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23:00 Uhr, 03.05.2024

Was sind Hedgefonds? Alles rund um diese spannende Anlageklasse!

Was sind Hedgefonds? Wie kannst Du in diese investieren? Hier erfährst Du, wie Du von dieser attraktiven Assetklasse profitieren kannst!

Auf der Jagd nach Rendite hat sich zu den altbekannten Vermögensklassen Aktien, Renten und Immobilien in letzten Jahren eine neue Gattung von Anlageinstrumenten hinzugesellt: der Hedgefonds. Aber was sind Hedgefonds? Was ist die Definition eines Hedgefonds? Wie kannst Du in Hedgefonds investieren? Diesen und weiteren Fragen gehen wir in diesem Know-How-Artikel rund um das Thema "Investieren in Hedgefonds" auf den Grund und liefern Dir die Antworten, damit du mit dieser Assetklasse durchstarten kannst.

Die Geschichte der Hedgefonds!

Korrekterweise darf man bei Hedgefonds nicht von einer neuen Anlageklasse sprechen. Im Gegenteil, Hedgefonds gibt es bereits seit den Fünfzigern. Der erste Hedgefonds wurde 1949 in den USA gegründet. Ziel der Anlagestrategie war es, die im Fonds gehaltenen Aktien gegen Kursrückschläge abzusichern (to hedge). Dafür wurden verschiedene Finanzinstrumente eingesetzt. Sie waren allerdings nur einem ausgewählten Kreis von Anlegern zugänglich. In diesem erlauchten Kreis galten Hedgefonds als die Königsklasse der Fondswelt. Königlich, weil

  • es die einzige Fondsart ist, die alle irgendwie möglichen Anlagestrategien umsetzen kann,
  • sie sich als so genannte Allwetterfonds stets positiv entwickeln können, egal ob die traditionellen Kapitalmärkte steigen oder fallen,
  • weil sie Investorengruppen vorenthalten waren, die mindestens eine Million US-Dollar oder mehr investieren konnten
  • sie langfristig nur von den besten Fondsmanager der Branche gemanagt werden konnten und diese für ihre herausragenden Managementleistungen die fürstlichsten Vergütungen der gesamten Fondswelt beziehen
  • eine Beimischung in ein traditionelles Vermögensportfolio die Renditechance steigen und das Risiko reduzieren lässt.

Allerdings unterlagen die Hedgefonds nie den deutschen Anlegerschutzgesetzen für Investmentfondsanlagen. Somit wurden sie den Produkten des „grauen Kapitalmarkt“ zugeordnet. Seit dem In-Kraft-Treten der rechtlichen Rahmenbedingungen (Investmentmodernisierungsgesetz) gehören zugelassene Hedgefonds dem regulierten Kapitalmarkt an und sind unter dem Gesichtspunkt einer gesunden Vermögensstruktur, sprich Streuung in die verschiedenen Vermögensklassen, auf alle Fälle einen Blick wert.

Spannende Assetklasse immer noch mit Hürden!

Den ganz großen Sprung nach vorn hat die Assetklasse der Hedgefonds in Deutschland aber nie gemacht. Zwar ist man aus dem Schatten des grauen Marktes herausgetreten, trotzdem bleibt der Hedgefonds ein Nischenprodukt. Dies liegt an den weiterhin deutlich über dem Durchschnitt befindlichen Restriktionen für Privatpersonen. Hier ein paar aktuelle Herausforderungen, die es zu überwinden gilt:

  1. Zugangsbeschränkungen: Ursprünglich waren Hedgefonds in Deutschland hauptsächlich institutionellen Investoren und sehr vermögenden Privatpersonen vorbehalten. Seit einigen Jahren gibt es jedoch auch Produkte, die sich an normale Privatanleger richten. Diese sind jedoch oft als Dach-Hedgefonds strukturiert, welche in verschiedene Hedgefonds investieren.
  2. Mindestanlagebeträge: Für traditionelle Hedgefonds können die Mindestanlagebeträge recht hoch sein, oft ab 200.000 Euro oder mehr. Dach-Hedgefonds bieten niedrigere Einstiegsschwellen, oft ab 10.000 Euro oder 20.000 Euro.
  3. Regulierung durch die BaFin: Hedgefonds und Dach-Hedgefonds müssen in Deutschland von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassen sein. Diese Überwachung soll sicherstellen, dass die Fonds bestimmte rechtliche und operationelle Standards erfüllen, zum Schutz der Anleger.
  4. Risiken und Renditeerwartungen: Hedgefonds streben in der Regel hohe Renditen an und nutzen dazu eine Vielzahl von Anlagestrategien, die oft ein höheres Risiko bergen. Strategien können Leverage (Verschuldung), Derivate und Short-Verkäufe umfassen. Diese Risiken und die komplexe Natur der Investments machen Hedgefonds zu einer potenziell riskanten Anlage, die nicht für alle Anleger geeignet ist.
  5. Steuerliche Aspekte: Investitionen in Hedgefonds können auch steuerliche Implikationen haben, die von den üblichen Anlageklassen abweichen können. Es ist ratsam, hierzu einen Steuerberater zu konsultieren.

Wer als Privatanleger in Hedgefonds investieren möchte, sollte sich vorher also ausführlich informieren. Neben dem Research zu Chancen und Risiken gilt aus nämlich auch, die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen im Auge zu haben. Sonst kann es ein böses Erwachen geben und das muss nicht sein.

Hedgefonds ist nicht gleich Hedgefonds!

1. Single Hedgefonds

Global Macro

Diese Strategie ist darauf ausgerichtet, globale Markttrends an den Finanzmärkten auszunutzen. Es werden alle Chancen der weltweit zur Verfügung stehenden Kapitalmärkte genutzt. Dabei werden Kassa- und Terminpositionen eingegangen. Die Marktanalyse erfolgt auf Grund persönlicher Entscheidungen des Fondsmanagements, meist in Verbindung mit computerunterstützten Handelssystemen.

Wandelanleihen-Arbitrage (Convertible Arbitrage)

Hier nutzt das Management Änderungen bei der Preisabhängigkeit von Wandelanleihen und den dazugehörigen Aktien aus. Die höchsten Ertragschancen entstehen, wenn die Kurse stark schwanken. In der Regel steigen dann die Preisunterschiede bei den Wandelanleihen zu den bezogenen Aktien. Typischerweise werden eine Kaufposition in der Anleihe und eine Verkaufsposition bei der Aktie eingegangen. Die Wertentwicklung zeichnet sich oft durch einen sehr gleichmäßigen Verlauf aus. Erhöhte Risiken finden sich im Zeitwertverfall des Wandelsrechts, der Bonität des jeweiligen Unternehmens, das die Anleihen ausgegeben hat, und von Fondsmanagementseite bei Inanspruchnahme von Krediten, um den Hebel zu erhöhen.

Marktneutrale Strategien (Equity Market Neutral)

Aufbau weitgehend marktneutraler Portfolios – das Marktrisiko zum Aktienmarkt soll nahe null sein. Nutzung von Marktunterschieden durch korrespondierende Positionen auf der Kauf (Long)- und Verkaufs (Short)- Seite in unterschiedlichen Aktiensektoren.

Long/Short Aktienstrategien (Long/Short Equity)

Sehr häufige anzutreffende Strategie, basierend auf gleichzeitigem Kauf und Verkauf von Aktien. Dabei wird versucht, unterbewertete Aktien zu kaufen (long) und gleichzeitig überbewertete leerzuverkaufen (short). Je nachdem, welche Seite überwiegt, wird das Marktrisiko reduziert.

Managed Futures

Bei dieser Strategie werden Trends an den verschiedensten Märkten ausgereizt. Die Art des zugrunde liegenden Marktes spielt dabei keine Rolle, es ist lediglich wichtig, dass man mittel- und langfristige Trends in der Kursentwicklung (steigend oder fallend) erkennt. Die Märkte können sein: Aktien, Renten, Rohstoffe, Währungen oder Agrarprodukte.

Single-Hedgefonds dürfen in Deutschland nicht öffentlich vertrieben werden. Die Beratung und Abwicklung hat der Gesetzgeber auf zugelassene Finanzdienstleister – also der direkten Aufsicht des BAFin unterlegenen Unternehmen – beschränkt. Wenn Sie in solche Fonds investieren wollen, müssen Sie sich bei Ihrer Beraterwahl auf diese Unternehmen beschränken.

2. Dach-Hedgefonds

Das Investmentmodernisierungsgesetz unterscheidet zwischen den Single- Hedgefonds und den Dach-Hedgefonds. Wie im Bereich der traditionellen Dachfonds wird hier Ihr Kapital in viele unterschiedliche Single- Hedgefonds investiert. Einzelne Fonds dürfen maximal 20 Prozent des gesamten Fondsvolumens betragen. Von einem Fondsmanager dürfen nicht mehr als zwei Fonds im gesamten Fondsvermögen investiert sein. Die Streuung auf viele verschiedene Managementstile und Anlagestrategien schützt Sie vor den Risiken einzelner Single-Hedgefonds. Damit stellen Dach-Hedgefonds die risikoärmere Investition in dieser Vermögensklasse dar. Sie sind eine Art Versicherung gegen die Risikohinweise des Finanzministeriums. Schließlich schätze ich den Warnhinweis auf einen Totalverlust bei dieser Fondslösung dann doch als übertrieben und der Theorie zuzuordnend ein. Allerdings dürfte uns die künftige Praxis zeigen, dass die Streuung in unterschiedliche Singe-Hedgefonds noch kein Garant für positive Jahreserträge ist. Selbst wenn uns dies die Verkaufsprospekte und die rückwärts gerechneten Anlagestrategien der jetzt an den Markt kommenden Dach-Hedgefonds versprechen. In dieser Vermögensklasse ist die Qualität des Fondsmanagements, die Erfahrung mit echtem Geld, noch viel bedeutender als bei den traditionellen Vermögensklassen. Ein weiterer Unterschied zu den traditionellen Fondslösungen liegt bei den Hedgefonds in der Verfügbarkeit! In vielen Fällen haben Hedgefonds Bindungsfristen, und selbst wenn diese ausgelaufen sind, ist der Verkauf nur zu festen Terminen quartalsoder monatsweise möglich.

Fünf Beispiele für Hedgefonds-Strategien:

Long Short Equity

Diese Strategie kommt sehr häufig zum Einsatz. Kursgewinne bei Aktien werden erwartet und deshalb werden Aktien gekauft, negative Erwartungen werden von Aktienleerverkäufen begleitet. Für einen Leerverkauf leiht sich der Fonds die betreffenden Wertpapiere von einem Investor aus und verkauft sie an der Börse zum aktuellen Kurs.

Zu einem späteren Zeitpunkt – günstigstenfalls sind die Aktien weiter im Preis gefallen – erwirbt er diese Aktien an der Börse zurück und liefert sie an den Eigentümer zurück. Sind der Erwartung entsprechend die Kurse weiter zurückgegangen, ist die Differenz zwischen Verkaufs- und Wiederbeschaffungskurs – abzüglich der Zinsen für das Entleihen – der Gewinn, den der Hedgefonds erzielt hat. Der Einsatz von Long- oder Short-Positionen kann dabei in den verschiedensten Finanzinstrumenten aller Märkte (Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe und Derivate) erfolgen.


Arbitrage-Geschäfte

Mittels dieser Strategie sollen systematische Risiken (Marktrisiken) ausgeschaltet oder minimiert werden. Hierzu werden Preisunterschiede und -ineffizienzen zwischen gleichen und ähnlichen Anlagen genutzt. So werden zum Beispiel beim einem Zeit-Abitrage-Geschäft temporäre Wertabweichungen zwischen voneinander abhängigen Anlageinstrumenten (z.B. Wandelanleihen/Aktien/oder Stämme/Vorzüge usw.) ausgenutzt. Wenn der Fondsmanager Wertpapiere in New York erwirbt, um sie Sekunden später zu einem höheren Preis in London wieder zu verkaufen, spricht man von einem Raum-Abitrage-Geschäft.

Event Driven

Diese Strategie macht sich die zum Teil heftigen Kursbewegungen zunutze, die von erwarteten oder angekündigten Unternehmensereignissen wie Übernahmen, Fusionen, Restrukturierungen, Sanierungen oder Spin-offs ausgelöst werden. Weil entsprechende Ereignisse häufig auftreten, kann sich hier eine entsprechende Positionierung auszahlen.

Systematic Trend Followers

Mathematische Anlagemodelle werden angewendet, um Trends zu erkennen und Kauf- und Verkaufssignale zu setzen. Analysiert werden Rohstoffmärkte wie Sojabohnen und Schweinebäuche, Währungen und Edelmetalle, sowie Aktienindizes und Zinsprodukte.

Die Umsetzung der Strategie erfolgt in sehr liquiden Märkten durch den Einsatz von Futures, Termingeschäften und Optionen. Gleichzeitig dient ein Risikomanagement-System dazu, größere Verluste zu vermeiden. Der Erfolg dieser Strategie steht und fällt mit der Qualität der verwendeten oft komplexen Systeme.

Global Macro

Diese Strategie setzt auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen verschiedener Märkte und Branchen. Versucht wird mit Hilfe von Analysen und Prognosen auf der Grundlage makroökonomischer Daten Käufe und Verkäufe gewinnbringend zu tätigen. So werden Long- oder Short-Positionen in Aktien oder Aktienmärkten, Zinsprodukten, Währungen oder Rohstoffen eingenommen. In der Rückschau gesehen gehört die Global Macro-Strategie zu den erfolgreichsten Hedgefonds-Strategien.

Stories, wie Sie nur die Hedgefondszene schreibt!

Immer wieder geraten Hedgefonds in die Schlagzeilen: So hat im Juli 2014 der US-Hedgefonds Adage Capital an nur einem Tag einen Gewinn von einer Milliarde USD erzielt. Hintergrund war die Beteiligung an einem Biotech-Unternehmen, dessen Aktie nach dem erfolgreichen Test eines Medikaments um fast 300 Prozent zulegte.

Natürlich gibt es auch drastische Beispiele für Verluste von Hedgefonds, wenn sie mit ihren Erwartungen daneben liegen: So wurde im Herbst 2013 eine Anzahl von Hedgefonds vom Nokia- Microsoft-Deal kalt erwischt: sie hatten darauf gewettet, dass der schwächelnde Aktienkurs des ehemaligen Handy-Marktführers noch weiter absinken würde. Stattdessen gingen Nokia-Aktien nach Bekanntgabe der 5,4 Milliarden USD schweren Übernahme durch Microsoft durch die Decke und legten um rund 50 Prozent zu. Infolgedessen summierten sich die Verluste der Hedgefonds, die mit Leerverkäufen eigentlich ein Schnäppchen machen wollten, auf eine knappe Milliarde USD. Ein anderes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit sind die Turbulenzen, in die mehrere Hedgefonds im Zuge der Kurskapriolen um Gamestop kamen.

In Hedgefonds investieren

Hedgefonds sind, wie wir kennengelernt haben, eine spannende, aber auch spezielle Anlageklasse. Wer sich mit diesen beschäftigt, kann überdurchschnittliche Renditen erzielen, geht dabei jedoch auch entsprechende Risiken ein. Umso wichtiger ist es, sich im Vorfeld genau zu informieren. Dieser Artikel ist erst der Anfang der Geschichte. Ich halte Dich auf dem Laufenden.

Rene Berteit

Tradingmentor & Trader