Masse ist dass trotzdem nix.

    19:42 Uhr, 20.09.2015
  • Phoenix7
    Phoenix7

    Klassische Optionsscheine (nicht KOs!) / bzw. Optionen zu traden ist für die Masse der Anleger (99,9%) nichts - ich betrachte es aus den von Rene Berteit genannten Gründen (um die Vola einzuschätzen und eine richtige OS/Optionsauswahl zu treffen sollte man sich auch mit der Vola-Surface auseinandersetzen, die "Griechen" und ihre Wechsel-Wirkungen kennen und natürlich eine geeignete Laufzeit und einen geeigneten Strike (je nach Vola-Verteilung auf der Surface und Hebelfeinskalierung) wählen). Das sind alles keine völlig trivialen Dinge. Zusätzlich sollte man natürlich noch die richtige Richtung (Long oder Short) wählen! :o). Aus meiner Sicht ist OS / Optionstrading die Königsdisziplin, da dies z.B. auch von Quants bei Hedge-Fonds praktiziert wird. Die kümmern sich dort z.B. um die Vola-Surface.

    Es gibt wie oben erwähnt noch ein Anwendungsfeld bei dem OS/Optionen für längerfristige Investoren nicht mehr wegzudenken sind nämlich für Depotabsicherung (Kursrutsch oder Währungsrisiko). Kein Produkt kann dies leisten was OS / Optionen leisten. Will man sein Portfolio absichern kommt z.B. der Protective Put oder ein Bear-Spread, ... etc. in betracht.

    Allerdings kann ich der Aussage "OS bieten keine Möglichkeit, bei gleichem Prognose/Kursrisiko mehr Rendite zu erzielen." nicht zustimmen. Gerade mit kurzlaufenden OS kann man den Hebel enorm steigern (wg. hohem Gamma / weiter kommt es darauf an wie nah oder weit man am Geld oder aus dem Geld kauft) und entsprechend fein skalieren ohne ein Knock-out Risiko zu haben.

    19:25 Uhr, 20.09.2015
  • Tradave
    Tradave

    OS handel ich garnicht, aber echte Optionen schon.
    Die finde ich auch überaus nützlich.
    Je nach persönlicher Markterwartung kann man damit
    - eine Aktienposition sichern (Long PUT)
    - eine große Short-Position mit einem sehr harten Stop Loss versehen wenn man Gaps oder Stop-Fisch-Spitzen erwartet (K+S war so ein jüngeres Beispiel) (Long CALL)
    - Einen Collar um eine Aktienposition mit hoher Dividende legen um große Kursschwankungen zu negieren (Long PUT, Short CALL)

    Für spekulative Positionen nutze ich grundsätzlich CALL oder PUT Spreads, da sie begrenztes Risiko innehaben.
    - z.b. Spekulation auf Verfall am Verfallstag basierend auf Open Interest

    Auch beim Optionshandel muss man eben auf Risiko und CRV achten und wissen,
    dass sie sich etwas anders verhalten und für andere Arten von Trades gedacht sind.

    12:03 Uhr, 10.09.2015
  • Korelewp
    Korelewp

    Sie vermischen Optionsscheine mit Optionen und der Fall mit dem VW und Porsche ist auch falsch beschrieben. Optionen sind doch viel besser als CFDs!

    18:50 Uhr, 09.09.2015
  • Chronos
    Chronos

    three crows and the five greeks...

    Das sauberste sind Futures. Punkt.

    Bei cfd´s scheint eine andere Art STOP möglich, scheint ja auch Rocco Gräfe mit seinem 1000er CFD zu machen.

    cfd-account minimal oder unterwertig bestückt, Margin auf Anschlag, Cover (Margin-Call) in Schieflage durch die Bank.

    Ansonsten bringt eine Theorie-Diskussion da wenig, vor einigen Tagen konnte man auch mit Anleihen hebeln. Nur ist der Markt auf Termin noch enger. Und etliche Märkte lassen sich durch geringe Auswahl sehr schlecht handeln.

    zb. Südamerikanische Devisen, Türkish Lira oder Rubel

    15:21 Uhr, 09.09.2015
  • nairolf
    nairolf

    mittlerweile zeigt die praxisanwendung der emis bei den ko's,
    dass sehr wohl die komponente "vola" auch bei diesen einzug gehalten hat.

    hierzu hatte ich bereits mitte juli 2015 folgendes geschrieben:
    ***************************************************************

    ko's sind mir mittlerweile zu teuer.
    die agios, die noch vor wochen mit den finanzierungskosten begründet wurden,
    die wiederum durch die laufzeitverkürzung kontinuierlich kleiner werden sollten,
    haben sich entgegen dieser begründung stark ausgeweitet.
    vor wochen lagen diese noch bei 0,10 bis 0,20 (laufzeitabhängig),
    heute bei 0,60 und zeitweise höher.
    daraus schließe ich, dass die emis nun auch noch eine impl. vola in ihre berechnungen mit aufgenommen haben.
    insofern hat der käufer dieses derivats es jetzt mit zwei risikofaktoren zu tun.
    einmal die ko-schwelle und dann die individuelle vola-anpassung des emis bei der preisstellung.
    wenn ich schon das risiko eingehe, ko zu gehen, dann bin ich nicht bereit, auch noch das Risiko einer willkürlichen agio-festlegung durch den emi zu tragen.
    da sind mir os am geld doch lieber, ............
    alle tradingportale sollten diesen satz aus ihren erklärungen zu den ko-derivaten streichen: "Um die Finanzierungskosten des Emittenten zu decken, enthält der Preis des Knock-Outs ein Abgeld (=PUT; Aufgeld=CALL / anm. von mir), das bis zum Laufzeitende gleichmäßig abnimmt."
    *********************************************************************

    weiterhin möchte ich anmerken, dass so mancher emi in der phase
    "beschleinigte kursentwicklung"
    dazu übergegangen ist,
    für ko's zeitweilig gar keine kurse mehr zu stellen,
    was bei den os nicht zu beobachten war.
    gerade zu beginn dieses monats wiederholt geschehen.

    meine beobachtungen beziehen sich auf ko's auf den dax.

    14:11 Uhr, 09.09.2015
    1 Antwort anzeigen
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