Wissensartikel
08:41 Uhr, 25.06.2018

Die beste Anlagestrategie!

Die besten Lösungen sind oft auch die einfachsten. Das gilt auch an der Börse, doch mit welcher einfachen Strategie lassen sich die besten Renditen erzielen?

Anlegern stehen heutzutage Dutzende, wenn nicht sogar mehrere hundert Anlagestrategien zur Verfügung. Man kann sie entweder in Eigenregie umsetzen oder auch einfach auf entsprechende ETFs setzen, die in ein bestimmtes Segment investieren oder bestimmte Auswahlkriterien haben.

Der Markt ist inzwischen recht gesättigt. Es fällt einem schwer an Strategien zu denken, die noch nicht von irgendeinem ETF abgebildet werden. Oftmals sind die zugrundeliegenden Überlegungen komplex und die Strategien nicht mehr leicht nachzuvollziehen. Zu besseren Ergebnissen führt das nicht zwangsläufig.

Strategien, die seit Jahrzehnten funktionieren, sind oftmals unter den einfachsten. Sie schlagen marktbreite Indizes um Längen. Dabei geht es weder um langatmige Überlegungen noch komplexe Algorithmen, die die beste Aktienauswahl treffen. Es geht um die ganz simplen Indikatoren: operativer Gewinn, Buchwert, Cashflow, KGV, Dividenden und Investitionen.

Grafik 1 zeigt die Strategien im Vergleich. Dabei werden zunächst Dividenden nicht berücksichtigt. Es gibt hierbei einen klaren Gewinner. Wer auf Unternehmen mit hohem Cashflow setzt, gewinnt langfristig überdurchschnittlich hinzu. Die durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 14,6 %. Der S&P 500 weist im gleichen Zeitraum eine Durchschnittsperformance von knapp 7 % pro Jahr aus.


Bei dieser Strategie werden jährlich die Unternehmen ausgewählt, die den höchsten Cashflow haben. Sie müssen zu den obersten 10 % gehören, mehr nicht. Viel einfacher kann man eine Investitionsstrategie kaum gestalten.

Ähnlich einfach ist es bei den anderen Strategien. So werden jährlich etwa jene Aktien ausgewählt, die das niedrigste KGV haben oder deren Eigenkapital (Buchwert) im Verhältnis zum Marktpreis günstig erscheint.

Alle Varianten schlagen den S&P 500. Die schwächste Strategie, die nach dem höchsten operativen Gewinn sortiert, zeigt gegenüber dem S&P 500 immer noch eine Outperformance von mehr als 2 % pro Jahr.

Die Outperformance basiert dabei rein auf den Aktienkursen. Anders gestaltet sich die Situation, wenn man Dividenden berücksichtigt. Grafik 2 zeigt, dass die einzelnen Strategien näher zusammenrücken. Das liegt daran, dass Unternehmen z.B. mit hohem Cashflow nicht automatisch auch hohe Dividenden ausschütten. Unternehmen mit niedrigen KGVs haben oftmals eine hohe Dividendenrendite.

Die Cashflow-Strategie ist immer noch an erster Stelle. Sie bleibt dort relativ konstant über die Jahre. Wer nach einem niedrigen KGV oder niedrigem Preis/Buchwert-Verhältnis investiert, kommt jedoch nahe an diese Top-Performance heran.

Die jährliche Performance der besten Strategie liegt bei einer Outperformance von knapp 5 %. Der S&P 500 hat inkl. Dividenden eine Durchschnittsperformance von 10 %. Die geringste Outperformance – alle Strategien bringen eine Überrendite im Vergleich zum S&P – hat die Dividendenstrategie. Sie bringt lediglich 1,7 % Outperformance.

Anleger sind im Prinzip in der Lage, sehr einfache Strategien nachzuvollziehen und bei jährlicher Neuausrichtung den breiten Markt schlagen zu können, wenn da nicht ein Haken wäre. Je nachdem wie hoch die Transaktionskosten sind, kann die Outperformance durch die Transaktionskosten wieder vollkommen wettgemacht werden. Je kleiner das Depot und desto höher die Transaktionskosten im Vergleich zur Depotgröße, desto schwieriger wird eine Outperformance.

Clemens Schmale

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  • Domsi
    Domsi

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    vielen Dank für diesen Artikel. Haben Sie vielleicht eine Idee wie man im Screener nach derartigen Cashflow-Aktien suchen kann? Oder wie kommt man auf die obersten 10%? Vielen Dank im Voraus und beste Grüsse!

    10:27 Uhr, 25.06.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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