Wissensartikel
14:03 Uhr, 12.05.2014

Strategien mit ETFs

ETFs lassen sich auch strategisch in ein gut aufgestelltes Anlageportfolio einbinden. Als Risikopuffer, zur Absicherung von Aktienpositionen oder zur Verbreiterung der Investmentbasis eines Portfolios.

Beta-Steuerung von ETFs

Emotionen spielen bei der Anlageentscheidung oft eine wichtige Rolle. Gerade in Schockszenarien lässt sich unverhältnismäßiges Handeln der Marktteilnehmer nachweisen. So können Anleger ihre ETF Investment für solche Ergebnisse kostengünstige absichern. Die Beta-Steuerungs-Modell ist speziell im diesem Marktumfeld erfolgreich und kann über entsprechende long/short Positionen im jeweiligen Futures entweder den Ertrag des ETFs steigern oder mögliche Verluste lindern.

In fallenden Märkten wird das Portfolio Beta frühzeitig durch das Modell auf ein individuelle zu vereinbarendes Niveau gesenkt, während bei steigenden Märkten das Beta auf ein vorher festzulegendes Niveau erhöht wird.

ETFs als Futures-Ersatz

ETFs bilden eine äußerst interessante Alternative zu Futures-Positionen. Ein wesentlicher Unterschied dieser beiden Investments besteht in der Kostenstruktur: ETFs werden mit einer Verwaltungsgebühr belastet, beim Futures-Handel entstehen Roll-over-Kosten. ETFs sind zudem direkter und hinsichtlich Finanzbuchhaltung, Überwachung und Performancemessung den Aktien ähnlich. Beim Handel mit ETFs ist kein gesondertes Futures-Konto notwendig. Darüber hinaus gibt es für ETFs keine Mindestkontraktgröße, was wiederum den Vorteil hat, dass kleinere Cashflows leichter und präziser gehandelt werden können.

ETFs sind vor allem für Anleger interessant, denen durch bestimmte Reglements die Verwendung von Futures-Positionen nicht gestattet ist. Oft ist es auch der Fall, dass Investoren in bestimmte Märkte investieren wollen, in denen keine handelbaren Futures verfügbar sind. Hier stellen ETFs wertvolle Alternativen dar.

Market Neutral Strategie

Bei der "Market Neutral Strategie" wird die Langzeitposition eines Marktes, zum Beispiel des DJ EURO STOXX 50, DAX, Dow Jones Industrial Average, DJ STOXX 600 Banks oder MSCI Europe, neutralisiert, indem ETFs verkauft werden (shorting). Gleichzeitig kauft der Anleger einen bestimmten Sektor oder einzelne Aktien, um sich eine Outperformance zu erarbeiten. Der Erfolg der Strategie hängt von der Entwicklung des Spreads zwischen Index und Sektor beziehungsweise einzelner Aktie ab, weniger von der absoluten Index-Entwicklung.

Long-/Short-Strategie

Die Long-/Short-Strategie (Kauf- und Verkauf verschiedener Branchen-ETFs) ist der Market Neutral Strategie sehr ähnlich. Hier wird die Long-Position durch eine Short-Position finanziert. Während jedoch die Market Neutral Strategie versucht, eine gewisse Performance in Bezug zur Benchmark zu erreichen und das Marktrisiko abgesichert ist, zielt die Long-/Short-Strategie darauf ab, den absoluten Return zu verdienen.

Der absolute Return ist die Summe aus der positiven Entwicklung der Long-Positionen und der negativen Entwicklung der Short-Positionen in den entsprechenden zugrunde liegenden Indizes. Beispielsweise sind seit Mitte April 2003 der STOXX 600 Retail-Index gestiegen und der STOXX 600 Food & Beverage-Index gefallen. Investoren, die den DJ STOXX 600 Food & Beverage-Index verkauften und mit dem erhaltenen Kapital den DJ STOXX 600 Retail-Index kauften, konnten von dieser Situation profitieren.

Absicherung/Hedging

Nicht nur für Handelsstrategien, sondern auch für Hedging-Zwecke sind ETFs ein ideales Instrument. Wenn Sie beispielsweise eine Long-Position im Bestand halten, möchten Sie Ihr Portfolio gegen fallende Kurse absichern, ohne aber dabei Ihre Aktien verkaufen zu müssen. Hauptbeweggrund für Hedge-Transaktionen ist das Vermeiden von Markteinflüssen und anderer Transaktionskosten, die durch den Verkauf der Bestände initiiert werden. Sie können Ihre Position auf einfache Weise dadurch absichern, dass Sie eine Gegenposition eröffnen und damit Ihr "Delta exposure" neutralisieren. Der Leerverkauf (short-selling) von ETFs ist eine attraktive Alternative zur Implementierung von Futures. Die relativ kleine Stückelung der ETF-Anteile erlaubt eine weitaus präzisere Portfolioabsicherung, als dies mit Futures der Fall ist.

Aktives Cash-/Zinsmanagement mit Anleihe-ETFs

Anleger, die Rentenpapiere in ihrem Portfolio bevorzugen, hatten bisher keine Möglichkeit, diese Anlageklasse mit einem transparenten ETF abzudecken. Nach den erfolgreich platzierten Aktien-ETFs lag es deshalb auf der Hand, auch börsengehandelte Fonds ins Leben zu rufen, welche die Entwicklung der Rentenmärkte exakt nachvollziehen. Im Februar 2003 wurde dann der erste börsengehandelte Rentenfonds am Markt platziert. Dass Renten-ETFs erst etwa zweieinhalb Jahre nach dem Start des ETF-Segmentes angeboten werden, liegt hauptsächlich daran, dass die Abbildung eines Rentenindex schwieriger ist als die eines Aktienindex. So basieren herkömmliche Rentenindizes oft auf nicht handelbaren Kursen eines Anbieters, sondern auf so genannten indikativen Kursen.

Core-/Satellite-Strategie bei Anleihen

Dass ETFs liquide und kosteneffektiv handelbar sind, macht sie zu effizienten Hedging- und Diversifikations-Werkzeugen. Beispiel: Wenn ein Portfoliomanager eine kurzzeitig negative Erwartung an den Kreditmarkt hegt oder ein Portfolio absichern muss, kann er einen ETF verkaufen, um das Kreditengagement zu reduzieren. Dies ist wesentlich einfacher und kostengünstiger als der Abbau eines sorgfältig geplanten Industrieanleihen-Portfolios mit anschließendem Rückkauf der Anleihe, wenn die Absicherung aufgehoben wird. Bei Portfolios, in denen Short-selling nicht erlaubt ist und man ein Paket haben muss, das man verkaufen kann, kann eine teilweise Streuung in ETFs langfristig Transaktionskosten und Zeit sparen helfen.

ETFs vs. direkt gehaltene Industrieanleihen

ETFs auf festverzinsliche Wertpapiere haben verschiedene Vorteile. Hierzu folgendes Beispiel: ein Anleger versucht, 15 Millionen Euro in unterschiedliche Anleihen zu investieren, und handelt mit relativ kleinen Beträgen. Dies erhöht die Transaktionskosten. Mit dem Kauf eines ETFs würde sie dies vermeiden, weil sie nur in ein einziges Wertpapier mit breiter Diversifizierung investiert.

Hinzu kommt, dass beispielsweise ein institutioneller Anleger, der ein großes Investitions-Engagement eingehen will, nicht immer die Liquidität findet, die dies unterstützt – besonders dann, wenn keine Neuemission auf dem Markt ist. Anleihen-ETFs haben die Kapazität, sehr große Transaktionen schnell, leicht, effizient und konsistent zu unterstützen. Das ETF-Portfolio wird so gemanagt, dass es dem Index 1:1 folgt. Je nach Größe der Investitionssumme könnte die Nachbildung des Index mit Einzelwerten sehr teuer werden. Das Gleiche gilt mit Blick auf die Zeit, die erforderlich wäre, um das Portfolio zu managen, sowie auf die Angebots-/Nachfragespanne, die wahrscheinlich niemand übernehmen würde.

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