Wissensartikel
14:03 Uhr, 30.01.2015

Der richtige Filter ist die halbe Miete

Wenn Sie an der Börse agieren, sollten Sie dieses möglichst nicht planlos tun. Setups sollen dem Trader...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

...allgemeine Auskünfte über das derzeitige Marktgeschehen geben und dabei helfen, die passenden Signale wahrzunehmen und seine Trades „richtig“ zu managen. Setups verraten dem Anleger/Investor, wann die richtigen Bedingungen herrschen, um Signale umzusetzen. Im Grunde versuchen wir mit Setups, die grundlegenden Wahrscheinlichkeiten auf unsere Seite zu ziehen. So kann sich jeder nicht nur vorstellen, sondern durfte es in den letzten Jahren auch Live erleben, dass es höchst gefährlich ist, in einem Aktien-Bullenmarkt ständig auf der Shortseite unterwegs zu sein.

Bei Setups im weitesten Sinne geht es aber nicht nur um potentielle Aussagen zur wahrscheinlichen Richtung, sondern auch um Aspekte wie Volatilität und Zeit. Wie wichtig diese Komponenten sind, wird schnell deutlich, wenn wir uns einen Trader vorstellen, der seine Stopps gerne sehr eng setzt und einen Bullenmarkt identifiziert. Mit seiner Meinung, dass die Kurse in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten oder gar Jahren steigen, mag dieser Trader durchaus richtig gelegen haben, aber wenn diese Aufwärtsbewegung mit einer zu großen Volatilität stattfindet, dann kann es ihm passieren, trotz richtigem Trendfilter einen Verlust nach dem anderen zu kassieren. Er hat die Richtung korrekt eingeschätzt, aber trotzdem nicht davon profitieren können.

Welche Bedeutung ein gutes und vollständiges Setup hat, möchte ich Ihnen anhand von Abbildung 1 zeigen.

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Chart wurde mit Tradesignal erstellt

Hierbei handelt es sich um die Performancekurve einer einfachen Strategie. Unschwer zu erkennen ist, dass die angewendete Taktik in einem relativ langen Zeitraum keinen wirklich guten Gewinn erzielen konnte. Ebenso schnell ist jedoch ersichtlich, dass auch diese eher schwache Strategie Phasen besaß, in denen sie gut funktionierte. Ein gutes Setup versucht nun, diese Phasen zu ermitteln. Im Idealfall finden wir Regeln, die uns sagen: Trade dieses Tradingsystem nur, wenn….

Wie bereits geschrieben, macht ein Setup noch kein vollständiges und erfolgreiches Tradingsystem aus, aber meiner Meinung nach umfasst dieses einen technisch gesehen nicht unwesentlichen Erfolgsanteil. Die Wahrscheinlichkeiten auf seine Seite zu ziehen, kann sicher nicht schaden und so möchte ich Ihnen einige mögliche Setups (Trendfilter) in Kurzform vorstellen.

Gleitenden Durchschnitte und ihre Verwandten (bspw. MACD)

Gleitende Durchschnitte sind sicher die Urgesteine der charttechnischen Analyse und leisten nicht nur heute noch gute Dienste, sondern waren auch die Basis für diverse Weiterentwicklungen wie bspw. dem MACD oder dem modernen Rainbow-Indikator. Werden diese Indikatoren im Sinne eines Setups eingesetzt, dann fungieren Sie vor allem als Trendfilter. Mit ihrer Hilfe können Trader die Frage beantworten, ob aktuell eher die Zeit ist, nach Long oder Shortsignalen Ausschau zu halten. Eine einfache Interpretation wäre: steigt der Durchschnitt an und liegen die Kurse tendenziell oberhalb dessen, herrscht ein Aufwärtstrend und die Chancen auf weiter steigende Notierungen sind größer. Schwierigkeiten haben diese jedoch in Seitwärtsphasen. Hier pendeln die Kurse um den Durchschnitt herum, während dieser zunehmend flach verläuft. Kommen gleitende Durchschnitte & Co. zum Einsatz, dann haben sich in diversen Tests eher längerfristige Einstellungen als vorteilhaft erwiesen. So stellt bspw. der EMA 200 im Aktienmarkt eine gute Basis zur Trendfilterung dar (siehe Abb. 2).

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RSI, Momentum, Rate of Change, ADX und andere trendorientierte Oszillatoren.

Oszillatoren ist gemein, dass Sie in einem zum Teil scharf begrenzten Preisbereich schwanken. Klassisch denken die meisten Trader bei Oszillatoren an Indikatoren, die ihre Stärken vor allem im Seitwärtsmärkten haben, aber auch in dieser Gruppe gibt es spannende Kandidaten, um vor Informationen über die derzeitige Verfassung im Markt zu erhalten. Dabei macht man sich zunutze, dass nahezu alle diese Indikatoren gewisse Schwellenwerte (Triggermarken) besitzen. Liegen die Notierungen des Indikators über bzw. unterhalb dieser Schwellenwerte, können entsprechende Trendaussagen gemacht werden. Eine Rate of Change größer Null suggeriert so bspw. einen Bullenmarkt, so dass Trader und Investoren eher nach Longsignalen Ausschau halten sollten. Zudem können Oszillatoren zumindest in der Theorie Aufschluss über „extreme“ Zustände und damit auch indirekt über den Fortschritt innerhalb eines Trends geben. Wird ein solcher Bereich vom Indikator erreicht, sollte man nur noch vorsichtig mit Signalen in Trendrichtung umgehen. Der dritte Anwendungsbereich besteht in der Divergenzanalyse. Steigt der Aktienkurs auf ein neues Hoch, welches jedoch vom Indikator nicht bestätigt wird, so ist der grundlegende Trend zwar noch intakt, scheint jedoch an Schwungkraft zu verlieren. Entsprechend vorsichtig sollten trendfolgende Signale umgesetzt werden. Abbildung 3 zeigt mit der Rate of Chance einen spannenden Trendfilter, der auch in dem einen oder anderen im Ausbildungspaket entwickelten System erfolgreich zum Einsatz kommt.

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Sentimentindikatoren wie das Put-Call-Ratio oder das Volumen

Während die meisten Indikatoren den Kursverlauf des Basiswerts als Berechnungsgrundlage nehmen, greifen Sentimentindikatoren auf externe Aspekte zurück, um die Seite im Markt zu finden, die aktuell die größeren Chancen bietet. Beim Put-Call-Ratio wird bspw. die Stimmung im Markt darüber gemessen, welche Positionen die Marktteilnehmer derzeit in Summe innehaben. Salopp formuliert, zeigen diese Indikatoren an, ob mehr Long oder Short gehandelt wird und gemäß dem Motto: Die Masse liegt falsch, werden Sentimentindikatoren konträr zu ihrem Stand genutzt. Das Euwax Sentiment für den DAX in Abb. 4 gibt dem Trader einen Einblick in die aktuellen Positionen der Marktteilnehmer und sehr schön zu erkennen ist, dass die Masse derzeit mehr Puts handelt (negatives Sentiment), während der DAX im letzten Monat kräftig stieg.

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Die Zeit

Die Zeit als Indikator einzusetzen, ist eine höchst interessante Filtermethode. Jeder kennt wohl das Sprichwort: Sell in May and go away. Ohne jetzt auf die statistische Signifikanz dieser Börsenweisheit eingehen zu wollen, so ist dies ein schönes Beispiel für ein zeitliches Setup: Im Mai werden Longpositionen unattraktiv. Aber Zeitfilter können mehr. Jedem Intradaytrader dürfte auffallen, dass die Volatilität in der Mittagszeit tendenziell sinkt und deshalb Trendtaktiken zunehmend pausieren sollten. Stattdessen werden Sclapingansätze interessanter. Vor dem zeitlichen Hintergrund ließen sich viele spannende Fragen untersuchen: Sind Montage volatile Tage und sollte man dort eher Kaufen oder nicht?

Indikatoren wie die ATR, Standardabweichung und die Volatilität

Ihnen dürfte aufgefallen sein, dass sich die meisten der bisher genannten Setups hauptsächlich damit beschäftigen, einen grundlegenden Richtungsfilter bereitzustellen. Die Richtung alleine aber beschreibt den Markt nur unzureichend, denn neben der Frage, ob ein Bullen- oder Bärenmarkt vorliegt, ist auch die Frage der Volatilität innerhalb dessen sehr spannend. Denken Sie nur an unser Eingangsbeispiel der zu engen Stopps. Aber auch bei dieser Frage findet der interessierte Trader Antworten in Form von Indikatoren. Zu diesen zählen bspw. die ATR, die Standardabweichung oder die historische Volatilität. Kombiniert mit Trendfiltern geben diese Indikatoren dem Trader eine gute Basis, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Werte jenseits der 200er Marke in der ATR bescheinigen dem DAX derzeit eine hohe Volatilität (siehe Abb. 5). Wer hier seine Stopps zu eng setzt, wird unnötig ausgestoppt. Gleichzeitig können auf der anderen Seite aber auch größere Ziele anvisiert werden. In welche Richtung sich Engagements lohnen sollten, verrät wiederum der Trendfilter.

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Fundamentale Aspekte

Nicht nur die charttechnische Analyse hält hilfreiche Werkzeuge bereit, um den Trader bei seiner Entscheidungsfindung zu unterstützen. Fundamentale Kennzahlen wie das KGV, KUV, PEG oder der Gebert Indikator geben Aufschluss über die grundlegende Richtung, in die sich ein Engagement lohnen sollte. Eine unterbewertete Aktie bei passenden Signalen zu kaufen, scheint Sinn zu machen. Zudem kann eine allgemeine wirtschaftliche und politische Einschätzung den Trader zu einer grundlegenden Erkenntnis gelangen lassen, dass es aktuell besser ist, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen.

Erfahrung

Nicht durch Seminare & Co sondern nur durch eigenen Tun zu erlernen, kommen wir zum vielleicht besten Setup der Welt, der eigenen Erfahrung. Kein anderes Konzept kann so flexibel auf sich verändernde Marktverhältnisse reagieren und auch wenn wir gerade in der charttechnischen Analyse Muster unterstellen, die Zukunft wiederholt sich nie exakt gleich. Wichtig ist jedoch, Erfahrung nicht mit emotionalen Begründungen zu verwechseln. Dem Markt „rational“ auf der Käuferseite größere Chancen einzuräumen, ist etwas anderes, als aus Angst, Gier oder Hoffnung zu solchen Schlussfolgerungen zu kommen.

Zusammenfassung

Vielleicht lehne ich mich weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Haben Sie ein gutes Setup, dann ist der Erfolg im Trading von der technischen Seite her ein Kinderspiel. Aber ganz von der Hand zu weisen ist diese Aussage sicher nicht. Schauen Sie sich den aktuellen Bullenmarkt im DAX an. Egal wo Sie in den letzten Jahren gekauft hätten, Ihre Position wäre dank neuer Allzeithochs im Gewinn. Hätten Sie sich aber gegen den Trend gestellt, wäre Sie dies teuer zu stehen gekommen. Glücklicherweise gibt es genügend Hilfsmittel, um dieser Falle zu entgehen. Einige dieser habe ich Ihnen in diesem Artikel aufgezeigt. Natürlich kann keiner der vorgestellten Indikatoren & Co den Markt perfekt vorhersagen, aber mit Ihrer Hilfe sind wir in der Lage, die Wahrscheinlichkeiten zumindest ein wenig auf unsere Seite zu ziehen. Gepaart mit einem vernünftigen Risiko & Moneymanagement dürfte dies bereits die halbe Miete sein und konkrete Einstiegssignale treten in den Hintergrund.

Viel Erfolg

Ihr Rene Berteit

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