Wissensartikel
14:31 Uhr, 30.04.2014

1.3. Das Grundkonzept eines Trends

Unter einem Trend versteht man in der Chartanalyse eine Kursbewegung, die über einen längeren Zeitraum in die gleiche Richtung verläuft. Trendphasen herauszufiltern, um in ihnen investiert zu sein ist das oberste Ziel der Chartanalyse.

Das Trendkonzept ist unverzichtbar für den technischen Ansatz der Marktanalyse. Es ist wie die Trendlinie dabei behilflich, den Markttrend zu bestimmen. Und dieser Markttrend ist wichtig, denn wir richten unsere Transaktionen an Trends aus.

Der Trend hat drei Richtungen

Diese Trends sollten Sie sich nicht als geradlinige Kursbewegungen vorstellen. Vielmehr verlaufen Trends in Formen, die von zackigen Bewegungen charakterisiert sind. Diese zackigen Bewegungen sehen fast schon wie aufeinander folgende Wellen aus. Diese Wellen beinhalten Hochs und Tiefs. Die Richtung, in der sich diese Wellen bewegen, zeigt uns den Trend des Marktes. Insgesamt gibt es drei Trendrichtungen: aufwärts, abwärts und seitwärts. Lassen Sie uns im Folgenden einmal Beispiele und Charakteristika für Markttrends näher betrachten. In Abbildung 1 sehen Sie die Schemata eines Aufwärts- und Abwärtstrends. Ein Aufwärtstrend ist durch eine Serie sukzessiv höherer Tiefs und höherer Hochs gekennzeichnet. Ein Abwärtstrend ist genau das Gegenteil von einem Aufwärtstrend.

Abbildung 1

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Dieser weist eine charakteristische Serie von tieferen Hochs und tieferen Tiefs auf. Sie sehen, es ist nicht so schwer, einen Aufwärts- beziehungsweise Abwärtstrend zu beschreiben. Bleibt noch der Seitwärtstrend, den Sie in der Abbildung 2 sehen. Ein Seitwärtstrend ist durch eine Serie gleich hoher Hochs und gleich tiefer Tiefs konstituiert.

Abbildung 2

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Viele Anleger nehmen an, dass ein Markt entweder auf- oder abwärts tendiert. Tatsächlich bewegt er sich jedoch sehr oft seitwärts in diesen so genannten Handelsspannen, immer wieder unterbrochen von Auf- und Abwärtstrends. Das Besondere an solchen Seitwärtstrends ist, dass sich Angebot und Nachfrage in einem Gleichgewicht befinden. Solche Marktphasen werden auch als trendlos bezeichnet, was eigentlich nicht ganz richtig ist, aber diese Bezeichnung ist oft Usus.

Vergegenwärtigen wir uns nochmal die drei dargestellten Trendrichtungen: aufwärts, abwärts und seitwärts. Es fällt nicht schwer zu assoziieren, dass wir in Aufwärtstrends kaufen sollten, schließlich nehmen wir ja an, dass sich ein Trend solange fortsetzt, bis er umkehrt. In Abwärtstrends sollten wir demgemäß leer verkaufen und in Seitwärtstrends gar nichts tun.

Die drei Klassifikationen eines Trends

Zusätzlich zu den drei Richtungen, die ein Trend aufweisen kann, wird er noch einmal kategorisiert. Diese Kategorien teilen Trends in lang-, mittel und kurzfristige Trends auf. Langfristige Trends dauern über ein Jahr und werden auch Primärtrends oder primäre Trends genannt. Primäre Trends verlaufen nicht geradlinig, sondern bestehen (im Falle eines aufwärts gerichteten Trends) aus Aufwärtsbewegungen und Korrekturen. Diese Aufwärtsbewegungen und Korrekturen sind mittelfristige Trends, auch Sekundärtrends genannt. Sie dauern in der Regel drei Wochen bis hin zu ein paar Monaten. In der Abbildung 3 sehen Sie das Schema von Primär- und Sekundärtrends. Das Schema der Abbildung 3 zeigt eine längerfristige Aufwärtsbewegung und eine längerfristige Abwärtsbewegung.

Abbildung 3

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Längerfristige Auf- und Abwärtsbewegungen bestehen aus Sicht der klassischen Zyklustheorie aus drei mittelfristigen Aufwärts- beziehungsweise Abwärtsbewegungen, die jeweils von zwei Korrekturen unterbrochen werden. Diese Anzahlen müssen nicht zwangsläufig immer stimmen, aber Sie sollten Sie als Orientierungshilfe ansehen. Wichtig ist, dass Sie die Richtung eines Primärtrends verstehen. Und zwar deshalb, weil Rallys in diesen langfristigen Aufwärtsbewegungen stark und die Reaktionen, also die Korrekturen, schwach sind. In langfristigen Abwärtsbewegungen ist es anders: Hier sind die Reaktionen (Korrekturen) stark, während die Rallys hingegen zwar auch stark, aber kurzlebig und teilweise nur schwer vorzusehen sind. Wenn Sie eine Vorstellung vom langfristigen Trend haben, dann sind Sie besser auf die Natur der mittelfristigen Rallys und Korrekturen vorbereitet.

Mittelfristige Trends können wiederum in kurzfristige Trend zerlegt werden. Diese kurzfristigen Trends werden auch als Tertiärtrends beziehungsweise tertiäre Trends bezeichnet. Sie haben ein noch kürzeres „Verfallsdatum" und dauern in der Regel weniger als zwei bis drei Wochen.

Nachdem nun diese Kategorisierung von Trends vorgenommen wurde, müssen ein paar wichtige Punkte erwähnt werden. Für einen Investor sind Käufe dann angebracht, wenn der Primärtrend in jener frühen Phase ist, in der er nach oben dreht. Liquidationen sind für den Investor dann angezeigt, wenn der Primärtrend in einer frühen Phase ist, in der er nach unten dreht. Als Trader sollten Sie darauf achten, dass Sie sich in einem langfristigen Aufwärtstrend jeweils so positionieren, dass Sie die Anfänge mittelfristiger Aufwärtsbewegungen kaufen. Hinsichtlich unserer Kategorisierung kommt dem mittelfristigen Trend also eine besondere Bedeutung zu. Er dient nämlich den meisten Trendfolgeansätzen für eine Positionierung. Der Bruch eines tertiären Abwärtstrends in einem sekundären Aufwärtstrend würde dementsprechend für Käufe genutzt. In diesem Sinne besitzt der tertiäre Trend einen Timing-Charakter und ist Ihnen beim Einstieg in den mittelfristigen Trend behilflich.

Sie handeln also in Richtung des Primärtrends und haben sozusagen Rückenwind von diesem langfristigen Aufwärtstrend. Auch deshalb heißt es: Der Trend ist dein Freund.

In langfristigen Abwärtsbewegungen ist das Traden schwieriger. Es liegt nahe, dass Sie auch hier in Richtung des übergeordneten Primärtrends handeln sollten, also der mittelfristigen Abwärtsbewegungen. Mit anderen Worten: Es liegt nahe, dass Sie die Rallys leer verkaufen. Das ist leicht gesagt, aber im Allgemeinen nicht ganz so einfach für Trader, die noch keine reale Bekanntschaft mit einem Bärenmarkt gemacht haben und an Bullenmärkte gewöhnt sind. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind die Einstiege in die Umkehrungen des mittelfristigen Aufwärtstrends für Ungeübte hier nicht so einfach wie innerhalb eines langfristigen Bullenmarktes, zum anderen treten Rallys ausgesprochen plötzlich und in äußerst dynamischer Form auf und verselbständigen sich teilweise so, dass Sie mit den ganz einfachen Werkzeugen der Technischen Analyse kein geeignetes Prognoseinstrument besitzen, um diesen Kursbewegungen Herr zu werden. Letztendlich muss an dieser Stelle aber auch festgehalten werden, dass ein guter Trader in beide Richtungen des Marktes handelt und ihm ein Bärenmarkt besonders zu Gute kommt.

Ein Aspekt der zeitlichen Klassifizierung von Trends muss noch erwähnt werden, nämlich dass diese Klassifikation nur als ungefähre Richtlinie dient. Denn in Wirklichkeit haben wir es mit zahllosen Formen der Trenddauer zu tun, zum Beispiel mit Trends, welche nur wenige Minuten andauern, bis hin zu Trends, die mehrere Jahrzehnte andauern, ja gar Jahrhunderte, wobei uns letztere natürlich nicht allzu zweckdienlich sind, denkt man an die Lebenserwartung eines Menschen. Charttechniker machen häufig Gebrauch von der beschriebenen Klassifikation eines Trends. Dies dient auch der Kommunikabilität von Technikern untereinander. Denn wenn der eine Charttechniker erwähnt, dass es sich um einen tertiären Trend handelt, weiß der andere Charttechniker, was gemeint ist, nämlich ein kurzfristiger Trend mit einer Dauer von weniger als zwei bis drei Wochen. In der Praxis kommt es leider immer wieder zu Missverständnissen, weil Charttechniker mit unterschiedlichen Analyse-Intervallen auch unterschiedliche Ansichten über lang-, mittel- und kurzfristige Trends haben. So kann es zum Beispiel sein, dass für den einen Techniker ein Trend von zwei Stunden Dauer bereits ein Primärtrend ist, für einen anderen jedoch ein tertiärer Trend.

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