Wissensartikel
11:08 Uhr, 08.05.2014

Sprintzertifikate

Sprint-Zertifikate sind Bandbreitenprodukte. Sie dienen einer höheren Partizipation an Kurssteigerungen des Basiswertes in einer gewissen Handelsspanne. Unterhalb dieser Spanne erfolgt die Entwicklung zum Laufzeitende hingegen wie im Basiswert. Dafür sind die Gewinne nach oben hin durch einen Cap begrenzt.

Prinzip und Funktionsweise der Sprintzertifikate

Entscheidend ist bei einem Sprintzertifikat die Range zwischen dem Schwellenkurs und dem darüber liegenden Cap. Zwischen diesen beiden Kursmarken partizipiert das Zertifikat, allerdings nur bezogen auf das Laufzeitende, im Allgemeinen doppelt an der Bewegung. Oberhalb des Cap kommt es zu keiner weiteren positiven Entwicklung, dafür entwickelt sich das Sprint-Zertifikat unterhalb des Schwellenkurses im Einklang mit dem Basiswert.

Die Abbildung 1 verdeutlich das Auszahlungsprofil eines Sprintzertifikates. Angenommen wird hierbei ein Sprint-Zertifikat mit einer unteren Schwelle von 50,00 Euro und einem Cap bei 60,00 Euro. Zum Zeitpunkt der Betrachtung soll davon ausgegangen werden, dass der Basiswert bei 50,00 Euro notiert und das Sprint-Zertifikat zu einem Kurs von 50,00 Euro zu haben ist. Wenn sich der Basiswert bis zum Laufzeitende nicht bewegt und auch zu diesem Zeitpunkt bei 50,00 Euro notiert, bekommt der Anleger auch diese 50,00 Euro für das Zertifikat ausbezahlt. Steigt die Aktie zum Laufzeitende hingegen bis auf 60,00 Euro an, erhält der Anleger diese 60,00 Euro sowie zusätzlich die Spanne zwischen dem Kurs des Basiswertes und der unteren Schwelle. Also nochmals 10,00 Euro. Über 60,00 Euro hinaus, kommt es zu keiner weiteren positiven Entwicklung. Wenn der Basiswert jedoch fällt und zum Laufzeitende bei 40,00 Euro notiert, werden auch diese 40,00 Euro für das Zertifikat ausbezahlt. Im Allgemeinen erfolgt dann aber die Lieferung der Aktie. Wie beschrieben gilt dieses Auszahlungsprofil aber nur zum Laufzeitende. Der leicht grün gekennzeichnete Bereich stellt den Renditevorteil dar. Während der Laufzeit gibt es aber noch keine volle doppelte Partizipation am Kursanstieg zwischen Schwelle und Cap.

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Das Szenario der Auszahlung zum Laufzeitende lässt sich entsprechend zusammenfassen:

  • Notiert der Basiswert zum Laufzeitende über dem Cap, kommt es zu einer Auszahlung in Höhe des Cap-Niveaus zuzüglich der Spanne zwischen Cap und Schwellenkurs.
  • Wenn der Basiswert zum Ende der Laufzeit zwischen Schwellenkurs und Cap notiert, erfolgt die Auszahlung in Höhe des Kurses des Basiswertes zuzüglich der Spanne zwischen Basiswertkurs und dem Schwellenkurs.
  • Notiert der Basiswert zum Laufzeitende unter der unteren Schwelle, erfolgt entweder entsprechend dem Bezugsverhältnis die Lieferung von Aktien des Basiswertes oder eine Auszahlung in Höhe des Basiswertkurses zu diesem Zeitpunkt.

Wie funktioniert ein Sprintzertifikat

Das Prinzip eines Sprintzertifikates ist vereinfacht ausgedrückt ähnlich dem eines Discountzertifikates, allerdings kommt es hier gleich zu einer mehrfachen „Veroptionierung“ des Basiswertes. So werden bei einer bestehenden Position im Underlying auf Höhe des Caps gleich zwei Call-Optionen verkauft und mit Hilfe der zusätzlichen Prämieneinnahme ein weiterer Long-Call mit einem Strike auf Höhe des Basiskurses erworben. So lässt sich innerhalb der Spanne der beiden zusätzlichen Optionen, der Spanne zwischen Schwellenkurs und Cap im Sprintzertifikat, eine erhöhte Partizipation erreichen. Oberhalb des Cap begrenzt hingegen der zunehmende innere Wert der verkauften Call-Option die Möglichkeit, an weiteren Kurssteigerungen teilzunehmen.

Zum Laufzeitende wird zwischen Schwellenkurs und Cap im Allgemeinen eine Partizipationsrate von 200 % geboten. Allerdings auch nur zum Laufzeitende. Die Partizipationsrate steigt, auch aufgrund des Optionsverfalls, erst zum Laufzeitende hin deutlich an. Darüber hinaus besteht auch hier der Einfluss der durch den Markt implizierten Volatilität. Besonders bei langen Restlaufzeiten, beispielsweise länger als 1 Jahr, kann es dadurch auch zu einer Partizipation von weniger als 100 % kommen. Dadurch bietet sich hier aber auch die Möglichkeit, eine Seitwärtsrendite zu erzielen. Wenn sich der Basiswert früh dem Cap nähert, weist das Sprintzertifikat noch einen deutlichen Abschlag auf gegenüber dem Auszahlungswert zum Laufzeitende. Dieser Abschlag kann vereinnahmt werden, auch wenn sich der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit nicht mehr entscheidend weiter bewegt.

Vor- und Nachteile der Sprintzertifikate

Vorteile des Sprintzertifikates gegenüber einem Direktinvestment:

  • Der Anleger partizipiert innerhalb einer bestimmten Kursspanne doppelt an der Entwicklung des Basiswertes. .
  • Das Risiko ist hingegen, ausgehend von der unteren Schwelle, nicht höher als das des Basiswertes.
  • Es besteht je nach Ausstattung die Möglichkeit, eine Seitwärtsrendite zu erzielen wenn der Basiswert stagniert.

Nachteile des Sprintzertifikates gegenüber einem Direktinvestment

  • Die über das Sprintzertifikat möglichen Kursgewinne werden durch eine obere Schwelle (Cap) begrenzt.
  • Je nach Volatilität und vorhandener Restlaufzeit kann die Kursstellung des Zertifikates merklich von der theoretischen Kursstellung des Zertifikates abweichen. Diese liegt vor dem Laufzeitende teilweise deutlich unterhalb des Kurses, den das Zertifikat zum Laufzeitende aufweisen würde.
  • Sprintzertifikate verzichten zugunsten des Hebels auf einen zusätzlichen Teilschutz.

Arten von Sprintzertifikaten

Klassische Sprintzertifikate

Die klassischen Sprintzertifikate besitzen einen Schwellenkurs sowie darüber ein Cap. Zwischen diesen beiden Kursmarken profitiert der Anleger, zum Ende der Laufzeit, doppelt von einem Anstieg. Unterhalb des Schwellenkurses kommt es hingegen nur zu einer 1:1 Partizipation. Dafür sind die Gewinne durch den Cap begrenzt.

Rolling Sprintzertifikate

Das Prinzip der Rolling Sprintzertifikate entspricht dem eines klassischen Sprintzertifikates. Es kommt allerdings in regelmäßigen Abständen von in der Regel einem Monat zu einer Neuanpassung der Schwellen, so dass das Zertifikat immer aktuell bleibt.

Tipps zur Auswahl von Sprint-Zertifikaten

Die volle Partizipationsrate von allgemein 200 % erreicht das Sprintzertifikat nur zum Laufzeitende. Auch dann, wenn sich der Kursverlauf des Basiswertes bereits deutlich über die Cap-Schwelle nach oben abgesetzt hat.

  • Wenn eine stärkere Aufwärtsbewegung erwartet wird, bietet es sich an, ein Sprintzertifikat mit einer kürzeren Laufzeit auszuwählen, welches im Bereich des Schwellenkurses gekauft wird. Die Partizipation ist zum Ende der Laufzeit höher.
  • Bei der Erwartung einer moderaten Aufwärtsbewegung kann die Laufzeit länger gewählt werden. Auch hier bietet sich der Einstieg in ein Zertifikat an, dessen untere Schwelle sich auf dem Niveau des Basiswertkurses befindet.
  • Als Spekulation auf einen Anstieg des Basiswertes bietet es sich nicht mehr an, Sprintzertifikate zu erwerben, die sich bereits deutlicher näher am Cap als an der unteren Schwelle befinden. Bei fallendem Basiswert kommt es nämlich von dem Niveau aus zu einem Renditenachteil im Sprintzertifikat bei nach oben hin zunehmend begrenzter Maximalrendite.
  • Auch bei der Erwartung nur leicht fallender Notierungen ist das Sprintzertifikat nicht unbedingt die richtige Wahl. Um von einer Seitwärtsbewegung zu profitieren bieten sich möglicherweise bessere Alternativen in Discount oder Bonuszertifikaten. Grund dafür ist, dass das günstige Chance/Risiko-Verhältnis von 2:1, welches sich an der unteren Schwelle bietet, bei einem Basiswertkurs in der Nähe des Cap nicht mehr existiert. Einer begrenzten Renditemöglichkeit steht dann u.U. ein höheres Verlustrisiko gegenüber als bei einem Direktinvestment. Allerdings kommt es auch hier immer auf den jeweiligen Einzelfall an.

Fallbeispiel und Vergleich

Am folgenden Beispiel anhand mehrerer Verlaufsszenarien soll die Entwicklung des Sprintzertifikates genauer erläutert werden:

Angenommen wird hierbei der Kursstand einer Aktie bei 50,00 Euro. Darauf wird das folgende Sprint-Zertifikat gekauft:

Cap: 60,00 Euro

Schwelle unten: 50,00 Euro

Briefkurs: 50,00 Euro

Szenario 1:

Die Aktie bewegt sich zum Laufzeitende nicht oder nur abwärts und notiert bei 50,00 Euro oder darunter. In diesem Fall erleidet der Anleger im Sprintzertifikat denselben Verlust wie auch bei einem Investment im Basiswert. Einen Renditevorteil bietet das Zertifikat nicht, aber auch keinen Nachteil.

Szenario 2:

Kommt es zu einem Anstieg des Basiswertes auf 60,00 Euro und damit zum Cap des Zertifikates. Auf diesem Niveau bietet sich bei einem Direktinvestment eine Rendite von 20,00 %. Das Sprintzertifikat weist aber den Wert des Basiswertes von 60,00 Euro, zuzüglich der Spanne zwischen Cap und Schwellenkurs von 10,00 Euro auf. Eingekauft zu 50,00 Euro erwirtschaftet das Sprintzertifikat also eine Rendite von 40,00 % auf 70,00 Euro.

Szenario 3:

Bei einem Anstieg über 70,00 Euro, der zweifachen Spanne zwischen Cap und Schwellenkurs oberhalb des Schwellenkurses kommt es zu keinem Renditevorteil mehr. Steigt die Aktie beispielsweise auf 80,00 Euro an, wird bei einem Direktinvestment eine Rendite von 60,00 % erzielt, im Sprintzertifikat ist diese aber auf 40,00 % begrenzt.