ZVEI fordert resilientes Ökosystem Mikroelektronik
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI hat die EU aufgefordert, ein "resilientes Ökosystem Mikroelektronik" aufzubauen. "Wenn sich Europa tatsächlich resilient in der Mikroelektronik aufstellen will, muss es die gesamte Elektronik-Wertschöpfungskette in den Blick nehmen", erklärte ZVEI-Vorstandsmitglied Nicolas-Fabian Schweizer. Er verwies auf andere Weltregionen der Mikroelektronikbranche, die die strategische Bedeutung von Verbindungstechnik (Leiterplatten) und Elektronikfertigung (EMS Electronic Manufacturing Services) erkannt hätten und gezielt förderten.
"In China erhalten die Unternehmen über alle Wertschöpfungsstufen hinweg bedeutende Zuwendungen, von Finanzhilfen über Steuererleichterungen bis hin zu vergünstigten Energiepreisen", so Schweizer. Auch in den USA würden unter anderem durch den Inflation Reduction Act bedeutende Mittel für die Industrie bereitgestellt, wodurch auch das dortige Ökosystem Mikroelektronik als Zulieferer erheblich gestärkt werde. "In Kombination mit den hohen Produktionskosten in Europa stellt diese Förderpolitik unsere hiesigen Leiterplattenhersteller und Elektronikfertiger vor immer größere Herausforderungen", stellte Schweizer fest.
Der ZVEI fordere, dass die EU gegensteuere und sowohl die Verbindungstechnik als auch die Elektronikfertigung eindeutig als "Netto-Null-Technologien" anerkenne. "Ohne Leiterplatten und Elektronikfertigung ist der klimaneutrale Umbau unserer Industriegesellschaft nicht zu schaffen", betonte Schweizer. "Im Zusammenspiel mit Halbleitern sind sie unverzichtbar für die Erzeugung von Solar- und Windenergie." Es sei deshalb richtig, dass auch diese Technologien im Rahmen der "Transformationstechnologien für die Dekarbonisierung" unter den Net Zero Act der EU fielen und als förderfähig eingestuft würden.
"Europas Weltanteil bei Leiterplatten steht unter Druck - bei Produktion und Markt", erklärte der Verband. Seit dem Jahr 2000 sei der Marktanteil von 20 Prozent auf 3 Prozent zurückgegangen. Davon betrage der Produktionsanteil etwa zwei Drittel. Im gleichen Zeitraum habe sich die Anzahl der größtenteils mittelständischen Hersteller um zwei Drittel auf 160 reduziert. Asiens Weltanteil allein beim Markt liege heute schon bei 85 Prozent.
Auch bei elektronischen Baugruppen habe Europa deutlich nachgelassen. Allein der europäische Marktanteil habe sich im selben Zeitraum auf 11 Prozent halbiert. Der asiatische Anteil betrage 56 Prozent. "Es ist an der Zeit, dass Europa die heimische Produktion stärkt und sich entschlossen dem Aufbau eines gesamthaften Ökosystems Halbleiter zuwendet", erklärte ZVEI-Vorstandsmitglied Schweizer. Damit würden zugleich wichtige hiesige Abnehmerbranchen gewinnen, von Automotive über Energieerzeugung und -verteilung bis Medizin- und Militärtechnik und vielen weiteren Branchen, die allesamt auf eine verlässliche Versorgung mit Leiterplatten und EMS angewiesen seien.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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