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23:22 Uhr, 22.09.2011

Zucker: Kein Blick für das große Ganze

Short-Kurse rennen leider schon davon

Die Preise für Zucker könnten um ein Drittel zurückgehen, denn die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf weitere Herabstufungen der brasilianischen Zuckerrohrernte wurden enttäuscht.

Die Aufpreise für Zuckerlieferungen an brasilianischen Häfen sind plötzlich um 38 Prozent gefallen. Überraschenderweise konnten die Produzenten die nachgefragten Mengen wieder liefern, sodass wartende Frachtschiffe zügig beladen werden konnten. Viele Zuckerhändler in Brasilien fürchten nun, die Zeit hoher Preise verschlafen zu haben.

An der New Yorker Zuckerbörse verfolgt man das fröhliche Treiben der brasilianischen Händler mit großer Aufmerksamkeit, denn die hohen Preise für Zuckerlieferungen im März 2012 von über 25 Cents pro Pound sind nur dann gerechtfertigt, wenn sich die Schätzungen über eine schlechte Ernte als zutreffend erweisen. Dabei steht die zentral-südliche Anbauregion für Zuckerrohr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Wetter begrenzte das Zuckerrohr in seinem Wachstumspotenzial und erste optimistische Ernteerwartungen wurden schnell nach unten korrigiert.

Die Beratungsgesellschaft Cananplan korrigierte ihre Prognosen von ursprünglich 31 Millionen Tonnen auf zuletzt 28 Millionen Tonnen herab. Mitte September wurden die Prognosen dann aber wieder auf 29,5 Millionen Tonnen angehoben und die Hoffnungen all jener, die auf eine weitere Senkung der Ernteprognosen spekulierten, enttäuscht.

Brasilien ist der größte Produzent von Zuckerrohr und Zucker weltweit. Die nächstgrößeren Produzenten – Indien und Europa – stellen insgesamt mehr als 40 Millionen Tonnen Zucker her und damit gut ein Drittel mehr als Brasilien. Indien wird vermutlich wieder die erste gute Zuckerernte seit Jahren sehen, da der Monsunregen dort wieder normal ausgefallen ist. Auch in Europa wird eine gute Zuckerrübenernte erwartet. Die positiven Beispiele ließen sich auch für weitere wichtige Zuckeranbauregionen anbringen. Überflüssig zu sagen, dass die Preise deutlich fallen könnten, wenn sich die Märkte darüber bewusst werden, dass sie sich zu sehr auf die schlechte Ernte in Brasilien fokussiert haben.

Nun handelte es sich bei diesem Artikel, den ich am 19. September schrieb und den ich eigentlich im Rohstoff-Report heute bringen wollte, um eine ganz gute Idee. Leider sind die Kurse davon gelaufen, sodass der Trade leider nicht mehr umsetzbar ist. Eigentlich wollte ich das DZ-Bank-Zertifikat WKN "DZ3A9Y" bei 3,83 Euro im Rohstoff-Report als Produkt-Idee bringen - mit einem Ziel im Zuckerpreis bei 21,3 Cents - oder im Zertifikat von 8,73 Euro. Leider notiert das Zertifikat jetzt schon bei 5,31 Euro. Alles, was man jetzt noch machen könnte, ist auf eine Gegenbewegung zu setzen, um noch günstig an das Zertifikat zu kommen. Mehr als 4 Euro würde ich aber dafür nicht bezahlen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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