Wissensartikel
12:40 Uhr, 05.05.2014

Die Ursache der Hebelwirkung von Hebelzertifikaten

Der Hebel gibt dieser Anlageprodukteklasse seinen Namen. Doch was steckt dahinter und wie lässt sich der Hebel für das eigene Trading nutzen?

Ausgegangen werden soll zunächst von einem Long-Hebelzertifikat, welches für eine Spekulation auf steigende Notierungen des Basiswertes eingesetzt wird. Dieses Knock-Out Produkt besitzt eine Schwelle, genannt Strike. Diese Schwelle wird bei der Emission des Produktes in einem bestimmten Abstand, bei Indizes beispielsweise 3 – 5 %, unterhalb des Kurses des Basiswertes platziert. Oberhalb dieser Schwelle kommt der Käufer des Produktes in den Genuss einer erhöhten Partizipation an Kurssteigerungen, muss dafür aber auch ein erhöhtes Risiko tragen. Erreicht der Basiswert das Niveau des Strike, kommt es im Allgemeinen zu einem sofortigen wertlosen Verfall des Knock-Out, der Anleger erleidet einen Totalverlust.

Der Einfachheit halber soll zur Betrachtung der Hebelwirkung zunächst von einem Bezugsverhältnis von 1:1 ausgegangenen werden. Das bedeutet, um beispielsweise die Bewegung einer Aktie mit dem Zertifikat gehebelt abzubilden, ist auch nur der Kauf eines Zertifikates nötig.

Der Kurswert des Hebelzertifikates setzt sich dann zusammen aus dem tatsächlichen inneren Wert des Zertifikates und einem relativ betrachtet geringen Aufgeld. Der innere Wert entspricht dem Abstand zwischen dem Strike des Zertifikates und dem Kurs des Basiswertes. Dazu kommt ein Aufgeld, welches die Finanzierungskosten und eine Risikoprämie beinhaltet. Zur Hebelwirkung kommt es, da, um an der Bewegung des Basiswertes zu partizipieren, dieser nicht mehr vollständig gekauft werden muss. Da das Hebelzertifikat immer einen inneren Wert besitzt, der der Differenz zwischen Basiswertkurs und Strike entspricht, genügt es, ein Hebelprodukt zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen unter der Annahme, dass sich eben diese Differenz weiter vergrößert. Es ist demnach weniger Kapital einzusetzen, um denselben Effekt zu erzielen wie bei einem Kauf des Basiswertes. Bei einer Division des Kursstandes des Basispreises durch den jeweils aktuellen Kurs des Hebelprodukts erhält man den Hebel.

Hebelberechnung

Am folgenden Beispiel soll diese Hebelwirkung erläutert werden. Angenommen wird eine Aktie, die bei 100,00 Euro steht. Auf diese Aktie gibt es ein Hebelprodukt für eine Spekulation auf steigende Notierungen, welches einen Strikepreis bei 80,00 Euro besitzt. Das geringe Aufgeld soll zunächst vernachlässigt werden, so dass das Hebelprodukt einen Wert von 20,00 Euro besitzt. Dieser entspricht der Differenz des aktuellen Kursstandes des Basiswertes von 100,00 Euro und dem Strikepreis bei 80,00 Euro. Die Wertänderung des Hebelproduktes erfolgt in demselben Umfang wie sie im Basiswert erfolgt. Das bedeutet, fällt der Basiswert um 10,00 Euro ab, fällt auch der Preis des Hebelproduktes um 10,00 Euro auf dann noch verbleibende 10,00 Euro. Im Falle eines Anstieges des Basiswertes um 20,00 Euro auf 120,00 Euro steigt auch der Wert des Hebelproduktes um 20,00 Euro auf dann 40,00 Euro an.

Der Käufer des Hebelproduktes partizipiert dementsprechend genauso an der Bewegung des Basiswertes, als würde dieser direkt gekauft werden. Entscheidender Unterschied dabei ist, dass dafür bedeutend weniger Kapital benötigt wird. In diesem Beispiel werden, zum Zeitpunkt der Betrachtung, für den Kauf des Basiswertes 100,00 Euro und für den Kauf des Hebelproduktes 20,00 Euro benötigt. Es errechnet sich damit ein einfacher Hebel von 100 / 20 = 5. Die prozentualen Kursbewegungen, die der Basiswert vollzieht, werden um ein 5-faches stärker durch das Hebelprodukt abgebildet.

Der Hebel ist nach Kauf des Hebelproduktes für den Besitzer des Zertifikates nahezu konstant. In beiden Richtungen erfolgt eine Partizipation an der Kursentwicklung, bezogen auf das eingesetzte Kapital, mit der Hebelwirkung, die sich zum Kaufzeitpunkt ermittelte. Der Hebel, den das Zertifikat für den Aufbau einer neuen Position bietet, ändert sich hingegen ständig mit der Bewegung des Basiswertes.

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Nähert sich der Aktienkurs dem Strikewert des Hebelproduktes, so kommt es zu einer starken Zunahme des Hebels: Angenommen wird wieder ein Hebelprodukt mit einem Strike von 80,00 Euro. Erkennbar ist, dass der Hebel vor allem dann sehr stark zunimmt, wenn sich das Hebelprodukt dem Strike nähert. Bei einem Stand von 81,00 Euro im Basiswert liegt bereits ein Hebel von 81 vor. Wird zu diesem Zeitpunkt eine Position im Hebelprodukt eingegangen, wird sich diese um 81- fache des Basiswertes bewegen. Hohe Gewinne sind möglich, wenn es zu einem Anstieg des Basiswertes kommt, hingegen genügt ein Rückfall um 1 Euro im Basiswert für den Totalverlust im Zertifikat. Je weiter sich der Basiswert über dem Strike des Hebelproduktes befindet, umso geringer wird die für den Anleger erzielbare Hebelwirkung. Erfolgt beispielsweise der Einstieg bei einem Stand des Basiswertes von 120,00 Euro, müssen für das Zertifikat 40,00 Euro bezahlt werden. In diesem Fall liegt die Partizipation an der weiteren Kursentwicklung des Basiswertes nur noch beim 3-fachen. Bisher wurde das Hebelzertifikat idealisiert mit dem reinen inneren Wert betrachtet, diesem Wert entspricht die Kursstellung des Emittenten aber im Allgemeinen nicht.

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